Tagebuch Ehrenamt Teil 5
So schnell geht das. Da habe ich gestern in Teil 4 geschrieben, aber leider gibt es keine Vorwarnung, wenn die Seite voll ist
21. und 22.06.17 - Schule
Also gestern wieder Schultag. Die Lehrerin hat gestern bekannt gegeben, dass sie zum Ende des Monats aufhört. Sie arbeitet in Zukunft als Medienpädagogin und jetzt endlich fest angestellt. Bisher war es nur ein befristeter Vertrag, der immer wieder verlängern wurde. Aber natürlich wurden die Ferien nicht bezahlt und ob es weitergeht, war auch nicht sicher. Sie ist eine junge Frau, die ja auch mal mit der Familienplanung angangen will. Da muss sie aber wissen, in welcher Stadt sie arbeiten wird.
Die Schüler aus ihrer Klasse waren heute sehr traurig, sie haben sie sehr gemocht. Die andere Klasse gestern hat nur gefragt, ob sie eine Abschiedsparty gibt.
Heute war sie krank, hat mich gleich um 7 Uhr angeschrieben, dass sie nicht kommen kann. So hatte ich heute schon das Vergnügen, mit 2 verschiedenen Lehren zusammenzuarbeiten. Einmal wurde ein Deutschtest geschrieben und im 2. Teil war es Mathematik - oje
Aber alle haben mich heute gebeten, weiterhin zu kommen. Sie haben mehrerlei Verwendung für mich. Ab übernächster Woche die jungen Leute am Computer beim Schreiben ihrer Bewerbungen zu unterstützen. Wenn ein Lehrer ausfällt oder mit den Schülern Einzelgespräche geführt werden müssen - jetzt fehlt ja einer - dann soll ich die Klasse übernehmen. Toll, was man mir zutraut, ich bin da etwas skeptischer.
Gestern um 13 Uhr 15 kam dann noch ein Schüler aus der Mittwochsklasse zu mir nach Hause. Er möchte noch besser Deutsch sprechen - kann er aber schon sehr gut - und vor allen Dingen schneller verstehen, damit er im Beruf auch gut zurecht kommt.
ich habe heute mit einer Lehrerin gesprochen und angeboten, daraus eine Gruppe zu machen, aber dann nicht bei mir zuhause, sondern in der Schule.
Mal sehen, was daraus wird.
28.06.17 - Schule
Heute haben sie sehr genervt. Es hat wirklich am Benehmen gefehlt. Sie hatten sich bei der Lehrerin beschwert, dass sie nicht über die Stufe A2.1. hinauskommen. ich habe ihnen erklärt, dass ihr Niveau unterirdisch ist, denn Benehmen gehört auch dazu. Die Lehrerin hat einen Tisch rausgetragen und nicht einer der Typen hat sich veranlasst gesehen zu helfen. Das gab ein Donnerwetter von mir.
Dann hatte ich die Klasse alleine für einige Zeit. Manche arbeiten gut mit, andere quatschen, machen Blödsinn - sind aber alles erwachsene junge Männer.
Bei denen, die gut mitgearbeitet haben, habe ich mich hinterher bedankt. Aber es war schon frustrierend. Ich freue mich morgen auf meine "alte" Klasse.
29.07.17 - Schule
das war heute alles andere nur kein Unterricht. Die Klassenlehrerin, die ja morgen aufhört, musste in die Kreisstadt zum Schuldirektor. So kam eine andere und die hat dann alle Herzchen für die Lehrerin zum Abschied malen lassen und ich habe Geld für einen Blumenstrauß eingesammelt.
Ich habe die Zeit genutzt um mit den Schülern ein paar Gespräche zu führen. Der eine brauchte Adressen von Wohnungsbaugenossenschaften, der andere Adressen von Anwälten. Eine verheiratete Schülerin fragte mich, ob ich ihrem Mann nicht etwas Sprachunterricht geben kann. Er darf zur VHS gehen, ist aber da gar nicht zufrieden. Also kommt er jetzt dienstags um 14 Uhr zu mir.
Computersprachschüler - unser derzeit letzter Schüler hat ja seinen Bescheid vom BAMF bekommen und so waren wir heute, zusammen mit meinem Kollegen mit ihm beim Anwalt. So ein winzig kleines Fünkchen Hoffnung haben wir. Die Anzahlung beim Anwalt haben mein Kollege und ich übernommen und hinterher waren wir noch Pizza essen. Er muss jetzt noch so einiges nachbringen.
Ich werde von Zeit zu Zeit davon berichten
30.06.17 - er hat schon fleißig gearbeitet und schon einiges beigebracht.
05.07.17 - Schule
nun ist sie weg, die Lehrerin, die ich und die Schüler geliebt haben. Montags und dienstags haben sie ja alle Praktikum, oder sind sonst wo unterwegs.
Die anderen 3 Tage ist Schule. Aber heute haben viele gefehlt. Protest wegen des Verlustes der Lehrerin.
Ich war heute wieder in meiner früheren Klasse und habe mit einem am PC seinen Lebenslauf geschrieben.
Danach gings im Klassenzimmer weiter. Die neue Lehrerin war heute schon zum Schnuppern da. Sehr jung, sehr sehr jung. Aber auch nett.
08.07.17 - Schule
Es werden immer weniger Schüler. Durch die vielen Abschiebungsandrohungen verlieren immer mehr die Lust und haben durch die nervliche Belastung auch weniger Lernvermögen. Wir (die Lehrer und ich) machen uns große Sorgen.
Gestern sollte wieder ein Schüler mit mir zusammen seine Bewerbung fertig machen. Aber er ist nicht gekommen. Er wird auch von der evang. Diakonie betreut. Am 24.07. ist Treffen. Da muss ich mal fragen, was da los ist.
Für eine halbe Stunde hatte ich dann wieder Klasse Nr. 2 zu betreuen. Ist nicht so einfach . Trotzdem macht es Spaß. Wenn mir jemand vor 2 Jahren gesagt hätte, dass ich das mal mache, hätte ich abgewinkt.
Einige waren gestern schon recht lästig. Aber immerhin hat sich einer hinterher dafür entschuldigt. Na geht doch
11./12./13.
Computersprachkurs und Schule
Am Dienstag war wie immer nur der treue Schüler, mein Schützling S. da. Anschließend hatten wir vom Kollegenkreis für diesen Kurs ein Treffen um u besprechen, wie es weitergehen soll. Wir müssen Schüler acquirieren. Und wir haben auch schon ein paar Ideen.
Am Nachmittag kam dann noch ein Privatschüler zu mir, aber er möchte den Abschluss in B1 machen und ich konnte ihm einen Vorbereitungskurs verschaffen. Da geht er jetzt die nächsten Woche hin bis zur Prüfung. Mal sehen, ob er mich dann im September wieder braucht.
Mittwoch war ja wieder Schule - ich war in meiner "Lieblingsklasse" zusammen mit einer neuen Lehrerin. Sie aber noch Studentin und ich glaube, sie war froh, dass ich dabei war.
Heute wieder diese Klasse mit einem jungen Lehrer. Er ist allerdings Gymnasiallehrer ohne feste Anstellung. Mit Juli läuft seine Beschäftigung an unserer Schule aus. Vielleicht bekommt er etwas fester am Gymnasium. Ein sehr netter junger Mann, Mathematiker. Ich und Mathe. Aber ich habe wieder was dazu gelernt und gemerkt, dass doch versteckt noch so manches da ist.
Dann habe ich heute erfahren, dass für nächsten Mittwoch ein Schulausflug ansteht, allerdings mit allen Klassen (6?). Evtl. geht es mit dem Bus nach München und ich wurde gefragt, ob ich nicht mitkommen kann zum Flöhe hüten. Mach ich.
Heute hat mich einer der Schüler nach der Tel. Nr. gefragt, manche haben sie schon, weil er mich zu sich nach Hause zum Essen und zusammen kochen einladen will. Problem: er wohnt nicht in Waldkraiburg.
Dann hatte ich erzählt, dass ich in denFerien alleine an die Ostsee fahre. Das geht nicht, einige wollten gleich mitfahren. Das würde mir gerade noch fehlen.
Da warten ja auch schon 3 Eriträer auf mich.
18./19.07.17
Dienstag wurde der Computersprachkurs ja in einen Mathekurs umgewandelt. Ich habe zwar 25 Minuten gewartet, ob sich nicht doch jemand verirrt.
Leider nicht und so bin ich wieder nach Hause gegangen. Aber nächsten Dienstag soll ein Kongolese kommen. Das wäre sehr schön.
Mittwoch
Schule - heute war wieder die junge Grundschullehrerinstudentin da. Zur Zeit wird an B1 gearbeitet. Manche können das schon ganz gut. Bei anderen fehlt es noch weit.
Schulausflug ist jetzt erst nächsten Mittwoch - und es geht nicht mit dem Bus, sondern mit dem Zug von Mühldorf aus nach München, evtl. ins Deutsche Museum. Der junge Mathelehrer holt mich in Waldkraiburg ab. Finde ich toll.
Nächsten Donnerstag ist Lehrerversammlung - da habe ich dann frei. D.h. morgen ist mein letzter Tag bis auf den Ausflug.
Wie es dann im September weiter geht, weiss ich noch nicht. Von mir aus gerne, aber ob mich die Schule braucht?
Donnerstag 20.07.
heute waren sie wieder mal zum Erschlagen. Das war die Klasse, zu der ich neu dazu gekommen bin. Gestern war es ja meine Lieblingsklasse.
Lehrer hatten heute keine Zeit und so war ich mit der Klasse meistens alllein. Da probieren sie schon sehr, wie weit sie gehen können.
Dann müssen die "kleinen" Jungs alle mal zwischendurch zum "Pinkeln" - mir gefällt der Ausdruck nicht, aber so haben sie es gelernt.
Ich wiederum habe gesagt, dass sie bis zur Pause um 9 Uhr 30 warten müssen und wer das nicht kann, soll einen Knoten rein machen.
Da war dann wieder eine Weile Ruhe.
Zum Ausflug geht es mit mehreren Klassen. Wenn Ihr am nächsten Mittwoch Abend und danach nichts mehr von mir hört, bin ich in die Isar gesprungen.
Dienstag, 25.07. - Computersprachkurs
Hurra ein neuer Teilnehmer. Aber er noch kaum Deutsch und ich nur wenig Französich. Aber wir kamen klar. Er hat mir dann ein Schreiben vom Anwalt gezeigt, dass er morgen nach München kommen muss (Fahrtkosten muss er selber tragen!!!!) und einen Dolmetscher mitbringen muss. Da hat er aber niemand und so habe ich mit dem Anwalt telefoniert. Der Termin ist jetzt verschoben bis er einen Dolmetscher gefunden hat. Ich kann das nicht. Dieser Wortschatz geht mir völlig ab. Wenn der Anwalt einen Dolmetscher stellt kostet das den Flüchtling min, € 70. Das hat er nicht, er muss ja auch den Anwalt bezahlen. Die Münchner Anwälte sind teurer als die hier auf dem Land. Aber er war vorher in München, daher der Münchner Anwalt.
Von dem jungen Mann aus DR Congo habe ich erfahren, dass in der Unterkunft nicht auf unsere Kurse hingewiesen wird, obwohl wir darum gebeten haben und auch entsprechende Flyer in vielen Sprachen verteilt haben. Ich habe ihm heute noch mal die Flyer mitgegeben und ihn gebeten, auch andere zu informieren und am Donnerstag evtl. mitbringen. Na mal sehen.
Mein Schützling S. war auch da, aber er hat mit einem Lehrer von der Schule Mathe geübt.
27.07. /01.08./03.08.
Hurra jetzt kommen doch immer 3-4 neue Leute.
2 aus Gambia, einer aus dem Kongo und ein junger Afghane. Macht richtig wieder Spaß. Nur das Hinundherzwitschen zwischen Englisch, Französisch und Italienisch ist schwierig. Ich bin hinterher immer geschafft. Zum Glück kommt der junge Kollege, wenn ich ihn brauche. Dienstag nächster Woche bin ich ja in München und da kommt ein anderer Kollege. Super dieser Zusammenhalt.
Anschließend bin ich mit dem jungen Afghanen zur Ausbildungsvermittlungsstelle gegangen. Schaut nicht so schlecht aus.
Und für den Kongolesen habe ich jetzt auch eine Bekannte getroffen, die kostenlos dolmetscht. In der 2. Septemberwoche hat uns der Anwalt einen Termin gegeben.
Am Samstag treffen sich die Dolmetscherin und der Kongolese bei mir. Wieder kein richtig freies Wochenende.
10.08.17 (Dienstag habe ich ja geschwänzt)
5 waren da. Und mein Schützling S. hat eine Urkunde erhalten, für mehr als 100 Stunden Kursteilnahme. Er geht ja nachmittags in die Schule und kommt trotzdem 2 x pro Woche in den Deutschkurs, manchmal kommt auch der Mathelehrer von der Schule und gibt ihm Mathenachhilfe. Er war ja soo stolz.
Ein Afghane (auch schon lange mir bekannt) hat mir heute gezeigt, dass er 2014 in Pakistan zum christlichen Glauben konvertiert ist. Das darf aber in der Unterkunft niemand erfahren. Alle anderen Afghanen sind Muslime. Die hätten dafür kein Verständnis. Er wollte dann wissen, in welche Kirche ich gehe. Da musste ich ihn enttäuschen. In keine. Aber ich bin mit ihm zur katholischen Kirche gegangen und wir haben nach den Gottesdiensten geschaut.
Bisher ist er hier in die Freikirche gegangen. Ich habe ihm jetzt geraten, sich selbst zu informieren, wo er sich am besten aufgehoben fühlt. Er soll auf jeden Fall auch in die evang. Kirche gehen.
Wir haben dann noch S. getroffen und ich habe die beiden dann auf einen Espresso in Café eingeladen. Als wir dort draussen saßen, kam noch einer aus dem Kurs vorbei und so wurde auch er eingeladen. War richtig nett. Da sie alle andere Ursprungssprachen haben, musste wirklich deutsch gesprochen werden.
Nächsten Dienstag ist in Bayern Feiertag - so sehen wir uns erst nächsten Donnerstag wieder.
17.08.17 (Dienstag war in Bayern Feiertag)
Als ich heute um 10 Uhr zur Bücherei kam, standen da 3 junge Afrikaner - ich kannte sie nicht. Ich habe sie gefragt, ob sie unseren Computersprachkurs kennen. Ja sie haben in der Bücherei (WLAN-Hotspot) unsere Flyer gesehen und wollen teilnehmen. Suuuppperr
Sie gehen in der Erstunterkunft auch in einen Deutschunterricht, aber da sind ja jetzt Ferien und so wollten sie unser Angebot nutzen. Ist halt nur bis 11.09. bis die offiziellen Kurse wieder angehen. Alle 3 kommen aus Uganda, aus der Hauptstadt Kampala. Sehr sympathisch, Aussehen sehr gut bis schräg.
Alle anderen waren auch da, bis auf den jungen Afghanen, der war wohl von seinem Gespräch gestern noch zu sehr beansprucht.
Eine halbe Stunde vor Ende kamen noch 2. Da haben wir die Laptops aber nicht mehr angeschmissen. Ich habe mich auf dem Gang mit ihnen unterhalten und erfahren, dass sie noch sehr jung sind und daher in die Schule gehen können. Am Dienstag bringen sie mir alle Daten mit und dann versuche ich, sie noch vor meinem Urlaub in der Schule anzumelden. Einer kommt aus Mali - spricht französich, und der andere kommt aus Sierra Leone, englisch.
Aber sie sprechen auch beide den gleichen Dialekt.
Das war heute nicht einfach, immer zwischen 7 jungen Männern hin und her zu wechseln um zu helfen und dann noch in verschiedenen Sprachen.
S. war auch da, er hat aber Mathenachhilfe mit dem Mathelehrer aus unserer Schule gemacht.
Es war eine ausschließllich schwarze Truppe. Ich mag sie alle gut leiden. Sie sind so höflich.
ALs ich dann gegangen bin kam A2. Es sieht so aus, dass er einen Praktikumsplatz bis Anfang September bei Byodo bekommt. Und wenn das gut geht bekommt er einen Ausbildungsplatz als Koch. Ein anderer junger Afghane, dem ich hin und wieder bei Hausaufgaben geholfen hatte, hat dort seit Anfang September schon einen Ausbildungsplatz als Verkäufer.
22.08.17 - Computersprachkurs
Es war wieder richtig super. Die 3 neuen vom letzten Mal waren wieder da (aus Uganda). Dann ein neuer aus dem Kongo - also wird mein Französisch noch mehr gefordert. Leider sind die beiden jungen Männer, die ich an die Schule vermitteln wollte, nicht mehr gekommen. Schade.
Ich habe heute wieder einen Konversationskurs angeboten. Start 13.09. 15 Uhr - erst mal haben alle zugesagt.
Blöderweise habe ich vergessen, dass ich die Kofferanlieferung durch Hermes für diesen Nachmittag vereinbart hatte.
Vormittags bin ich ja in der Schule - mal sehen, ob ein Nachbar den Koffer annimmt.
24.09.17 - Computersprachkurs
heute waren nur 5 da und einer ist früher gegangen, weil er so Kopfschmerzen hatte. 2 Uganderer mussten zum Anwalt und einer kam gar nicht. War wohl die "Schlafkrankheit". Aber so hatten mein Kollege und ich viel Zeit für die anderen.
Wenn man uns in ein Cafè geht, gibt es zum Kaffee immer Süßigkeiten. Beim Weibertratsch sammle ich immer alles ein. Heute habe ich einen Beutel vol mit genommen und angeboten. Es hat nicht lange gedauert, da war alles weg.
Da es nur 4 waren, habe ich eine Urlaubslage spendiert und wir sind gemeinsam ins Cafè gegangen auf einen Kaffee. 2 mal französisch, 1 x englisch und einmal eingeschränktes Deutsch, weil ich ja kein Dari kann.
Der eine Ugandaer hat dann gefragt wo ein Buchladen ist, und da sind wir dann noch gemeinsam hin. Er wollte sich einen Sprachkurs kaufen und auch ein Buch mit Kurzgeschichten englisch/deutsch. Er hatte kein Geld dabei, so haben wir die Bücher zurücklegen lassen.
Ich bin immer wieder begeistert, wie sie sich einsetzen, dabei haben alle einen ablehnenden Bescheid bekommen. Aber sie wollen nicht aufgeben.
Für den jungen Mann aus Uganda und einem Kongolee war es das erste Mal, dass sie in Deutschland in einem Lokal waren. Da gab es auch wieder viel zu lernen.
14.09.17 - Schule, Computersprachkurs, Konversationskurs
Totmüde von der missglückten Zugfahrt bin ich dann am Dienstag zum Computersprachkurs. Er war gut besetzt, viele neue Leute. U.A. auch 3 junge Frauen. Eine aus Palästina (Bethlehem), aus Uganda (heißer Feger) und eine aus Afghanistan, sie hat bereits an der UNI in Kabul unterrichtet.
Ansonsten Ugandaer, Kongolesen und ein Nigerianer. Sehr interessiert. Nur der ´junge Nigerianer hat mich viel Zeit gekostet, wäre er ehrlich gewesen, hätte ich mit den Zeitaufwand sparen können. Er ist so jung, dass er in die Schule gehen dürfte. ALso ich versucht, einen Platz in der Berufsintergrationsschule für ihn zu bekommen. Dafür musste ich mich von der Tussi im Schulsekretariat dumm anmachen lassen. die hat ihren Arbeitsplatz u.a. auch dadurch, dass wir Ehrenamtler uns darum kümmern - ohne Geld, sie wird bezahlt. Sie hat mich unverschämt abgefertigt.
Also habe ich bei der STadt versucht, jemand zuständiges zu bekommen und kam so an eine Sozialarbeiterin , die ich bereits vom Kreis Asyl kannte.
Sie hat sich dann darum gekümmert. Da waren bereits 2 Stunden vergangen - meine Zeit.- nach einer Stunde rief sie dann an und teilte mir mit, dass der junge Mann bereits in der Schule war, aber hingeschmissen hat. Eine zweite Chance wird nicht gewährt.
Mittwoch dann er erste Schultag nach den Ferien. In unserer Klasse waren es 6, in der Nachbarklasse 2 und in der dritten Klasse auch nur wenige. Dafür so viele Lehrer wie noch nie. Meine Junge und ich haben uns auf jeden Fall gefreut uns wieder zu sehen.
Danach gings zum Weibertratsch
Um 14 Uhr 30 zum Konversationskurs. ich war platt, da standen auf einmal 12 Junge Leute da. Toll - wir hatten viel Spaß und heute haben sie mir bestätigt, dass es ihnen sehr gut gefallen hat
Heute dann wieder Schule - ein paar mehr Schüler bei uns, andere Klasse wieder 2, Wieviele es in der 3. waren, weiss ich nicht.
Ich war wieder in meiner Klasse, aber mit 2 !!! neuen Lehrern. Sie haben die jungen Leute wie kleine Kinder behandelt, das wird nicht lange gut gehen.
Ich muss mal klären, ob die beiden mich überhaupt dabei haben wollen.
Danach wieder hastewaskannste durch die Stadt zum Computersprachkurs. Wir waren überraschenderweise 3 Lehrer, aber noch überraschender war die Teilnehmerzahl. 13 !!! und da haben 5 von den bisherigen gefehlt, weil sie Termine hatten. Weder haben die Laptops noch die Tische gereicht.
Mittlerweile ist Uganda ganz stark vertreten. So verschiedene Typen.
Für einen muss ich morgen ca. 100 Seiten an einen Anwalt faxen.Gerade habe ich mir die Unterlagen genauer durchgessehen - er wird keine Chance in Deutschland bekommen.
19.09.17 - Computersprachkurs
Es war wieder eine neue junge Frau aus dem Kongo da. Dafür haben andere gefehlt, Termine in München, Deutschkurs in der Erstunterkunft und einer liegt im Krankenhaus. Aber es war wieder richtig schön. Mittlerweile kenne ich diese vielen jungen Leute auch am Namen. Problem ist halt, dass man mit einigen englisch sprechen kann, mit den anderen muss ich auf Französisch radebrechen. Am besten ist es immer, wenn Leute da sind, die nur ihre Heimatsprache sprechen. Die Afrikaner sprechen eben englisch oder französisch. Und selbst die jungen Frauen aus Afghanisten und Palästina sprechen sehr gut englisch.
Leider haben nicht alle PCs funktioniert. Wir bekommen neue dazu und auch noch ein paar Tische.
Morgen ist dann der Konversationskurs. Mal sehen wer kommt.
20.09.17
Schule - mir ging es heute morgen nicht gut, jetzt kommt die Erkältung raus, die ich mir im Zug eingefangen hatte - und so habe ich um 6 Uhr eine Nachricht geschickt, dass ich nicht komme. Ich war mit Husten, Niessen und Schnupfen beschäftigt.
Konversationskurs - da bin ich am Nachmittag hin, weil ich nicht von allen die Tel. Nr. habe. Ich wollte gerade wieder gehen, weil es schon 15 Uhr 10 war. Da sind dann einige eingetrudelt. Der letzte kam um 16 Uhr 30. Ich habe noch mal darauf hingewiesen, dass ich pünktlich anfangen will und um 15 Uhr 15 wieder gehe, wenn niemand da ist und wenn das 2 x passiert ist der Kurs gestrichen. Viele hatten allerdings Termine, z.B. Bamf oder beim Arzt.
Ich muss mir die Tel. Nr. geben lassen und auch meine geben, damit sie sich entschuldigen können. Evtl. alle zu einer Gruppe zusammenfassen.
3 waren neu dabei. 2aus Uganda. Und ein junger Mann aus Botswana mit lustiger Frisur. Witzig war, erst kommen sie zu spät und dann waren sie enttäuscht, dass ich um 17 Uhr 25 Schluss gemacht habe. Es geht offiziell bis 17 Uhr.
Ein "weißer" junger Mann aus Afghanistan war direkt fremd in dieser Umgebung. Und er kann ausser Dari und Deutsch nach 2 Jahren Vorbereitungsberufsschule keine andere Sprache. Was sehr gut ist, so bin ich nicht dauernd versucht, Deutsch zu sprechen. Er hat mich dann auch noch ein Stück nach Hause begleitet. Er wollte viel über die Wahl am Sonntag wissen. Für ihn käme wohl nur Merkel in Frage. Als ich ihm gesagt habe, dass es diese Partei in Bayern gar nicht gibt, konnte er das gar nicht fassen.
26.09.17 - Computersprachkurs
Ein Kollege bietet ja wieder einen richtigen Sprachkurs an und hatte am letzten Donnerstag alle informiert, dass sie montags, dienstags und mittwochs bei ihm im Kurs sind - anderer Ort - am Donnerstag alle wieder zusammen im Computersprachkurs. Das hatten einige nicht verstanden und waren heute im Computersprachkurs - mich hats gefreut, so war ich nicht allein. In Zukunft werde ich wieder wenig zu tun haben. Aber es gibt ja immer wieder neue Leute.
27.09.17 - Schule
für die Lehrer hatte ich als Urlaubslage Mon Cherie mitgebracht und für die Schüler "Negerküsse" - darf man nicht sagen, mach ich aber trotzdem
Von einem jungen Lehrer habe ich 2 Gläser seines Superhonigs bekommen. Ich hatte im Gästebuch schon mal darüber geschrieben.
Die Schüler werden immer weniger. Ich mache mir Sorgen, was aus den "Nichtmehrkommern" wird.
Ich muss jetzt hier aufpassen, was ich schreiben, denn junge Mathelehrer liest hier mit - gell?
Konversationskurs
War richtig gut, auch wenn die Kongofraktion gefehlt hat. Ein junger Ugandaer wurde letzte Woche am Blinddarm operiert. Er war gestern gekommen, aber es ging ihm nicht gut. Heute im Computersprachkurs hat er dann doch gefehlt.
Wenn nur englischsprachige Teilnehmer da sind, muss ich nicht so viel denken, Es war auch ein ganz neuer dabei aus Nigeria. Sehr ruhig, d.h. er hat kein Wort gesagt.
Ich hatte Minikrapfen mitgebracht und habe dafür ein Geburtstagsständchen bekommen. Einfach lieb
28.09.17 - Schule
Das war heute etwas anders, ich hatte "meine" Klasse für 1 Stunde alleine für Konversation. Wir haben über die Wahl gesprochen. Gestern hatten sie dieses Thema schon bei einer Lehrerin und ich war angenehm überrascht, was sie behalten haben. Alle würden, wenn sie dürften, Frau Merkel wählen. Sie waren ganz enttäuscht als ich sagte, dass das in Bayern gar nicht geht.
Einige haben im Laufe der Zeit schon mitbekommen, dass in Waldkraiburg bestimmt 80% Flüchtlinge leben, die seit 1946 hier her gekommen sind und die Stadt aufgebaut und gegründert haben. Im Laufe der Jahre wurden es immer mehr. Russlanddeutsche, Spätaussiedler, Balkankriegflüchtlinge und viele aus der DDR.
Umso entsetzter waren sie, dass in Waldkraiburg fast 20 % die AfD gewählt haben. Ich war auch sehr entsetzt und habe den Schreck mit einem Bier und noch einem Bier, und einem Schnaps und noch einem Schnaps am Sonntag runter gespült. Ist aber wieder da.
Computersprachkurs
An und für sich bin ich ja nicht für donnerstags eingeteilt, heute fiel aber ein Kollege aus. Wir hatten wieder volles Haus. Nach einer Seite Erklärungen in englisc,h nach der anderen Seite in französisch. Da ist man bzw. ich gefordert. Vorige Woche hatten mich ja 2 Ugandaer nach einem Boxtraining gefragt. Ich habe mich erkundigt, und so gehen wir nächsten Mittwoch nach dem Konverationskurs zum Boxtraining. Irre, was da alles auf mich zukommt.
Am Montag muss ich mit meinem Schützling S. zum Arzt. Hoffentlich sind wir fertig bevor er in die Schule muss.
Kleiner Nachtrag - kleine Stories
Der junge Afghane ist ja christlich getauft, allerdings ist auf dem Taufpapier keine Religionszugehörigkeit angegeben. Er wurde in Pakistan getauft.
Vor einiger Zeit hatte er mich gefragt, in welche Kirche er gehen soll. Ich hatte ihm empfohlen, mal jeden Sonntag in eine andere Kirche zu gehen um zu sehen, wo er sich am wohlsten fühlt.
Am Mittwoch habe ich ihn dann gefragt, was er macht. Bei schönem Wetter geht er in die Freikirche, das ist ein etwas weiterer Weg ganz in meiner Nähe.
Bei Regen geht er in die katholische Kirche, weil das der kürzeste Weg ist.
Toll - mal eine ganz andere Herangehensweise.
Dann hatte ich mich gerade mit einem jungen Mann aus Uganda getroffen. Ich sollte ihm ein Schreiben vom Anwalt übersetzen. Wir sind dann ins Cafè und da hat er mir erzählt, dass er hier zu Tanzveranstaltungen fährt. Ich wusste aus seinen Unterlagen, dass er Tänzer ist. Er gibt hier Salsaunterricht.
Als Partnerin hat er seine Lehrerin aus der Erstunterkunft. Nächsten Samstag ist im Nachbarort eine Veranstaltung. Jetzt muss ich mal sehen, wie ich da abends hinkomme. Tagsüber wäre ich zu Fuß gegangen. Aber nachts geht das nicht.
Heute ist bei uns eine Präsentation "Afrika". Ich habe viele Schüler da getroffen. Sie machen Spiele und hoffen, dass viele Waldkraiburger mit machen.
Als ich nach Hause gegangen bin, habe ich 2 aus dem Kurs getroffen, die nichts davon wussten. Ich habe sie hingescheucht.
Mir ist das heute noch zu anstrengend. Sebastian hat gesagt, ich soll auf mich aufpassen. Und manchmal gehorche ich auch.
Und noch eine berührende Geschichte: Bei dem Gespräch mit dem jungen Mann hat er mir erzählt, dass er jeden Tag eine kleine Fortsetzungsgeschichte über eine Woche schreibt und diese dann seinem Sohn am Telefon vorliest. Der Sohn ist 4 Jahre alt und lebt mit seiner britischen Mutter in England.
Sie selbst will keinen Kontakt zu ihrem geschiedenen Mann, aber der Kontakt zwischen Vater und Sohn ist möglich.
02.09.17 - Arztbesuch mit S.
Er hat wieder Herzschmerzen, aber auch Schmerzen in der Schulter und dem oberen Rücken auf der linken Seite.
Also gab es Bestrahlungen. Darf ich eigentlich zugeben, dass so ein durchtrainierter schwarzer Oberkörper ein toller Anblick ist?
Aber für den Anwalt mussten wir auch den Bericht vom Psychiater beim Hausarzt abholen. Da steht u.a.: .... kommt mit Sprachpatiin Frau Schnittker
(leider ein t zu viel) "ehrenamtliche Oma" .....
Ist doch herrlich, aber hoffentlich ist es nicht zum Nachteil für ihn. Weil es dann beim Gericht wieder heißt: "ja diese lästigen Ehrenamtler"
04.10.17 - Schule
Heute hatte ich das Glück wieder mit dem jungen Lehrer zusammen im Unterricht zu sein. Es ging um unseren Rechtsstaat, sicherlich für manchen der Schüler etwas ungewohntes. Morgen werde ich das Thema noch mal im Konversationskurs ausgreifen und sehen, was hängen geblieben ist .
Und vielleicht manches etwas drastischer ausdrücken.
Es ist schön zu spüren, wie man mit den jungen Leuten zusammenwächst. Im Februar werden sie die Schule verlassen und ich werde sie alle vermissen. Auch wenn manche doch recht schwierig sind. Sie haben mein Leben sehr bereichert. Mal sehen wie lange wir über Whatsapp verbunden bleiben.
Bis auf einen wollen alle in Deutschland bleiben. Einer - ich mal ihn sehr - wiill nach Syrien zurück, sobald Ruhe einkehrt, und sich am Aufbau beteiligen.
Konversationskurs: Es kamen leider nicht alle. aber um was zu lernen, ist ein nicht so voller Kurs.
Sie haben dieses Mal selber Fragen mit gebracht. Wir hatten viel Spaß und ich entdecke immer mehr den Spaß an der Pantomime. Manches läßt sich auf eine andere Art nicht erklären. Nächstes Mal werde ich für alle Kopien von der Tageszeitung machen und werden versuchen zu lesen und zu verstehen.
Sie haben das sehr begrüßt.
2 aus Uganda - ehemalige Soldaten - Boxer wollen gerne ein Boxtraining machen. Also habe ich mich erkundigt, wo die Möglichkeit besteht und so sind wird nach dem Konversationskurs da hingegangen. Also der Trainer- nicht gerade mein Fall (Russlanddeutscher) hat gesagt, dass sie 2 x mal pro Woche kommen können, auch wenn da in erster Linie junge Schüler trainieren. Den jungen Männern macht das nichts aus. Sie wollen gerne auch mit den jungen Leuten zusammentrainieren. Nächstes Training ist am Freitag und ich muss mitkommen, sagt der Trainer, damit ich übersetzen kann. Also ist mein Freitag Nachmittag wieder verplant. Also habe ich jetzt meine eigenen Bodyguards. Toll - nicht berühmt und trotzdem werde ich beschützt. Es sind 2 Riesenkerle.
Voller Narben, aber lieb. Und so was war Soldat. D.h. sie sind keineswegs zimperlich, wenn es darauf ankommt. ich hoffe, dass sie sich nie zu einer Fehlhandlung verleiten lassen.
05.10.17 - Schule
Konversation: ich habe das gestrige Thema "Deutsches Strafrecht" noch mal aufgegriffen. Leider war da nicht viel hängen geblieben. Sie hatten eine gute schriftliche Unterlage bekommen, sich aber zuhause nicht meh rdafür interessiert. Ich habe sie noch mal auf die Wichtigkeit hingewiesen, zumal einige durchaus, wenn auch im harmloseren Bereich, mit der Polizei Bekanntschaft gemacht haben. Aber es ging auch darum, was in Deutschland geht und was nicht.
Heute morgen stand auf der Rückseite eines Stuhles "gay". Als der Schüler, der auf dem Stuhl saß, das bemerkt hat, hat er den Stuhl angewidert weggestellt. Ich bin dann näher auf das Thema eingegangen und habe auch erklärt, dass in Deutschland jeder seine sexuelle Ausrichtung leben kann, so fern der Partner oder die Partnerin damit einverstanden ist. Es darf nichts erzwungen werden. Und das seit Montag gleichgeschlechtliche Paare heiraten können. Riesige Proteste. Das steht nicht in der Bibel und im Koran. Ich habe ihnen gesagt, dass das "alte" Bücher sind und die Welt weitergeht.
Und jetzt - es ist mir fast peinlich - kam von mir eine platte Bemerkung: Sie kommen ja auch mit Bus und Bahn zur Schule, wollen alle bald ein Auto haben. Also erkennen sie Fortschritt an. Wenn nicht, dann sollen sie sich ein Kamel besorgen.
Noch irrer - einer in der Klasse hat ein bereits ein uneheliches Kind. Da wollte ich aber nicht näher darauf eingehen, weil ich nicht wusste, was die anderen darüber wissen. Er hat sich fürchterlich über Homosexuelle aufgeregt. Schade, dass ich da nicht mehr zu ihm sagen konnte.
Dann kam das Thema, dass einer noch sehr jung aussieht, 20 Jahre ist er alt, aber wenn er Mädchen anspricht, sagen sie, dass er wir 15 aussieht.
Er will aber auch mal ein Mädchen haben. Kommentar eines anderen "solange Du keine Freundin hast, musst Du halt wi......".
Eva, weisst Du, was das ist? Ja ich bin schon alt und weiss fast alles. Es ist aber Straßenjargon und sie sollen aufpassen, wann sie es sagen.
Manche Tage sind echte Highlights.
In der nächsten Stunde gab es bei der Lehrerin einen Test und anschließend wurde Pantomime gespielt, Das hat den großen Kindern sehr viel Spaß gemacht. Leider war einer dabei, der sich heute total verweigert hat. Wenn ich nur wüsste, wie man an ihn rankommt. Aber wenn es die Pädagogen und Soz.päd. nicht wissen. Es ist so schade um ihn.
06.10.17 - Schützling S.
Er war gerade bei mir und hat 4 große Tragetüten mit Kinderkleidung und Kinderspielzeug abgeholt. Das verteilt er dann an die Mütter in der Gemeinschaftsunterkunft. Ein paar Handtücher und Fussballschuhe Gr. 43 waren auch dabei. Die Schuhe sind leider zu klein für ihn. Er spielt ja hier in der 2. Mannschaft.
Wir haben vereinbart, dass wir ab November, wenn ich weiss, wann die neuen Computersprachkurse stattfinden, uns 1-2 mal in der Woche zusammensetzen zum Deutschlernen. Er bringt dann sein Buch aus der SChule mit und wir arbeiten noch mal nach.
In der Ferienwoche Ende Oktober bekommt er auch von dem jungen Kollegen wieder Mathenachhilfe.
Neue Computersprachkurse sind es eigentlich nicht, aber sie finden in einem anderen Gebäude statt, da muss ich mal sehen, ob ich dabei bleibe. Das liegt so ungünstig für mich. Bisher muss ich durch die Stadt und konnte gleich was mit erledigen. Die neuen Räume sind weit weg von allem.
Und noch was:
Für 14 Uhr 55 war ich mit den beiden Ugandaern zum Boxtraining verabredet, ich sollte ja dolmetschen. Ich bin bei scheusslichem Regen und Wind los und kam richtig nass dort an. Nur die beiden nicht. Ich hatte gesagt "pünktlich". Habe dann noch 10 Minuten gewartet, aber niemand kam. Ich bin sstocksauer.
Ausbaden dürfen das jetzt die nächsten, ich werde so etwas nicht mehr anbieten. Außerdem hatten für diesen Nachmittag meine Schwester und ich eine Einkaufsfahrt zu ihrem Geburtstag geplant. Das hatte ich wegen der Männer abgesagt.
Ja manchmal geht auch die Hilfe daneben.
Um 16 Uhr 40 bekam ich eine Whatsapp von einem Kollegen, der meine Tel. Nr.. hat. Die beiden stünden vor der Trainingshalle, wo ich wäre und wann ich käme. Alles nicht so leicht. Sie haben das mit der anderen Uhrzeit am Freitag wohl nicht auf die Reihe bekommen. ich bin nicht mehr hin, war ja sowieso zu spät. Mal sehen, wie wir das am Mittwoch machen. Da geht es´um 17 Uhr los, aber da ist ja gerade mal mein Konversationskurs zu Ende. Da könnten wir erst am 17 Uhr30/45 da sein. Und am Freitag kommt die frühere Lehrerin und wir wollen uns zum Essen treffen. Da wird es auch schwer um 15 Uhr da zu sein.
07.10.17
Ich hatte mich mit dem 3. jungen Mann, der auch am Boxen interessiert war, aber am Freitag einen Arzttermin hatte, getroffen. Er braucht auch dringend einen Termin beim Psychiater. Eber in der Erstunterkunft bekommen sie noch keine Gesundheitskarte, da kann es sein, dass es keinen Termin gibt.
Der Termin am Freitag war auch ausgefallen, jetzt muss er am Mittwoch noch mal hin. Und dann hoffen wir mal.
09.10.17
Habe mich gerade mit einem Kongolesen getroffen, er brauchte dringend Geld für die Fahrten zum Anwalt und zum Gericht - hier gibt es ja vom Staat keine Freifahren. Das kommt ganz schön teuer. Mein Kollege hilft ihm auch finanziell, aber dieses Geld schickt er seiner Frau und den beiden Kindern. Da verdienen sich auch so einige eine goldene Nase dabei. Die tranferieren das Geld in die Herkunftsländer, da ja einige keine Konten haben.
Er kam nach Deutschland u.a. weil er eine schwere Kinderlähmung hat und er hoffte, dass man ihn hier operieren könnte. Aber das lehnt der bayerische Staat ab. Er war heute sehr verzweifelt, weil er solche Schmerzen hat. Es gibt immer nur Tabletten, aber keine effektive Hilfe.
10.10.17 - nix - war niemand da im Computersprachkurs. War zu erwarten, da mehrere Angebote parallel laufen. Trotzdem schade
11.10.17 - Schule
Die Klasse ist schon recht klein geworden. Thema heute "Distanzzonen". ist ja doch recht unterschiedlich zwischen uns Nordeuropäern und Menschen aus südlichen Ländern und aus arabischen Ländern. Meine Beobachtung: die Araber sind sehr herzlich. Afghanen sind viel zurückhaltender und das Benehmen der Afrikaner ist unserem sehr ähnlich.
Die jungen Leute haben sich nicht sehr dafür interessiert. Dabei ist das für ihre Intergration so wichtig. Ihr Interesse liegt im Moment mehr auf Arbeit und Geld, eine Wohnung und möglichst auch ein Auto.
Im Bereich Intergration ist da sehr viel zu leisten. Und wir müssen auch lernen, sie so zu akzeptieren wie sie nun mal sind.
Sie sind so herzlich und aufmüpfig und stinkig und lieb und so anders und wie unsere jungen Leute - einfach normal mit anderen Erfahrungen.
Einer von den Jungs hat vom Ausländeramt seinen Ausweis nicht verlängert bekommen, er lebt hier mit seiner Familie im Nachbarort, ist eifrig im Praktikum, hat sich jetzt auch ein neues gesucht und jetzt soll er, ohne seine Familie nach München und auch die Arbeitserlaubnis ist erloschen.
Er ist Syrer - was soll das denn. Ich bin nur froh, dass sich die Lehrer für ihn einsetzen und engagieren.
Konversationskurs
Der Kurs war gut besucht, aber nur Ugandaer. Kongo und Afghanistan waren abgängig. Warum auch immer. Ich hatte Zeitungsartikel kopiert, einmal über unsere Fussball-Bezirksliga- einer der jungen Männer spielt da in der 1. Mannschaft mit und wurde positiv in diesem Artikel erwähnt.
Für zu Hause und zur Diskussion nächste Woche etwas über den Frust der Ehrenamtler, weil man wirklich mit den Flüchtlingen umgeht, als wäre sie lästig. Menschlich ist das nicht.
Dann bin ich mit 2 zum Boxtraining, aber es war niemand da. Der Trainer ist .... - naja, hätte mir ja letzten Freitag sagen können, dass heute kein Training stattfindet. Also bin ich mit meinen beiden Bodyguards wieder nach Hause. War ein schöner Spaziergang durch den Stadtpark.
12.10.17 - Schule
Für die Konversationsstunde hatte ich mir eine Thema ausgesucht, dass mir am Herzen liegt und war super, was für eine gute Diskussion daraus entstanden ist.
"Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will."
Jean-Jaques Rousseau
Und wir hatten dann auch ein Beispiel wie sich einer herausgenommene Freiheit sich gegen einen selbst richten kann.
Einer von den Jungs war, aus vielerlei Gründen, fast 3 Monate nicht beim Unterricht, und so hieß es heute, dass er in eine andere Klasse muss, um versäumtes nachzuholen. Ich hatte das Gefühl, dass er gut verstanden hat. Aber er will nicht in die andere Klasse und ich hoffe, dass er noch mal eine Chance bekommt, in der angestammten Klasse zu bleiben.
13.10.2017 - Schützling S
wir waren heute für 9 Uhr 30 bei mir für 1 1/2 Stunden zum Deutschlernen, - sprechen verabredet. Er war ganz pünktlich. Ich war allerdings nicht sehr fit, erstens war gestern das Theater erst nach 23 Uhr zu Ende und bis man dann daheim und im Bett ist - naja. Außerdem war mein Husten sehr heftig heute Nacht. Also musste er mit einer unfitten Oma zurechtkommen. Aber er ist ja so ein lieber Kerl. Und er hat heiße Schokolade bekommen. Die Chips sind aus einer handwerklichen Schokoladenmanufaktur in Bamberg. Und natürlich in Heumilch. Er fand sie sehr gut.
5 Minuten, nachdem er weg war, hat es wieder geklingelt. Er noch einmal. Inzwischen hatte er von einem Freund eine Nachricht erhalten. Ein Brief vom Ausländeramt in Augsburg. Also noch mal schnell übersetzt.
Ein Flüchtling aus dem Kongo hatte auch schon heute morgen geschrieben. Er hat ein Schreiben von seinem Anwalt, dass er nicht versteht. Ich allerdings auch nicht. Und so habe ich heute morgen schon mal eine Mail an den Anwalt in München geschickt und um Aufklärung gebeten. Und dann muss ich das ins Französische übersetzen. Das wird hier das größte Problem sein.
So der Anwalt hat mich angerufen. So weit ist alles klar, aber für den Mann sieht es nicht gut aus. Sage ich ihm aber nicht. Die Hoffnung bleibt.
17.10.17 - Computersprachkurs
Ganz hat die Buschtrommel nicht funktioniert. Insgesamt waren es aber doch 9 Leute, davon 3 ganz neue.
Es waren 2 sehr hübsche junge Frauen da. Sie kommen aus Myanmar und gehören zu den muslimischen Rohingas, die ganz massiv verfolgt werden, viele Tote. Es sind Schwestern, können schon etwas Deutsch und sind sehr höflich und lustig. Wirklich - die Welt kommt zu uns - wenn nur der Anlass nicht immer so traurig wäre.
Wenn alle, für die wir den Termin auf den Nachmittag verlegt haben, da gewesen wären, hätten die PCs nicht gelangt.
Wenn morgen alle zum Konversationskurs kommen, kann jeder mal gerade 2 Sätze sagen.
Zur Zeit ist einfach alles Mist - jetzt habe ich hier die letzten beiden Tage nachgetragen - dann war auf einmal das Bild weg und nun auch mein Text.
Mal sehen, wann nich weiter mache, jetzt schiebe ich erst mal Frust. Es geht mir nicht so gut und dann das - gggrrrrrrr
Marina hat um baldige Fortsetzung gebeten, als noch mal von vorne
18./19.10. - Schule
Es sind zur Zeit nur wenige Schüler da. Manche fehlen wohl aus Frust. Aber was sollen da die Lehrer erst sagen. Sie machen wirklich alles für die Schüler. Aber Wunder können sie auch nicht vollbringen. Und lernen müssen die jungen Leute schon selbst.
Am Mittwoch ging es um den Tod in den Religionen und vor allen Dingen, geht es danach weiter oder nicht. Für einige ja, für andere nicht und einige denken gar nicht darüber nach. Sie sind ja auch noch jung.
Am 19. war ja wieder Konversation in der Schule angesagt und ich hatte mit Ethik und Moral vorgenommen. War ein sehr schwieriges Thema. Ein Leben ohne Religionszugehörigkeit konnten sie sich nicht vorstellen. Aber es war trotzdem super, denn es kam zu einer richtigen Diskussion und wenn sie was bewegt, dann können sie sich auch recht gut auf Deutsch ausdrücken,
Konversationskurs
Von einem Teilnehmer habe ich die Nachricht bekommen, dass alle, die in der Erstunterkunft leben, eine halbe Stunde später kommen, weil es in der Unterkunft eine Versammlung gibt, an der sie teilnehmen müssen. Aber ich habe auf einen Kongolesen gewartet, für den ich Unterlagen kopiert habe.
Bin also pünktlich hin, damit er nicht vor verschlossenen Türen steht. Er kam aber nicht, spät am Nachmittag kam die Nachricht, dass er zum Landratsamt musste. Hätte er ja auch rechtzeitig mitteilen können.
Für Donnerstag nach meinem Franz. Kurs war ich mit einem Ugandaer verabredet. Ich wäre so gerne nach dem Kurs nach Hause gegangen, ich war so fertig. Ihr ahnt es schon, er hatte verschlafen. Ob ich nicht eine Stunde später noch mal kommen könnte. Konnte ich nicht, ich war sauer.
Dabei geht es bei ihm um einen richtig wichtigen Termin. Ach man, nicht immer so leicht.
24.10.17 - Computersprachkurs
die Bude war voll, ich war heute alleine, das ist fordernd. Wieder 2 neue da, dafür fehlen wieder andere, Zum Teil haben sie die Stadt schon wieder verlassen, zum anderen haben sie immer wieder Termine bei den Ämtern - Es waren 5 Ugandaer, 2 Kongolesen, 2 Afghanen, 2 Pakistani.
Die beiden jungen Frauen aus Myanmar hatten einen Termin bei einem Amt. Auf jeden Fall hatten wir viel Spaß.
Die beiden Pakistani sind noch unter 20 Jahre alt und so will ich mal sehen, ob sie in die Schule gehen dürfen.
Einer der Kongolesen, um den ich mich in letzter Zeit mehr gekümmert habe, kommt morgen in die Psychiatrie - er ist extrem selbstmordgefährdet.
Im habe ihm € 50 gegeben, damit er sich evtl. fürs Krankenhaus noch was kaufen kann und auch dort wird er Geld benötigen.
Der Mann, um den ich mich hier etwas intensiver kümmere, hat eine Einweisung in die Psychiatrie erhalten. Suizidgefahr. Er hat in seiner Heimat Frau und 2 Kinder, er kam hier her, weil er hoffte, dass man ihm wegen seiner Kinderlähmung helfen kann. Das wurde aber vom Bayr. Staat abgelehnt.
In seiner Heimat hat er als "Krüppel" keine Chance auf Arbeit. Und hier hat er den Abschiebebescheid, bzw. müsste er nach Italien zurück.
25.10. - gestern scheint hier alles durcheinander gegangen zu sein. Keine Ahnung was los war. Manches ist auch doppelt da.
Schule - ohne besondere Vorkommnisse - nur wenig Schüler und ich habe meine Brille dort vergessen. Mal sehen, was ich morgen in der Konversationsstunde anbiete. Vielleicht träume ich was passendes.
Konversationskurs - es waren nur 6 da. Schade. Aber wieder ein neuer dabei - Pakistani, und gegen Ende kam noch ein neuer, ein Kongolese.
Am Samstag war eine unangemeldete und nicht genehmigte Demonstration vor der Erstunterkunft, angeblich hatten ein paar dunkle Flüchtlinge eine türkische Familie im Park angegangen. In der Zeitung steht, dass der Vater eine Flasche an den Kopf gekommen hat und die Tochter von einem Stein getroffen wurde-
Das war der Grund, dass der Vater über Facebook diese Demo angeleiert hat. Die Unterkunft hatte dann die Polizei informiert. Die kam auch, sogar berittene Polizei. Bis auf blödes Gelaber de Polizei gegenüber von den Demonstranten blieb alles ruhig.
In der Zeitung steht aber, dass die Polizei, bereits am Freitag den Vorfall aufgenommen hatte, die Vorwürfe des Vaters nicht bestätigen kann.
Und wegen unerlaubter Demo steht dem Organisator jetzt auch ein Ordnungsverfahren ins Haus. Kannn sein, dass er die Kosten für den Einsatz bezahlen muss.
Am nächsten Tag wurden in der Unterkunft Scheiben eingeworfen.
Den Zeitungsartikel habe ich heute als Grundlage für den Konversationskurs genommen. Alle Anwesenden sagten, dass an den Vorwürfen nichts dran ist.
Ich gehe ja immer durch diesen Park und muss sagen, dass da immer viele schwarze und auch andere junge Leute aus der Unterkunft sind. Sie sind sehr nett und sehr höflich und ich fühle mich da immer sehr sicher und oft unterhalten wir uns auch.
Ich habe meinen Teilnehmern erst mal geraten, den Park zu meiden, kann ja sein, dass ihnen ein paar arme Irre auflauern.
26.11.17 - zu gestern - heute steht auch in der Zeitung, dass sich die Islamische Gemeinde von dem Deutschtürken und seiner Demonstration distanziert. Schule
Im Konversationsunterricht haben wir über Zukunftswünsche gesprochen. U.a. 8 Kinder - 4/4 - viel Geld und zurück nach Syrien. Geld und Auto, wohnen in der kleinen Stadt, wohnen in München, Familie wollen alle. Bis auf die gewünschte größere Kinderzahl (min. 3) unterscheiden sie sich in nichts von unseren jungen Leuten. So richtig fit waren sie heute alle nicht. Was heisst alle, waren ja nur 7 da.
In der nächsten Stunde ging es dann ums Tagebuch schreiben. Ein Thema, das ihnen sehr fremd war. Aber bis auf einen, waren sie nicht so ablehnend.
Die junge werdende Mutter war sogar begeistert und wird das sofort aufgreifen. Einmal für sich und einmal für das Baby. Ganz wunderbar.
Um 10 Uhr wollte ich mich heute mit S. zum Deutschunterricht hier bei mir treffen. Aber die Schule hat einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Sie müssen zur Potenzialanalyse. Sein Potenzial ist seine liebenswerte Art.
30.10.17 - über die letzten Tage
Am Samstag habe ich einen Schüler im Nachbarort aufgesucht. Omei - da hats ausgeschaut. Ich war schon einmal bei der Famiilie als sie noch in Waldkraburg gewohnt hat. Da war alles ok. Aber am Samstag!!! Der junge Mann hat um 12 Uhr noch im Bett gelegen und wurde erst mal rausgestaubt.
Fit sieht anders aus. Aber wie ich gestern erfahren habe, war er am Freitag Abend auf der Hochzeit eines Schülers aus Afghanistan, auch aus unserer Klasse. Die habens alle eilig mit der Heiraterei - aber vielleicht gibt es ja etwas Stabilität.
Die Familie besteht aus 3 Mädchen und wenn ich es richtig mitbekommen habe aus 3 Jungen/Männer. Vater gibt es wohl keinen mehr. Aber Mama sah so schwanger aus. Da komme ich aber noch mal dazu, wenn ich über die Hochzeitsfeier von gestern berichte. In der Wohnung war absolutes Chaos.
Der junge Mann hat Trouble mit dem Ausländeramt, zur Zeit bekommt er kein Geld (das soll wohl vom Jobcenter kommen), er sollte in München wohnen, dann aber doch bei der Mutter. Ein Durcheinander. Ich bewundere die Lehrer, die sich hier so reinhängen um alles wieder auf die Reihe zu bringen. Er sagte in der Schule auch, dass seine Post vom Jobcenter an seine alte Adresse, wo er mit der Familie lebte, in Waldkraiburg geht. Ich habe dann am Samstag von ihm erfahren, dass da noch eine seiner Schwestern lebt.
Sie selbst wollen auch wieder aus Ampfing wegziehen, es ist ihnen zu teuer und viel zu groß.
Die kleineren Geschwister sprechen recht gut Deutsch. Man sollte sie zum Dolmetschen einsetzen. Mama geht zwar auch zur Schule aber naja.
Dann hatte ich für den Nachmittag mit S. vereinbart, dass er um 16 Uhr zum Deutschlernen kommt. Bei Whatsapp konnte ich sehen, dass er seit kurz nach 12 nicht mehr im Internet war. Auf jeden Fall war er um 16 Uhr nicht da, ich habe angefragt per Whatsapp wo er denn bleibt. Keine Antwort.
Nach 18 Uhr klingelt es. Oma ich bin jetzt da. Er kam dann hoch, aber nicht alleine. Es war noch ein junger Mann aus Eritrea dabei - ein Mitschüler, wie er mir sagte. Ich habe beide an der Türe abgefertigt. Jetzt ist es zu spät, bevor es dunkel wird, sollten sie auch zuhause sein.
Von dem lieben Feind hier habe ich erfahren, dass der junge Eritreaer verheiratet ist und voriges Jahr sein kleines Kind gestorben ist.
Hochzeit: Ich wurde von einer Schüler abgeholt. Fahrer - der Vater. Und dann noch die Mutter, die Schülerin, eine Schwester und noch 2 Mädchen.
Es war ein grosses Auto, aber dann trotzdem recht voll.
Die beiden Mädchen hinten im Auto ohne Tuch, die anderen mit.
Nach einigen Irrfahrten haben wir dann das Lokal gefunden. Es ist das Cafè "Miteinander", dass von Einheimischen und Flüchtlingen hergerichtet und betrieben wird.
Also der Vater hat uns abgesetzt und wir sind rein. Kein Zutritt für Männer. Nur Frauen - die Männer feierten an einem anderen Ort. Es waren wohl einige Schüler aus der Klasse da.
Ein großer Raum mit Stühlen rundherum, da saßen die Gästinnen. Kaum waren wir drin, kein Mann mehr zu sehen, flogen Mäntel und Tücher davon. Zum Vorschein kamen Hot Pants, bauchfrei, hautenge Kleider, irre enge Jeans. Aber auch einige Frauen traditionell und den ganzen Abend mit Tuch.
Ich dachte immer, unsere Schüler wären laut. Aber was da abging war zum Teil ohrenbetäubend. Und mittendrin viele sehr kleine Kinder.
Es mir sehr aufgefallen ist, ist wie selbstbewusst diese Frauen sind. Sie definieren sich nicht darüber, wie sie Männern gefallen. Sie sind stolz auf sich.
Es lief arabische Musik und sie tanzten dazu. Toll anzusehen. Und sie koketieren mit ihrer Haarpracht. Sie sind so stolz darauf.
Dann auf einmal geschäftiges Tuch umbinden, Mäntel anziehen. Was ist los?
Braut und Bräutigam (ein Mann!!!) kommen. Also muss alles wieder zugehängt werden. Es waren aber auch mehrere Frauen da, die kein Kopftuch trugen und einige Ehrenamtlerinnen waren auch da. Dann war das Brautpaar da. Es musste in die Mitte des Raumes und gemeinsam tanzen. Hätten sie vorher üben sollen. Sie haben mir richtig leid getan. Nach einiger Zeit ging der Bräutigam wieder - Tücher runter, Mäntel aus.
Dann hat die Braut alleine getanzt, später alle zusammen. Alleine ging das sehr gut, alles arabische Tänze, ähnllich dem Bauchtanz und nicht alle sind schlank. Das wogte ganz schön. SPäter gab es dann Kuchen - arabisch süß. Und jemand brachte mir was zu trinken, Igitt Cola - habe ich nach einem Schluck unter dem Stuhl versenkt. Mir wurde dann noch Kaffee angeboten - mit sehr viel Kardamom, hat super geholfen, den süßen Kuchen zu verdauen. Werde ich auch mal wieder öfters machen. Allerdings nicht wie gestern aus Nescafé
Auf einmal wieder Tücher rauf, Mäntel an. Der Bräutigam kam noch mal auf ein Tänzchen vorbei. Die Braut war übrigens in Creme, der Bräutigam in Jeans mit Weste und Kravatte. Er war so wahnsinnig verlegen und recht rot. Die Brautmutter trug auch Jeans. Bräutigam war weg - alles wieder runter.
Ich habe da auch die weiblilche Familie des jungen Mannes wiedergetroffen, den ich am Samstag besucht hatte. Da viel mir auf, dass die großen Schwestern - wir hatten uns sehr gefreut, uns wiederzusehen - dass sie auch so kleine Ranzen haben. Vielleicht ist die Mutter doch nicht schwanger.
Ist vielleicht familär bedingt. Getanzt hat sie auf jeden Fall wie der Lump am Stecken. Die Mama von der Schülerin, die mich mitgenommen hat, übrigens auch. Es gibt das so einen bestimmten irre lauten Triller, den sie von Zeit zu Zeit loslassen. Schrill, schriller, ohrenbetäubend
Handy - selbst die kleinsten Kinder - 2/3 Jahre haben ein Handy in der Hand. Und die jungen Frauen, wenn sie nicht tanzen, sind nur damit beschäftigt Selfies zu machen. Eine Frau aus dem Dorf wollte auch Bilder machen, das wurde ihr aber untersagt, sie musste das Bild wieder löschen. Man weiss ja nicht, ob die Bilder nicht von Männern gesehen werden.
Wer so eine hübsche junge Frau sehen will, muss sie erstmal in der Verpackung heiraten. Vielleicht auch nicht schlecht. Die Werte müssen dann woanders liegen. Meine Haare waren gestern so scheusslich, dass ich mir ein Kopftuch gewünscht hätte.
Die Hochzeit fand bis gestern nur vor dem Imam statt. Eine standesamtliche Hochzeit wird irgendwann mal nachgeholt.
Vom Landratsamt muss auch eine Frau als Dolmetscherin da gewesen sein. Ich war mir nicht ganz sicher, welche - sie hat auch einen arabischen Namen.
Um 21 Uhr 30 war Aufbruch - Ihr ahnt schon - alles ran, rauf und rum. Die Männer kamen ja zum Abholen.
Ich war froh, in meiner stillen Wohnung zu sein.
Unter der Woche will mich die Familie einladen. Die Schülerin ist vielleicht dabei, ich weiss nicht genau, sie ist ja schon verheiratet und wenn der Schwiegersohn mit kommt, müssen sich alle wieder verhüllen.
Fehler, welcher Art auch immer, bitte ich zu entschuldigen.
02.11.17
Heute war ich mit Schützling S. beim Psychiater, das war nun der 2. Termin. Wir mussten lange warten. Um 11 Uhr 45 bin ich los und um 15 Uhr 30 war ich wieder zuhause. Aber wir waren, da wir ja kein Mittagessen hatten, danach im Cafè - ein Stück Kuchen und heiße Schokolade für ihn, für mich einen Espresso macchiato.
Er bekommt jetzt stärkere Tabletten, damit er seine Lebensängste besser in den Griff bekommt. Er hat mir erzählt, dass er nicht mehr gerne aus dem Haus geht und auch sehr unkonzentriert ist. Das wäre schade, wenn das anhielte, gerade im Hinblick auf die Schule.
Aber er meine, dass es mit mir immer sehr lustig wäre und wir viel Spaß haben. Ist doch auch was.
Bin mal gespannt, wie der Bericht des Psychiaters ausfällt.
04.11.
ich war mit meiner Schwester im psychiatrischen Klinikum in Wasserburg am Inn. Ein riesiges Gelände. Zum Glück kannte meine Schwester sich da aus.
Ich wollte den Congolesen besuchen, der vorige Woche Dienstag wegen Suizidgefahr eingeliefert wurde. Er hat sich sehr gefreut uns zu sehen.
Wir konnten auch gleich einige Sachen klären, von denen ich dachte, dass mein Kollege sich schon etwas darum gekümmert hätte. Er hatte ihn schon letztes Wochenende besucht. Er sollte ganz dringen einen Befund des Orthopäden den Ärtzen in der Klinik geben. Wie sich gestern rausstellte hat er das nicht gemacht, weil C.geschlafen hat. Aber er hatte das Kuvert geöffnet und mir eine Kopie für den Anwalt gemailed. Hätte er ohne Einverständnis des Patienten nie machen dürfen. Ich habe dann gestern gleich die Mail auch ans Krankenhaus weitergeleitet. Heute fährt die Frau des Kollegen hin und bringt ihm das Original.
Auf meine Whatsapp hat C. nie geanwortet und so dachte ich, dass man ihm das Handy abgenommen hat. Da hatte mein Kollege leider auch nicht nachgefragt. Gestern stellte sich heraus, dass nur kein Guthaben mehr auf dem Handy hatte. Da er in einer geschlossenen Abteilung ist, hat meine Schwester Pfleger gefragt, ob wir ihn mit rausnehmen können, damit wir ihm für sein handy ein Guthaben kaufen können. Nach Gesichtskontrolle
konnten wir ihn mitnehmen. Wenn wir ihn wieder besuchen, dürfen wir sogar mit ihm in die Stadt reinfahren und ein Cafè besuchen.
Er war gestern nach 1 1/2 Wochen das erste Mal an der frischen Luft. Zwischendrin war er allerdings für ein paar Tage auf der Intensivstation und musste mit einem Defibrilator wieder geweckt werden.
Wir hatten ihm auch noch 1xRasier an der Tankstelle gekauft, weil ich ihn angesprochen hatte, warum er sol verlottert aussieht. Da ich mich aber noch nier rasiert hatte, haben wir auf den Rasierschaum vergessen. Wird auch heute nachgeliefert.
Ich habe, zu meinem Erstaunen, auch andere Teilnehmer des Computersprachkurses getroffen. Einen junger Nigerianer hat sich so gefreut mich zu sehen. Er kommt am Montag wieder raus und hat versprochen, am Dienstag in den Sprachkurs zu kommen. Und da wundern wir uns manchmal, dass sie ohne Abschied nicht mehr zu den Kursen kommen. Das geht ja immer hoppla hopp. Bei C. wusste ich es vorher und habe ihn auch verabschiedet.
Jetzt wisst Ihr auch, wo ich so manchesmal meine Tage verbringe. Was allerdings ohne die Hilfe meiner Schwester nicht ginge.
07.11.17 Computersprachkurs
ganz schön voll und völlig schwarz- Nigeria, Uganda und DR Kongo. 11 Männer und 2 junge Frauen mit fantastischen Zopffrisuren. Sah toll aus.
Die junge Frau aus dem Kongo spricht fliessend deutsch. Und der junge Nigerianer, den ich am Samstag in der Psychiatrie getroffen hatte, war wie versprochen da. Hat mich sehr gefreut und er hat gleich noch einen Bekannten mitgebracht.
Leider gehen nicht immer alle PCs, wenn so viele in Betrieb genommen werden. Also habe ich mit einigen schon mal Konversation gemacht.
Ein junger Mann aus Uganda hilft mir immer sehr beim Inbetriebnehmen der PCs. Leider kommt er dadurch immer zu kurz, d.h. seine Zeit am PCs ist verkürzt. Tut mir leid, aber trotzdem bin ich froh, dass er da ist.
Mal sehen, wer morgen wieder da ist.
08.11.17 Schule
Immerhin 5 Schüler, 1 Schülerin, 1 Lehrer und ich - Erst gab es einen Test, dann kam das Thema Wegwerfgesellchaft. Allerdings habe ich das nicht bis zum Ende "miterlebt". Werde es aber morgen in der Konversationsstunde noch mal aufleben lassen. Ein wichtiges Thema für uns. Ob es auch für diese jungen Leute wichtig ist, wird sich morgen zeigen. Sie haben ja doch wenig Geld zur Verfügung. Wird da nun weniger weggeworfen? Ich hoffe es, bin aber nicht sicher.
Schützling S, hat heute ein schickes Fahrrad von einer Lehrerin beschenkt bekommen. Ich habe ein Bild von einem breitgrinsenden jungen Mann bekommen. Schade, dass ich nicht dabei war.
Aber es ist einfach toll zu sehen, wie sich auch die Lehrer, zumindest einige einbringen.
Konversationskurs - heute waren es noch 7. Schade, dass nicht alle kamen. Ich weiss, dass sie viel mehr können, als sie sich trauen zu sprechen.
Ich wollte wissen, warum sie ausgerechnet nach Deutschland wollten und wenn sie bleiben dürfen, was sie dann hier für Ziele haben. Aber sie haben sich kaum getraut, deutsch zu sprechen. Ich weiss einfach nicht, was sie da in der Erstunterkunft an Deutsch lernen, mir erscheint es zu wenig. Sprechen ist soo wichtig, nicht im stillen Kämmerlein lesen. Ich bin dann noch mit 3en in den Buchladen gegangen. Ich wollte für meinen Kurs Bücher bestellen und sie wollten sich auch was raussuchen. Und siehe da, es ging sehr gut auf Deutsch.
09.11.17 Schule
nur 6 Schüler, wobei eine Schülerin recht spät kam. War ja wieder die erste Stunde Konversation. Gestern war das Thema "Wegwerfgesellschaft" dran und das habe ich heute "praktisch" umgesetzt. Was muss ich wegwerfen, das kann ich noch essen, wie kann ich es konservieren?
Eine entsetzliche Aussage, Joghurt schmeiss ich weg, aber Fleisch nicht. Dass man Äpfel abwäscht war bekannt, dass man aber auch Orangen abwaschen muss, war fremd. Die Spritzmittel müssen runter, sonst hat man sie an den Fingern, bringt das dann an die Frucht und isst es mit.
Die beiden jungen Frauen haben gar keine Ahnung, da waren die Jungs besser. Sie würden auch gerne Bio-Produkte kaufen, aber das ist doch zu teuer für sie, aber sie kennen schon den Unterschied. Ein junger Afghane kennt sich sehr gut aus. Alle Achtung.
10.11.17 - Besuch in der Psychiatrie bei C.
Ich hatte ihm geschrieben, dass wir ihn um 13 Uhr 30 abholen um in ein Cafè zu gehen. Als wir ankamen, wurden wir informiert, dass die Besuchszeit erst um 15 Uhr beginnt und wir so lange warten müssten, da im Moment die Arztgespräche stattfinden. Es war traurig, er stand schon geschniegelt da. Und wir mussten uns gleich wieder verabschieden. Da flossen Tränen. Aber er hatte auch nichts geschrieben, dass die Besuchszeit erst um 15 Uhr beginnt.
Wir hätten keine Zeit zum Warten gehabt, weil meine Schwester noch zu ihrem griechisch Sprachkurs musste.
Nächstes Wochenende hat sie kein Auto. Und er muss noch 3 Wochen drin bleiben. Er tut mir so leid.
Mein Schützling N. hatte auch gestern große Probleme. Er hatte mir schon geschrieben, dass er so schlecht schläft und ständig müde ist. Gestern ist er dann doch unter der Fahrt von einem Termin zum anderen eingeschlafen ist. Zum Glück ist nichts passiert. Er war dann gleich in der Apotheke und hat sich was geholt, damit er besser schläft. Die erste Nacht hat es wohl geholfen. Aber er muss natürlich aufpassen, dass es nicht abhängig macht.
Ich habe ihm jetzt zu Baldrian- oder Hopfentee geraten.
11.11.17 - alaaf und hellau
Schützling N. wollte sich vor ein paar Tagen eine neue SIM-Card fürs Handy kaufen. Also hin zu Aldi (da war auch die alte her). Da musste er erfahren, dass das nicht mehr geht. Warum? Keine Ahnung, Oma Du musst mit. Also sind wir heute zusammen hin. Da hat er mich erst mal mit tadellosem Deutsch überrascht. Die Verkäuferinnen kannten ihn und wussten auch worum es geht. Nur ich nicht. Also seid Juli gibt es ein neues Gesetz, wonach Flüchtlinge so eine SIM-Card nur noch bekommen, wenn sie einen mindenst 6 monatigen Aufenthaltstitel in Deutschland haben. Sein Ausweis geht bis Januar, dann muss er einen neuen beantragen. Da er Schüler ist, wird er ihn wohl bekommen und der Anwalt ist ja auch noch da.
Also was tun mit dem Handy? Ich habe also für ihn auf meinen Personalausweis eine Simcard gekauft und ihm eingeschärft, gut aufs Handy auszupassen. Denn ich bin jetzt dafür verantwortlich, was durch das Handy angestellt wird.
Unser Staat lagert nicht nur die Arbeit an uns Ehrenamtliche aus, sondern wir sorgen auch noch mit unserer Rente für die Ankurbelung der Wirtschaft.
Saftladen.