Ehrenamt-Tagebuch Teil 10

Jetzt hatte ich gerade in Teil 9 geschrieben, aber das hat es nicht mehr angenommen. Das passiert ohne Voranmeldung

27.01.19 - es ist jetzt 20 Uhr und mittlerweile habe ich auch zu Abend gegessen.

Ein  junger Ugandaer HS, der im Februar vorigen Jahres nach Waldkraiburg kam und dann schon im Juni ins westliche Bayern verlegt wurde, hat mich heute angerufen. Er macht jetzt seit einiger Zeit wieder einen Deutschkurs und hat in ein paar Tagen den A2/2 Abschluß. Da war er wirklich schnell und ehrgeizig.

Er  hat einen Ausbildungsplatz für September in Aussicht, braucht aber B1. Der Kurs geht aber erst im September los. Er ist in seinem Land zum Elektriker ausgebildet worden, hat auch seine Zeugnisse. Im August kann er für 4 Wochen bei der  interessierten Firma ein Praktikum machen. Im Moment arbeitet er am Wiederaufbau des vor einiger Zeit abgebrannten Klosters mit. Ehrenamtsarbeit und kleiner Entschädigung. Freut mich sehr für ihn.

Ändert aber nichts daran, dass er B1 braucht. Ich habe ihm gesagt, dass er  auch ohne Unterricht, sich zur B1 Prüfung anmelden kann. Sollte er im Juni versuchen. Wir üben jetzt schon mal auf Entfernung. Heute hat er schon eine Einladung und ein Mietgesuch geschrieben. Kleine Fehler, aber gut verständlich.

Ich habe es ihm korrigiert und ein paar Erklärungen dazu geschrieben. Er wird sich jetzt die entsprechenden Bücher kaufen. Vormittags hat er Schule, aber nachmittags  will er dann  mit den Büchern arbeiten. Am Wochenende arbeitet er dann. Ein toller junger Mann.


Ein Nigerianer EA, der mir immer im Computersprachkurs geholfen hat, hat mir heute geschrieben, dass er am Dienstag verlegt wird. Wir treffen uns morgen Nachmittag zum Abschied nehmen. Hoffentlich  kommt er wo hin, wo er arbeiten darf. Er ist IT-Fachmann. Werden ja angeblich hier gesucht.

Morgen wird ein arbeitsreicher Tag. Bewerbungen schreiben, Kontakte herstellen, Arzttermin vereinbaren, jungen Mann verabschieden und dann hoffentlich mit meinem Freund in den USA skypen.


Am Wochenmarkt haben wir jetzt einen Stand, bei dem ein junger Mann aus Mali mitarbeitet. Prima, wieder jemand um Französisch zu üben. War gestern sehr nett.

28.01.19

Arzttermin erledigt. 14.02. in Ingolstadt - ich muss aber mitkommen. Hoffentlich kann mich meine Schwester fahren. Ansonst muss ich den Zug nehmen.

Da ist dann ein ganzer Tag und einiges an Geld weg. Auch mein Franz. Kurs muss ausfallen.

Die Bewerbung kam zurück. ich hatte bei McDonalds um die Email-Adresse angefragt, aber wohl eine falsche Auskunft erhalten. Mist.


Nigeria EA: Treffen war traurig. Er hat sich sehr bedankt für die gute Zeit hier. Ich habe ihm fürs erste Abendessen morgen in der neuen Unterkunft Nudeln und selbstgemachte Chilipaste und Ketch-up (auch selbst gemacht) mitgebracht, dazu einige Süssigkeiten und dann sind wir noch in den Gemüseladen gegangen ein bisschen Gemüse und Obst für die ersten Tage kaufen.


Heute in der Zeitung: letzte Woche Freitag war wieder die Polizei in der Erstunterkunft - man sind wir blöd und wir haben wirklich zu viel Geld/Steuereinnahmen. Eine Gruppe hatte an dem Freitag einen Transfer bekommen. Ziel Ingolstadt.

Ich habe dann heute gefragt, was los war: In Ingolstadt in der zugeteilten Unterkunft wusste niemand was davon, dass eine Gruppe Neuzugänge kommt und hat sie nicht reingelassen. Nach dem Wochenende kann man das klären. Jetzt wussten sie nicht wohin und haben beschlossen wieder in die Erstunterkunft/Ankerzentrum in Waldkraiburg zurückzukehren. Wohin sonst? Hier angekommen, war sie natürlich stocksauer und wahrscheinlich nicht sehr freundlich. Sie wollten wieder rein. Das geht nicht. Wer nicht zugeteilt ist, hat keinen Zutritt. Da hat man dann die Polizei geholt. Ich möchte mal wissen, was da für Leute in unseren Landratsämtern/Ausländerbehörden sitzen. Für den Polizeieinsatz zahlen wir wieder mit unseren Steuern und Leute, die drum herumwohnen, denken wunder, was da los ist.So was schürt unnötig Ängste.

Wir müssen viel öfter betonen, was alles gut läuft: Hatte ich auch im Gästebuch geschrieben, finde aber, es gehört auch ins Tagebuch

So steht es in unserer Tageszeitung am 29.01.19 (gehört zum Münchner Merkur, ein der CSU nachstehendes Blatt, umso schön, dieser Artikel).
Hier wurden einige Ehrenamtler befragt, wie es ihnen in der Flüchtlingsbetreuung geht. Auch hier der Tenor "wir sind nicht von den Flüchtlingen frustriert, sondern wegen der Zusammenarbeit mit Behörden und der mangelnden Unterstützung oder Störfeuer der Politik."
Kann ich nur bestätigen.
Oft finde ich ja auch in den Orten, an die meine Schützlinge von hier verlegt wurden, engagierte Ehrenamtler. Leider gibt es auch Landkreise, Städte, wo überhaupt keine Betreuung stattfindet und auch keine Sprachkurse angeboten werden. Oder das Erreichen praktisch unmöglich ist, weil sie so weit draußen wohnen, dass kein Bus fährt. Das erschwert allerdings auch das Einkaufen sehr, wenn der nächste Supermarkt mehr als 10 km entfernt ist.
Eine Bitte an Euch hier: bitte, bitte engagiert Euch, helft wo ihr könnt.
Gerade für Menschen, die alleine sind, ist es eine wunderbare Aufgabe.
Mir mich ist es die schönste Phase in meinem Leben.
Wäre natürlich noch schöner, wenn ich meinen Mann noch an meiner Seite hätte. Er hätte mich hier sehr unterstützt. Wir wären ein gutes Team gewesen, wie immer

29./30.01.19

Computersprachkurs - kein Schwein ist gekommen. 30 Minuten habe ich gewartet. Da erkläre ich im Integrationskurs immer, dass man in Deutschland pünktlich ist und dann so was. Mann war ich sauer. Aber dann fiel mir ein, dass ja so viele am Dienstag Morgen einen Transfer hatten. Da hat es wohl einige meiner Schüler erwischt.

Konversations- und Integrationskurs heute. 1 x Afghanistan, 1 x Ukraine und gemeinsame Tochter, 1 x Nigeria. War wieder richtig nett und hat den gestrigen Tag wett gemacht. Nach einer halben Stunde kam mein "Kongolese" und hat sich beschwert, dass gestern keiner da war. Er ist gegen 15 Uhr 15 gekommen. Kann schon sein, aber wir fangen um 14 Uhr 30 an und ich habe bis 15 Uhr gewartet. DAs reicht. Vor ca. 6 Wochen hat er sich bei mir Ohrstöpsel gekauft - wir haben immer welche  zum Verkaufen, wenn mal einer seine vergessen hat - heute meinte er, die wären schon wieder kaputt. Ja und? Er will kostenlos neue. Nicht von mir. Da ist er beleidigt abgezogen.

Im Kurs haben wir dann darüber gesprochen, dass sie sich nicht darauf reduzieren lassen sollen Flüchtlinge zu sein. Sie sind Afghanen, Ukrainer, Nigerianer. Da sagte der junge Mann SS aus Nigeria zu mir: "Ich bin Neger". Als ich ihm erklärte habe, dass wir das gar nicht sagen dürfen, war er sehr erstaunt. Doch, ich bin doch Neger oder Nigger. Nein, er ist Nigerianer mit dunkler Hautfarbe.

Ich möchte, dass sie stolz auf ihre Herkunft sind, ohne nationalistisch zu sein.

Was anderes:

Als ich heute Abend von meinem Englischkurs nach Hause gegangen bin - eine Straße, in der sehr wenig Licht ist - kam mir etwas Schwarzes entgegen.

Komplett schwarz gekleidet und dann die dunkle Hautfarbe. Ich habe ihm gesagt, dass ihn so kein Auto sieht. Diese Straße hat keinen Fussweg.

Ab jetzt kommt es: Wo ich wohne, ob er mich besuchen kann, ob ich alleine lebe oder Familie habe? Ich bin schnell und gut im Lügen, ob ich rot geworden bin konnte man ja im Dunklen nicht sehen. Natürlich lebe ich nicht alleine, ich habe eine große Familie und besuchen kann er mich nicht.

Er möchte mich aber wiedersehen. Gerne, in meinem nächsten Deutschkurs.

01.02.19

Gespräch im Ankerzentrum/Erstaufnahme - kurz: EAE

Der 2. Bürgermeister hatte auch sein Kommen zugesagt, aber durch Abwesenheit geglänzt. Entschuldigung - er hat keine Zeit. Entschuldige ich nicht.

Wir haben uns mit dem Leiter der EAE zusammengesetzt. Wir: die beiden Oberhäuptlinge und ich. Die Idee mit diesen Integrationsgesprächen für die meist sehr jungen Menschen aus fast aller Welt, zur Zeit kommen aber die meisten aus Nigeria, hatte ich und das vor einiger Zeit vorgeschlagen. Hat sich jetzt aber etwas hingezogen.

Die Gespräche mit dem Heimleiter waren sehr aufschlußreich und wichtig. Er ist Münchner mit dunkler Hautfarbe.

Ich hatte bereits ein Konzept ausgearbeitet und dieses nun durch das eben Erfahrene ergänzt.

Was sind die wichtigsten Punkte, die angesprochen werden sollten:

Transfer, Rückführung, Arbeitserlaubnis

Meine Frage, warum so wenige in die Deutschkurse kommen, wurde so beantwortet und hat mich sehr betroffen gemacht:

Nach den fürchterlichen Erfahrungen, die die meisten gemacht haben, bis sie zu uns nach Waldkraiburg gekommen sind, arbeiten sie nicht mehr an ihrer Zukunft. Gerade die Nigerianer. Sie haben auf dem Weg hierher und die meisten auch in Italien schlimmes erlebt und leben nur noch von einem Tag zum anderen. Sie wollen nur noch überleben.

Hier angekommen ist ihnen die Dringlichkeit des Spracherwerbs nicht bewußt. Essen und Finanzen und eine mögliche Abschiebung sind das wichtigste.

Noch was, angesprochen auf mein Erlebnis am Mittwoch Abend, sagte mir der Heimleiter, dass hier bestimmt nichts negatives mit gemeint war, die jungen Leute, ohne große Bleibeperspektive suchen einfach Kontakt und hoffen, dass sie dann auch immer wieder mal für ein paar Tage untertauchen können.


UND ganz prima: ich bin tatsächlich in diesem Projekt versichert. Vielleicht bekomme ich auch eine kleine finanzielle Unterstützung.

Das ist ja sowieso nur für mein Engagement in Waldkraiburg.


Meine Kreise sind ja etwas größer: Am weitesten: USA, dann Italien, Schrobenhausen, Petershausen, Taufkirchen/Vils, Weichs/Dachau, Eitting/Erding,

Rottenbuch/Weilheim, Rosenheim und Umgebung; Graben/Dachau und noch so einiges. Kann nur mehr werden.


Unser Fußballspielender Ugandaer HO ist krank, kann aber nicht im Bett bleiben, weil er sich immer für einige Tage in der ihm zugewiesenen Unterkunft aufhalten muss. So ein Schmarrn.

03./04.02.19

Gestern habe ich endlich mal die Bewerbungsunterlagen für SM, Uganda ausgedruckt und diese heute per Post an McDonalds, Augsburg geschickt. Per E-Mail hat es nicht geklappt, kam als unzustellbar zurück. Seltsam.

Für IR, Afghanistan habe ich ein Schreiben "verständlich" gemacht, dass er an die Botschaft wegen Familienzusammenführung senden will. Er schreibt einfach nur nach Gehör. Das war zum Teil eine detektivische Arbeit. Seine Antwort: Das hast Du aber gut gemacht Frau Eva.

Mit HS, Uganda in Rottenbuch habe ich gestern Abend bis ca. 23 Uhr noch etwas Deutsch geübt. Er möchte in Kürze die Prüfung zu B1 ablegen.

Er hat aber auch vor Ort eine Betreuerin. Worüber ich sehr froh bin und er ist auch sehr glücklich.

Heute hoffe ich, dass ich wieder mit meinem Freund, Nigeria (jetzt USA)  skypen kann. Er hat ja nur montags Zeit. Wenn überhaupt. Das ist immer das Highlight meiner Woche. Ich hätte nie gedacht, dass es mit diesem jungen Mann so einen wundervollen Austausch geben kann. Ich hoffe sehr, dass er nicht aus Dankbarkeit den Kontakt hält. Meine Hilfe war und ist ohne jeden Hintergedanken.

Ich hoffe ja immer noch, dass er wieder in seine Heimat zurück kann und dann will ich ihn da besuchen. Viel Zeit habe ich ja nicht mehr, ich weiss ja nicht, wie lange ich so fit bleibe.


Heute auf der Straße in Waldkraiburg - grrrrrr

2 Frauen, eine kenne ich vom Schwimmen, die andere war mal Verkäuferin in einem Modegeschäft, sind beide so in meinem Alter.

"was waren denn das für schöne Zeiten, als noch nicht so viele Fremde da waren" - mit meiner Antwort hatten sie so nicht gerechnet. Ich finde es jetzt viel schöner, gerade die jungen Leute aus Afrika sind doch so eine Bereicherung. Da waren sie fertig. "Wie die sich aufführen, das gab es früher nicht".

Doch das gab es. Ich bin nach dem Krieg ca. 500 m entfernt vom Flüchtlingslager aufgewachsen. Diese Flüchtlinge waren Deutsche. Und ständig war die Polizei da. Wie es halt so ist, wenn viele Menschen auf einem Raum zusammenleben müssen, die das in ihren Ländern nicht gemacht hätten.

Meine Mutter hatte mir auch immer verboten zum Spielen in dieses Lager zu gehen. Aber die Schule war ganz in der Nähe, wenige Kinder von hier, fast alles Flüchtlingskinder. Wir wurden schnell zu Freunden.

 Auch hier war der Alkohol ein großes Problem. Die Männer, die da waren, hatten Schlimmes im Krieg erlebt, zum Teil die Familie, oder nicht gewusst, wo sie sich aufhält. Und den Frauen, die alleine da waren, war es auf der Flucht genauso beschissen gegangen, wie heute den Frauen aus Afrika. Damals wie heute: die Nerven liegen blank. Und Drogen waren auch damals schon ein Problem. Um mit den körperlichen und seelischen Verletzungen fertig zu werden, war Morphium das Mittel der Wahl.

"dann haben Sie aber Glück, dass Sie nur nette junge Leute in Ihren Sprach- und Integrationskursen haben". Nein das ist kein Glück, einfach mit offenen Armen begegnen. Es gibt hier wie dort Menschen, die nicht so angenehm sind.

Aber ich mache meine Kurse alleine mit bis zu 15 Teilnehmern, meist aus Afrika, im Keller der Bücherei. Es hat noch NIE eine schwierige Situation gegeben.

Zu Waldkraiburg: die Stadt ist erst nach dem 2. Weltkrieg entstanden und besteht bis auf wenige Ausnahmen, nur aus "Fremden". Wie schon geschrieben, haben wir 150 Nationen hier. Natürlich werden immer mehr "Waldkraiburger" geboren, aber die Wurzeln waren einmal woanders. Na und?


Neues Buch: ich lese gerade "Afrotopia" von Felwine Sarr. Das ist ein Buch, nach dessen Lektüre ich gerne in 100 Jahren noch mal sehen möchte, was aus Afrika geworden ist. Ich hoffe und wünsche "Nur das Beste". Es ist der Kontinent der Zukunft. In 35 Jahren wird ein Viertel der Weltbevölkerung in Afrika zu Hause sein. An alle Antiflüchtlingshilfebefürworter: stellt Euch schon mal gut mit den Menschen aus Afrika. Auch unsere Zukunft hängt dann von diesem Kontinent ab.

5./6.2 19

Computerklassenzimmer

Meine "Häuptlinge" kamen mit einer Mitarbeiterin der Caritas, die mal sehen wollte, wie das so abläuft. Als sie kamen waren nur 3 Schüler da. Aber dann wurden wir doch noch 8. Wieder mal aus allen Ecken. Ich Schisser mit so großer Angst vor dem Fliegen habe sie jetzt alle hier. Es könnte so schön sein, wenn sie aus freien Stücken hier wären, hier Urlaub machen könnten, einen Arbeitsplatz hätten. Die Gründe, warum sie hier sind, sind vielfältig, aber nicht erfreulich. Später kam noch eine Kollegin, die auch noch nie da war, um sich etwas zu informieren. Dabei stellt sich heraus, dass 3 meiner Teilnehmer 2 x in der Woche Vormittag bei ihr Deutschunterricht in der evang. Kirche haben. Ich wusste das bis dahin nicht. Das sind alles Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft. Bei uns ist nix so richtig gemeinschaftlich organisiert. Es wäre schön, wenn es alle paar Wochen mal ein Treffen mit allen Ehrenamtlern gäbe - Kreis Asyl, Caritas, Diakonie, Rotes Kreuz. Alle bieten was an, aber wir wissen zu wenig von einander. Die Dame von der Caritas hat mir dann gesagt, dass sie auch bei der Wohnungssuche behilflich ist. Sehr wichtig, denn Wohnraum ist auch hier knapp und mittlerweile teuer.

Auf dem Heimweg habe ich dann noch die beiden Nigerianer getroffen, einer war ganz neu, und wir haben Aufnahmen im Schnee gemacht

Heute im Konversation- und Integrationskurs

Ukraine, Aserbaidschan, Kongo, Nigeria, Eritrea - die Welt zu Gast, wäre schön, wenn alle sie so behandeln würden und unsere Gäste sich dann auch so benähmen, wie wir uns es erwünschen. Und natürlich sollen sie auch ihre Kultur mit einbringen.

Heute haben wir uns u.a. über ihre Berufe unterhalten: Ein Bauingenieur, ein Maurer, ein IT-Spezialist, ein Bäcker, eine Schneiderin, ups jetzt habe ich einen Beruf vergessen. Aber dafür gibt es auch: einen Beamten - hihi, wird ihm hier nix nützen und vorige Woche gab es einen Geschäftsmann. Ich konnte nicht in Erfahrung bringen auf welchem Gebiet. Geschäftsmann ist Geschäftsmann.

Ich hatte wieder für  jeden eine Mandarine dabei und eine Chilischote. Tolle Mischung, aber sehr gefragt. Gerade bei den jungen Männern aus Nigeria.

Und dann haben wir mal Fufu, Garri und Kassava "gekocht". Und es gab auch Kebap, Fisch und Gemüse - alles nur auf dem Papier, bzw. Flipchart.

Alleine an den unterschiedlichen Vorlieben merkt man schon wo ihre Heimat ist.

12./13./14.02.2019

Computerklassenzimmer: Wir waren wieder sehr gut besucht - und einem unserer Teilnehmer wurde wieder eine Urkunde überreicht für regelmäßige und häufige Teilnahme am Computersprachkurs und am Konversations-und Integrationskurs. Es gibt dann immer wieder sehr schöne Bilder. Strahlende Teilnehmer und wir uns umarmen. Ich bin sehr stolz auf diese Menschen.

Konversations- und Integrationskurs: schon lange nicht mehr so gelacht. Ich hatte Zungenbrecher dabei. Da habe ich meine Teilnehmer von ihrer gemeinen Seite kennengelernt. Sie haben von mir verlangt, auch die Zungenbrecher in ihren Sprachen nachzusprechen. Vor lauter Gelache habe ich vergessen, das mitgebrachte Obst zu verteilen. Jetzt sitze ich hier auf 2 kg Mandarinen, die ich nicht mag. 2 Kinder waren auch dabei. Das kleine Mädchen des Ukrainisch, Afghanischenpaares. Und zum ersten Mal kam auch die kongolesische Mutter, die sonst nur in den Comutersprachkurs kommt.

Ich hatte schon Sorgen, denn am Tag davor hatte der Kleine (6 Monate) ausgiebig geweint. Ich verteile ja auch dienstags immer was Süßes. Meist 2 Kekse oder Schokolade. Am Dienstag habe ich jedem 1 Stück Schokolade gegeben, worauf vom Congo das 2. Stück angemahnt wurde. Nein, heute gibt es nur eines. Und am Mittwoch hat mich niemand an nix erinnert und ich habe alles wieder nach Hause getragen. Auf nix ist Verlaß.

Mittwochs ist ja auch immer mein "Weibertratsch". Da treffe ich mich mit 5 anderen Frauen im Caf``e. Ich bin pünktlich um 11 Uhr aufgebrochen. "Ich habe es eilig, wegen meines Kurses am Nachmittag.

Ich war noch keine 20 m vom Cafe weg, als mich ein junger Mann ansprach. Es stellte sich dann heraus, dass der ein ehemaliger Schüler aus Afghanistan in der Berufsintegrationsschule war. Er hatte es natürlich leichter mich wieder zu erkennen, zumal er aus der Parallelklasse war, in der ich nur selten zu tun hatte. Er sprich mittlerweile fließend Deutsch. Ich war so positiv überrascht. Er sucht einen Ausbildungsplatz, hat jetzt auch schon die Prüfung zu B1 gemacht - Ergebnis steht noch aus. Gerade macht er den Führerschein und sucht jetzt einen Ausbildungsplatz. Ich kenne einige Organisationen, die da manchmal helfen, wenn das Jobcenter nichts im Angebot hat. Mal sehen, ob ich was für ihn erreichen kann. Wir haben eine Stunde zusammengesessen.

Er hat mir dann auch Unterlagen vom Landratsamt zu lesen gegeben. Beamtendeutsch macht nicht nur Ausländern Probleme. 3 Seiten Blabla. Das hätte man alles in einem Satz erklären können. Es hatte ihm wieder eine schlaflose Nacht bereitet. 

Aber: als er seine Unterlagen aus dem Rucksack genommen hat, kam bei mir das große Staunen. Er hatte alle seine Papiere nach Themen, Absender usw. fein säuberlich einsortiert in Klarsichtordner. Ich muss ihn mir mal ausleihen. Habe ich noch bei keinem gesehen.

Am Montag werde ich mal telefonieren.

Also als  ich heimkam, waren per Mail und Whatsapp so viele Dinge zu erledigen, dass ich keine Zeit hatte etwas zu essen. Ich esse ja das erste Mal so gegen 12 Uhr in Form eines Joghurtmüslis und Cappuccino mit etwas " Sünde". Am Mittwoch hatte ich keine Zeit. Am Abend kam ich dann um 17 Uhr 30 aus dem Kurs und wieder war so viel zu machen. Meine Schwester hat mich dann um 19 Uhr zum theater (Bruno Jonas) abgeholt. Ich wollte eigentlich was warmes essen, keine Zeit. Im Theater habe ich mir dann wenigstens ein Pils mit meiner Schwester geteilt. Was geht: einen Tag ohne etwas zu essen.

Auf der Waage? gerade mal 200 g weniger. Das zeigt, dass man im Alter wirklich nicht mehr viel essen darf.

Vorbereitung auf den Donnerstag - das wars, was so viel Zeit gefressen hat. Das Landratsamt Schrobenhausen brauchte von dem jungen Mann, den ich am Donnerstag in Schrobenhausen abholen wollte, noch die letzte Verdienstbescheinigung. Er war befristet bin Ende Dezember bei Amazon beschäftigt.

Also habe ich gesagt, dass ich am Donnerstag sowieso in Schrobenhausen bin, weil ich mit dem U (SM) zum Kiefernspezialisten muss.

Sie sagte mir, dass er dann ein spezielles Papier braucht. d.h. wir müssen vorher noch auf Landratsamt in Neuburg an der Donau. Also fahren wir früher los. Ich habe ihm dann gesagt, was wir für den Spezialisten brauchen und noch so einiges mehr.

Inzwischen kam die Nachricht eines U. (HO), den ich um Hilfe wegen meines Fernsehers gebeten hatte, dass er am Donnerstag nach Neuburg aufs Landratsamt muss. Dann kann er auch mit uns fahren. Er ist ja auch in Schrobenhausen untergebracht. Kann jetzt aber hier einen Praktikumsplatz bekommen und anschliessend einen Ausbildungsplatz. Dafür braucht er noch einige Papiere, auch steht ihm jetzt mehr Geld zu, weil er nicht mehr unter die Dublinregel fällt. Die Anwältin hatte ihm gesagt, seine Papiere am Landratsamt abzuholen. Vom Anwalt läge alles vor.

Donnerstag: um 8 Uhr 30 sind wir los. Erst mal nach Schrobenhausen SM abholen. Ganz fertig war er noch nicht. Alson dann nach Neuburg an die Donau zum Landratsamt. Das Papier für ihn haben wir bekommen, obwohl die entsprechende Abteilung keinen Sprechtag hatte. Ich sollte das Papier in einer anderen Abteilung abolen. Haben wir gemacht, aber dabei auch die zuständige Bearbeiterin gesprochen. Eine nette, hilfsbereite junge Frau.

Zufällig war die Beamtin, die mir das Papier übergeben hat, auch die, bei der sich der andere melden sollte. Es war nichts erledigt. Den Antrag, der zur Unterzeichnung war nicht fertig. Das muss sie erstmal in Ruhe lesen. Die Fahrt von Schrobenhausen nach Neuburg kosten Geld und dauert.

Sie hat ihn dann zu einer anderen Bearbeiterin wegen eines weiteren Papiers geschickt. Die war pampig und hatte keine Zeit für ihn.

Also konnten wir für ihn nichts erreichen. Er hätte die Papiere dringend gebraucht, damit er das Praktikum anfangen darf.

Wir  waren dann zusammen Mittag essen, und danach bin ich mit SM zum Kieferzentrum, wo wir den Termin hatten.

Und jetzt haben wir wohl einen Fehler gemacht. Aber ich kann ja auch nicht alles wissen und der junge Mann schon gar nicht. Als er beim Hausarzt die Überweisung zum Spezialisten bekommen hat, hat der die Krankenkassenkarte vorgelegt. Und nach dieser Karte hat dann auch der Spezialist gefragt.

Haben wir auch vorgelegt. Im Nachhinein ist mir erst bewusst geworden, dass er ja diese Karte nur hatte, weil er bei Amazon gearbeitet hatte.

Niemand  hat die Karte eingezogen, bzw. zurückverlangt. Und ich bin ja nicht vor Ort gewesen als er zum Hausarzt gegangen ist.

Bei der Untersuchung kam heraus, dass er operiert werden muss, damit er wieder besser atmen und schlucken kann. Er hat jetzt eine Überweisung ins Universitäts-Klinikum Regensburg.

Am Abend hat er mir dann noch mal den "Krankenschein" vom Landratsamt zu gemailt. Ich glaube jetzt, dass wir da was falsch gemacht haben.

Das erste Missgeschick ist SM passiert, als er mit Krankenkassenkarte zum Hausarzt ist. Da hätte er schon das Papier gebraucht, dass wir gestern geholt haben. Der Arzt konnte ja auch nicht wissen, dass diese Karte nicht mehr gilt. Steht ja nichts von einer Begrenzung drauf.

Fazit: Wenn eine beschissene Betreuung vor Ort ist, passiert so etwas. Niemand kümmert sich um die jungen Leute, dabei gibt eine Sozialberatungsstelle in der Unterkunft. Es gibt keinerlei Deutschunterricht. Eine Unverschämtheit. Nur im Landkreis Erding gibt es noch so etwas.

Jetzt hat er eine Überweisung in die Klinik, kann das aber nicht wahrnehmen, weil er jetzt die Erlaubnis der Behörden braucht und die  hatten es schon einmal verweigert. Ich weiss gar nicht, wie ich ihm das erklären soll.

ich werde ihm jetzt etwas für den Hausarzt schreiben, das er dann am Montag da vorlegen kann und dann müssen wir mal sehen, wie es weitergeht.

Ein vergeigter Tag, der mich 100 € gekostet hat. Den jungen Leuten habe ich das gegönnt. Aber aufs Landratsamt bin ich sauer.

Wir waren ganz günstig essen. Jedes Nudelgericht nur 5 €. Aber mit Getränken usw. kommt doch etwas zusammen. Und wir waren auch ca. 450 km verbraucht. Und meine Schwester hat sich einen Tag frei genommen, normalerweise stockt sie ja ihre Rente auf. Gestern hat sie darauf verzichtet.

Ist doch irre.

Das Abliefern in dieser stinkenden, dreckigen Unterkunft war wieder sehr traurig.


Noch was: gestern hatte HO eine schwarze Brille auf und meine Schwester fragte nach der Stärke. Und dann kams: gar keine, das ist nur um  einen besseren Eindruck  zu machen. Ich nenne das immer Sophisticated, denn das habe ich schon mal erlebt. Mein bester Freund aus Nigeria hatte auch eine schwarze umrandete Brille auf als wir das erste Mal mit ihm zur Anwältin nach Passau gefahren sind. Auch hier - das ist Fensterglas, in Nigeria in den besseren Kreisen üblich um einen noch besseren intellektuellen Eindruck zu machen. Und nun auch in Uganda.

FO hatte diese Brille auch getragen als er zurück gekehrt ist nach Nigeria und auch später in Lagos als er seine Kunden transportiert hat. Auf den Bildern in den USA habe ich sie noch nicht gesehen. Für die Amis auch nicht nötig.

16.02.19

Kaum war ich morgens vom Markt zurück, haben mich meine Jungs aufgehalten. HS aus Uganda wollte  mir mit ein wenig Deutsch sprechen, weil er am Wochenende keine Gelegenheit hat. Er hat mir aber erzählt, dass er morgen in der Kirche (kath.) vorlesen wird. Seitdem er sich in der Kirche engagiert, sind die Leute freundlicher zu ihm. Komische Leute da im Raum Weilheim. Ich würde mich da eher fernhalten. Leider ist die Verbindung abgebrochen. Seit bei uns hier alles in der Hand von Vodafone ist, geht mal der Fernseher nicht, mal spinnt das Handy.

Nach dem Mittagessen rief dann SM aus Uganda an und wollte sich erklären lassen, was ich ihm für seinen Hausárzt geschrieben hatte. Wegen der Benútzung der Krankenversicherungskarte. Er hatte schon versucht zu verstehen, war ihm aber dann doch zu schwer.


Am Nachmittag bin ich dann spazieren gegangen und habe erst meinen Kursteilnehmer aus Tschetschenien getroffen und geratscht und ein Stückerl weiter habe ich dann einen ehemaligen Schüler aus der Berufsintegrationsschule getroffen. Er hat schon seit fast einem Jahr Arbeit und ist wohl verheiratet, die Frau erwartet ein Baby. Er war auch in Begleitung eines Sprachkursteilnehmers, der aber auch noch auf diese Schule geht. Nachmittags kommt er immer in unsere Kurse. Fleissiger junger Mann. Nur verstehen kann ich ihn nicht. Er nuschelt so.

Früher bin ich nicht gerne durch die Stadt gegangen, aber jetzt mit den vielen netten jungen Leuten macht es Spaß.

18.02.19

Wieder einige Zeit fürs Ehrenamt verbracht. Für den so ordentlichen jungen Afghanen AH Kontakt zu Ausbildungsvermittlung des KJR aufgenommen.

Die Dame kannte ich schon und bemüht sich auch weiterhin. Sie war auch sehr über seine Ordnungsliebe erstaunt. Er hat ja Aufenthaltsgestattung und so  hat man ihn aufgefordert die Gemeinschaftsunterkunft zu verlassen. Also habe ich auch noch bei der Caritas die Wohnungslotsin angeschrieben.

Mal sehen, ob er einen Ausbildungsplatz und eine Wohnung bekommt.

Bei einem Spaziergang durch die Stadt habe ich einen anderen Afghanen (Name? ohje)wieder getroffen, der auch einen Ausbildungsplatz sucht, getroffen und habe ihm gesagt, dass er mit dem anderen (sie kennen sich) zum KJR gehen soll.

Da waren auch 2 Männer aus Ghana dabei. War eine lustige Runde. Sie suchen Arbeit, Geld und eine Frau (nein 2). Ich suche auch Geld.

Dann hat mich der junge Nigerianer PJ, der vor einiger Zeit verlegt wurde, angeschrieben, ob er mich besuchen darf und das übers Wochenende. Ja darf er. 02.und 03. März. Heute habe ich von seinen neuen Ehrenamtlerinnen im Kreis Erding erfahren, dass sie alle zusammen vor einer Woche beim Kegeln waren und viel Spaß hatten. Ich bin so froh darüber. Es  ist der junge Mann, den ich aus der Straßenschlacht gerettet hatte.

Dann startet ja am Donnerstag mein Integrationskurs im Ankerzentrum und da muss ich mich auch vorbereiten. Gestern habe ich ein Blatt für eine Teilnahmebestätigung entworfen und mir auch überlegt, dass wir auf der Rückseite Art. 1 bis 3 unseres Grundgesetzes drucken sollten. Machen wir.

Ich überlege noch, ob auf Englisch oder Deutsch. Mal sehen, was mein Kollege meint.

und dann freue ich mich heute Abend schon aufs Skypen mit meinem Freund in den USA.

19./20./21./22./23.2019

Das genannte Datum zeigt sehr deutlich, wie lange ich hier nicht aktiv war. Es war eine volle Woche und ich hatte nicht einmal Zeit mir was warmes zu kochen. Aja - einmal 2 Spiegeleier.

Computersprachkurs am Dienstag - der ist gleich abgehandelt - es war niemand da. Ich habe 30 Minuten gewartet, dann bin ich gegangen. Gerade als ich das Haus verlassen wollte kam einer. Ich hatte aber keine Lust wieder umzukehren. Sie müssen einfach lernen pünktlich zu sein. Das verläßt jeder darauf, dass schon einer oder eine pünktlich sein wird. Für mich war es nicht schlecht, ich hatte ja noch einen Abendtermin

Information zur Rückkehrhilfe durch die Caritas: zum Glück hatte ich eine Mitfahrgelegenheit, es war in einem Ort ca. 30 km entfernt. Und das am Abend. Eine Dame der Diakonie hat mich mitgenommen.

Es hat sich wirklich gelohnt hin zu gehen. Ich konnte viel für meine Schützlinge mitnehmen. Speziel für meinen "Enkel" aus Sierra Leone.

Es ist schon hirnrissig. Es ist bekannt, dass dieses Land keine Papiere für ihre Leute hier bei uns ausstellt. Sie nehmen sie ja auch nicht zurück. Es wird aber nach Sierra Leone nicht abgeschoben. Ist immer noch Bürgerkriegsland. Er ist jetzt 3 Jahre in Deutschland, hat die Schule, mehrere sogar besucht, hätte jetzt einen Ausbildungsplatz. Geht aber nicht ohne Identitätsnachweis. Da beisst sich der Hund in den Schwanz. Ohne Arbeit kann er zwar für immer hier bleiben, aber er bleibt dem Staat auf der Tasche liegen. Sein Leben lang. Dieser Abend hat mir aber eine evtl. Möglichkeit aufgezeigt.

Es waren auch Sozialarbeiter aus der Unterkunft da. Aber die Bewohner haben mir gesagt, dass sie da kaum Hilfe bekommen. Wir hatten das auch schon festgestellt.

Ich hatte dann gefragt, ob es sinnvoll ist, wenn ich zur Botschaft fahre und um Papiere bitte: Brauche ich nicht zu machen, man kommt gar nicht rein, Gespräche sind nicht erwünscht. Ich kann aber gerne jeden Tag eine Mail schicken und um Unterlagen bitten, dann haben wir hier wenigstens einen Nachweis, dass der junge Mann sich um Papiere bemüht hat. Albernes Spiel.

Eine Bekannte, die überraschenderweise da getroffen habe, hat mich mit nach Hause genommen. 22 Uhr war ich wieder daheim.

Diese Bekannte kümmert sich seit 3 Jahren um einen Syrer, den ich von der Schule kenne. Er hat einige Zeit (viele Monate) bei ihr gewohnt, hatte auch einen Arbeitsplatz und später auch eine eigenen Wohnung. Er bekommt aber sein Leben nicht auf die Reihe. Nach einigen Zahlungsbescheiden ist er wieder bei er eingezogen, weil er kein Geld mehr hatte. Sie hat dann so manches für ihn gerade gezogen. Jetzt hat sie aber die Reißleine gezogen und ihn wieder rausgeschmissen. Aber trotzdem macht sie sich Sorgen und so wollte sie wissen, wie es mit Rückkehrhilfe aussieht. Er ist aus Damaskus und dahin wird nicht abgeschoben, zu gefährlich. Manchmal zeigt unsere Regierung ja doch noch Herz. Sollte es da aber wieder sicher sein, dann bin ich auch für eine Rückkehr. Allerdings mit Rückkehrhilfe und nicht einfach nur ein Rausschmiss.

Konversations- und Integrationskurs am Mittwoch: Ukraine, Afghanistan, Nigeria und Aserbeidschan. Tolle Runde, buntes Sprachengemisch. Ich habe dann gleich mal die Rückkehrhilfe angesprochen. Sie hatten mich ganz groß angeschaut, davon hatten sie noch nie was gehört. Was machen die Sozialarbeiter in den Unterkünften? Sie bekommen Geld für ihren Job. Grrrrr.

Integrationsgespräch im Ankerzentrum am Donnerstag: Wau - war das toll. Der Leiter ´des Zentrum hatte mich noch am Vormittag angerufen, dass sich nur 3 gemeldet haben. Als ich dann nach meinem Franz.kurs dort ankam, haben schon mindestens 10 auf mich gewartet. Es wurden immer mehr und so waren es dann 25. Die meisten aus Nigeria, aber auch Sierra Leone, Senegal und zum ersten Mal habe ich junge Leute aus dem Jemen und aus Jordanien kennengelernt. Die 4 waren sehr höflich und richtig nett. Fantastisch. Sie hatten so viele Fragen. Aber das wichtigste für sie "warum dürfen wir nicht arbeiten". Wir machen auch jedes Ehrenamt, es geht uns nicht um Bezahlung, nur darum nicht rumzusitzen. Einer von den Vieren sprach nur arabisch und so haben die anderen, die sehr gut englisch und französisch sprechen für ihn gedolmetscht.

Die jungen Mütter mit ihren Kindern wollten wissen, warum es im Ankerzentrum keine Kinderbetreuung gibt, vor allen Dingen, damit die Kinder Deutschlernen können.

Sie haben gefragt, wann das nächste Gespräch ist. Das hatten wir noch gar nicht geklärt. Ich habe einfach mal ins Blaue hineingesagt, dass es wohl in 14 Tagen weitergeht. Kann ja sein, dass dann schon viele an andere Orte verlegt wurden.

Was sie nicht verstehen ist, warum die Leute solche Angst für Afrikanern haben. Ich habe ihnen dann erklärt, dass das Wort "schwarz" bei uns negativ belegt ist. Ich: seid freundlich, aber seid auch stolz auf Euer Land, auf Euren Kontinent, auf Eure Kultur und Eure Hautfarbe.

Bei uns legen sie sich stundenlang in die Sonne um braun zu werden. Vielleicht sind die meisten nur neidisch.

Ich habe dann auch noch die Probleme angesprochen, die die "Damen" verursachen. Sie sind für unsere Begriffe sehr unhöflich. Für sie ist das aber ein Schutz, weil sie schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben, wenn sie freundlich waren. Sie manches ungewollte Kind zeugt davon.

Allerdings sollten sie an der Kasse im Supermarkt zügig bezahlen und nicht ins Handy plärren, als müsste die Stimme bis nach Afrika schallen. Großes Gelächter. Ich glaube, dass sie mich verstanden haben. Naja ich glaubte, dann ein paar Minuten später wollte eine was von mir wissen. So laut als wäre ich im Nebenraum.

Ein Problem war, dass immer neue kamen, dafür wieder einige gingen, weil sie andere Termine hatten.

Jeder hat eine Bestätigung bekommen, dass er an dem Integrationsgespräch teilgenommen hat.

Es war geplant, dass das Gespräch bis 17 Uhr dauert. Aber es ging bis kurz vor 18 Uhr.

Schnell nach Hause, umziehen und ab ins Theater nach Mühldorf.

Nachbesprechung am 22.02.: Meine Häuptlinge waren glücklich, dass meine Idee und mein Engagement so eingeschlagen hat. Wir machen es jetzt jeden 1. und 3. Donnerstag von 15 Uhr 30 bis 17 Uhr 30 (evtl. wird es auch länger dauern, aber um 18 Uhr müssen wir raus.)

Wir machen es so, dass jeder eine Liste bekommt, in die er sich immer einträgt. Wenn er dann 10 mal da war, bekommt er ein Zertifikat. Bei einer früheren Verlegung schicken wir ihm das Zertifikat nach.

Es gibt einen großen Aushang, damit jeder informiert ist.

Bei der Gelegenheit habe ich auch 2 Frauen wieder gesehen, die in der Gemeinschaftsküche gekocht haben. Und ich konnte ihnen sagen, dass sie ein Zertifikat für die Teilnahme am Computersprachkurs bekommen können. ich werde mich darum kümmern.

Ich war dann um 12 Uhr wieder zuhause. Da haben dann schon einige Whatsapps auf mich gewartet. Hat sich bis 16 Uhr hingezogen. Das sind immer meine "verlegten" Jungs.

Um 16 Uhr 30 kam dann H.O. aus Uganda und wir haben zusammen seine Bewerbung und seinen Lebenslauf geschrieben. Und auch er hat immer viele Fragen. Er hat in seinem Land studiert und ist ein hellwacher junger Mann. Ein Supertyp.

23.02.19 - 10 Uhr - Treffen mit meinem "Enkel" im Café. Ich habe ihn über die Informationen, die ich am Dienstag bekommen habe, informiert.

Oma, ich bin so glücklich, dass Du immer für mich da bist. Er akzeptiert auch, wenn ich ihn mal anscheiße. Er weiß dann schon warum. Er ist überzeugt, dass er Ende des Monats eine Geburtsurkunde hat. Sollte es nicht klappen, dann fahren wir gemeinsam nach Mühldorf zur Caritas und lassen uns noch mal beraten. Es könnte durchaus Hilfe geben. Er war da schon mal mit meinem Kollegen, aber der hatte wohl nicht ganz verstanden, dass es für diesen jungen Mann nicht infrage kommt, die Rückkehrhilfe in Anspruch zu nehmen und selbst wenn, sein Land nimmt ihn nicht zurück, bzw. stellt ihm keine Papiere aus. Wir hatten dann darüber gesprochen, warum ein anderer junger Mann aus seinem Land, der auch bei uns in die Schule ging, arbeiten darf.

Der kam mit gültigem Pass nach Deutschland. Dann ist das kein Problem. Aber bedeutet auch, er könnte in sein Land abgeschoben werden.

ois net so easy

24.02.19

Gerade hatte ich hier was geschrieben, und plötzlich mitten im Satz war es weg.

Dann soll es wohl so sein. Morgens hatte ich mich ja mit Dagmar getroffen. Das waren 2 schöne Stunden.

Vorher hatte der junge Mann aus Uganda HO noch gefragt, ob er vorbei kommen kann, er muss mir was für mein Treffen morgen mit dem anderen beim Anwalt was mitgeben. Ja aber erst am Nachmittag. Da kann er nicht. Er kommt um 13 Uhr. Wieder mal ein Tag, an dem ich das erste Mal sehr spät was gegessen habe. Es war dann schon 15 Uhr bis ich ein kleines Essen fertig hatte.  Gestern Abend hatte mir ein anderer junger Mann aus Uganda, er ist in der Nähe von Weilheim, seine Bewerbungsunterlagen geschickt, handgeschrieben, sollte ich heute in eine ordentlich Form bringen und ihm per Post zu schicken. Ich war aber heute zu müde. Mal sehen, ob ich es morgen schaffe.

Bei dem Gespräch heute mit HO, kam heraus, dass wir, was die Evolution anbelangt, total unterschiedlicher Meinung sind. Da merkt man, was dort die Kirche immer noch für einen Einfluss hat. Und er hängt auch Verschwörungstheorien an. Streitet er aber ab. Er hat einfach Recht - sagt er. Ich sage: Ich habe Recht. Punkt. Schluss mit der Diskussion.

Wir haben uns dann in aller Freundschaft verabschiedet. Frage ist nur, was lernen sie auf ihren Universitäten?


Was anderes: der junge Nigerianer - zur Erinnerung, das ist der, den ich aus der Prügelei rausgeholt hatte, für den ich liebe Ehrenamtlerinnen gefunden habe, die ihn jetzt im Landkreis Erding am Arsch der Welt betreuen und der mich übers Wochenende besuchen kommt, hat heute Geburtstag. Habe ich seinen Papieren entnommen. Und so habe ich ihm heute morgen gratuliert und gefragt, wie er den Tag feiert. Welchen Tag und warum soll er ihn feiern.

Na es ist doch Dein Geburtstag. Seit er vor fast 4 Jahren Nigeria verlassen h at, hat ihm niemand mehr zum Geburtstag gratuliert. Er hatte ihn vergessen.

Er konnte es gar nicht fassen, dass ich daran gedacht habe.

25.02.19

Damit es nicht wieder so ein langer Roman wird, gleich mal heute ein bisschen was. Ich hatte ja für MS, Uganda einen Termin beim Anwalt für 13 Uhr vereinbart. Um ca. 10 Uhr die Nachricht, dass der Zug von Paffenhofen nach München nicht fährt. Baustellen überall, auch bei der Bahn. Also den Anwalt angerufen, ob wir einen anderen Termin haben können. Nur am 06.03. dann erst wieder im April. Da kann mein junger Mann nicht, denn er hofft, dass er am 04.03. einen neuen Job anfangen kann. Um 12 Uhr: er hat ein Taxi genommen, ist jetzt in München und kommt um 13 Uhr 08 an. Also Anwalt benachrichtig, wir kommen um 13 Uhr 20. So lange dauert der Fußmarsch. Pünktlich wie die Maurer waren wird da. Es waren eine nigerianische Familie und 4 andere Nigerianer ohne Termin da. Einen kannte ich, er wurde mittlerweile auch verlegt, aber der Anwalt ist halt hier in Ampfing. Zum Glück konnte mich meine Schwester hinfahren und wieder abholen. In Zukunft werde ich alleine die Termin für diesen jungen Mann beim Anwalt wahrnehmen, ich habe das Einverständnis von ihm und vom Anwalt. Für einen anderen haben ich wieder die nächste Rate beim Anwalt ausgelegt. Da es aber die vorletzte war, habe ich gleich alles bezahlt. Spart unnötige Wege. Auf dem Weg vom Cafè zum Bahnhof hat es auf einmal hinter uns wie wild gehupt. 2 ehemalige Schüler aus der Berufsintegrationsklasse. War das ein Hallo. Das sind Syrer, die mich auch schon mal besucht haben. Im März gibt es wieder ein Essen bei mir. Termin geben sie noch auf, es muss noch ein Dritter mit.

So und jetzt warte ich darauf, wann mein Freund Zeit zum Skypen hat.

In den nächsten Tagen muss ich dann für MS die Universätsklinik in Regensburg kontaktieren für einen Termin um den offenen Gaumen schließen zu lassen. Hoffentlich gibt das dann keinen Ärger mit dem neuen Arbeitsplatz. Kommt alles zusammen. Und dann hat sich rausgestellt und auch bestätigt vom Sicherheitsdienst in seiner Unterkunft, dass er von einem anderen bedroht wird. Wir müssen um Verlegung ansuchen.

Wenn irgendjemand langweilig ist, dann sollte er sich ein Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe suchen.

26./27.02.19

Computerklassenzimmer - Spannend, sie  kamen alle pünktlich. Aber die, die ich das letzte Mal abgewiesen hatte, weil sie zu spät waren, sind wohl beleidigt und nicht mehr aufgetaucht. Na dann. So gegen 16 Uhr hatte ich den jungen Afghanen hinbestellt, den ich neulich auf der Straße getroffen habe. Er sollte sich da mit einer Wohnungslotsin der Caritas treffen. Er war da, sie nicht. Aber sie hat eine Tel. Nr. durchgegeben unter der er sie erreichen kann.

Wir sind dann auch noch zusammen ein Stückchen durch die Stadt gegangen. Beim letzten Mal hat er mir erzählt, dass er so psychische Probleme hat.

Ich hatte ihm gesagt, dass er sich doch freuen sollte. So viele haben ihr kein Bleiberecht, er hat es bekommen, er durfte die Schule besuchen, er spricht fantastisch Deutsch, er macht gerade den Führerschein. Er hat verschiedene Ausbildungsplätze in Aussicht. Er hatte sich das zu Herzen genommen und hat mir gesagt, dass seine psychischen Probleme kleiner geworden sind und er wieder lachen kann. Ist doch wunderbar. Seinem Fahrlehrer ist das auch aufgefallen.  Interessant ist, dass seine Eltern noch in Afghanistan sind, seine Brüder aber alle in Norwegen.

Konversations- und Integrationskurs: Thema Fasching (nur in Bayern), Fastenzeit und wie immer etwas Grammatik und Deutsch sprechen. Erklärungen gibt es meist auf Englisch. Es sind immer einige Leute dabei, die noch überhaupt kein Deutsch sprechen. Umso schöner, dass sie doch kommen.

Dann ist mir was passiert. Ich habe eine halbe Stunde zu früh Schluss gemacht. Das allerschlimmste "niemand hat sich beschwert". Was soll ich daraus schließen?

28.02.2019

WLAN in der Gemeinschaftsunterkunft - immer mehr Bewohner fragen mich, warum es da kein WLAN gibt, sie würden dafür auch bezahlen. Bei mehr als 100 Bewohnern wären das ja nur wenige Cents/Monat. Ich habe das jetzt an der Kreis Asyl weitergegeben. Es gibt hier auch ein Repaircafè, die könnten das ja kostenlos machen. Wenn nichts weitergeht, stelle ich mich mit einigen der Leute vor die Unterkunft mit einem Schild "Wir bitten um WLAN".

Es kommt immer der Hinweis, dass gegenüber die Bücherei mit WLAN ist. Das kann man aber nur 2 Stunden benutzen, Sonntag und Montag ist zu, die Öffnungszeiten sind von 10 bis 18 Uhr. Feiertage sind auch zu. Das passt aber auch nicht zu den Zeitverschiebungen.

Ich erhoffe mir Hilfe für die Leute.


Jetzt wird bei der Caritas in Waldkraiburg ein Treffpunkt für Flüchtlinge eingerichtet, die schon Aufenthaltsstatus haben. Finde ich super. Sie sollen sich da mit Einheimischen treffen, Nicht so leicht in Waldkraiburg, der Flüchtlingsstadt. Ich möchte mich aber weiterhin mehr um die Leute aus dem Ankerzentrum kümmern, die nicht wissen, was aus ihnen wird. Sie brauchen Zuspruch.

02.03.2019

Heute und morgen wollte ja mein junger Nigerianer kommen, den man ans Ende der Welt verlegt hat. Gestern kam dann die Nachricht, dass er kein Geld fürs Ticket hat. Das März-Geld wurde noch nicht ausgezahlt. Jetzt konnte ich ihm auch keines mehr per Post schicken. Konten haben sie ja nicht.

Er hat mir dann aber gesagt, dass er dringend einen Deutschkurs haben will, bei dem er Niveau A 2/2 und B1 erreichen kann. Ich habe mich daraufhin mit seiner Ehrenamtsbetreuerin in Verbindung gesetzt und sie wird sich kümmern, ob er in Moosburg in die VHS gehen kann und auch was es kostet.

Ich habe ihr gesagt, dass ich mich daran beteiligen würde. Dann kommt er eben nicht zu mir, ich bezahle kein Ticket und auch nicht Berge zum Essen, sondern einen Zuschuss zum Deutschkurs. Der Landrat in Erding unterstützt ja die Flüchtlinge nicht. Es gibt keine kostenlosen Sprachkurse, wie z.B. hier in Waldkraiburg.

Ich werde ihn dann mal im Frühjahr mit meiner Schwester besuchen. Da hat er dann mehr davon. Ich bin ja so froh, dass ich da 2 so nette Ehrenamtlerinnen gefunden habe und die sich die Mühe machen 15 oder mehr km zu fahren, um die jungen Männer zu besuchen und ihnen zu helfen.

Morgen kommt der "Fußballspielende Ugandaer, HO" zum Abendessen. Er hatte diese Woche eine Magenspiegelung - Heliobacter hat der Arzt entdeckt.

Jetzt stelle ich mein Essen für morgen etwas um. Außerdem habe ich ihm einen kleinen Plan zusammengestellt, was er bevorzugt essen soll.

Er hat ja Aussicht auf einen Ausbildungsplatz hier in unserer Stadt - er hat allerdings in seinem Land studiert - Städtebau-Architektur, was ihm hier nichts nutzt. Und für den Job habe ich ihm ein paar Verhaltensregeln aufgeschrieben. Bei den Damen wird er keine Probleme haben - ist ein Womanizer - dadurch aber umso mehr bei den Kollegen.

Sachen gibts, die gibts gar nicht: heute morgen kam eine E-Mail, eine E-Mail, mit der ich nie gerechnet hätte. Ein Verbindung noch aus der Zeit des MB-Forums. Wie Christ so nett schreibt "die nicht so schön auseinander gegangen ist". Ja da hat sie leider Recht. Haben wir uns nicht mit Ruhm bekleckert.

Sie liest hier immer im Blog mit - was ich ja auch nicht wusste - und will mich mit Kleidung unterstützen, gerade für Männer und Kinder, Wintersachen.

Suche ich ja immer. Vielen vielen Dank dafür.

Und wieder habe ich gelernt, wie schön es ist, wenn man nicht nachtragend ist - danke Chris.

Und auch, was mein Tagebuch hier bewirken kann. Dürft Euch alle ein Beispiel daran nehmen.


Trösten und aufbauen musste ich heute auch schon. Der junge Mann aus Uganda, der mich an den Weihnachtstagen besucht hat, hat mir heute morgen ganz traurig geschrieben, dass die Mutter seiner Tochter, für die (der Mutter) er jetzt 3 Jahre ein Studium bezahlt hat, dieses jetzt abgeschlossen hat und ihn nicht mal darüber informiert hat. " Das muss sie doch". Nein, müssen tut sie das nicht, und wenn er hilft, dann sollte er das immer bedingungslos machen. Dann ist er glücklich, dass er helfen konnte. Egal, was danach kommt.

Ich könnte sonst die Arbeit hier auch nicht machen. Meine Rente geht ja auch total dafür drauf. Und noch so einiges mehr.

Jetzt komme ich mit einem Bibelspruch: ICH!!! "geben ist seliger, denn nehmen." ich habe jetzt erst gelernt, wie wichtig das ist und wie wohltuend.


Mein neues Ehrenamt steht nach dem ersten Treffen und der Nachbesprechung auch. Es gab nur zufriedene Gesichter: beim Kreis Asyl, beim Leiter des Ankerzentrums, bei den jungen Leuten und bei mir (weil es so gut angenommen wurde und mein Konzept wohl tragfähig ist.

Titel: Integration - Verstehen - Erklären - Helfen (Gespräche mit einer Einheimischen).

Findet jetzt jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat statt. Wenn der Donnerstag ein Feiertag ist, verschieben wir es um eine Woche.

Jetzt geht es erst mal nächsten Donnerstag weiter. Schade ist ja, dass man zu den Teilnehmern kein engeres Verhältnis aufbauen kann, denn sie sind ja nur immer ein paar Wochen/Monate da. So werden es also immer wechselnde Teilnehmer sein. Bedeutet auch, dass ich fast immer das gleiche Thema haben werde. Vor allen Dingen unser Grundgesetz.

03.03.2019

Hatte heute Abend ugandischen Besuch (HO). Es gab Huhn und Reis und gaaaanz viel Gemüse, dazu Ingwertee. Er hatte am Mittwoch eine Magenspiegelung. Heliobacter - also habe ich mein Essen entsprechend umgestellt und ihm eine Liste geschrieben mit den Lebensmitteln, die er bevorzugt essen sollte. Er ist ein sehr zielstrebiger junger Mann, ich hoffe sehr, dass er hier eine Zukunft bekommt. Jetzt muss erst mal die Arbeitserlaubnis her.

Einen Ausbildungsplatz zum September hat er schon. Allein, dass er trotz abgeschlossenem Studium hier noch mal eine Ausbildung beginnt ist toll.

Und man hat auch gefragt, ob er die Fußballjugend trainieren würde - Ehrenamt natürlich.

Als ich am Montag mit seinem Freund beim Anwalt war, habe ich ja wieder eine Rate für einen anderen beim Anwalt bezahlt. Geld habe ich heute bekommen. Das klappt immer wunderbar.

Ein bisschen Deutsch geübt haben wir  auch. Er hat immer viele Fragen. Jetzt steht ja auch bald die B2-Prüfung an.

So und jetzt schaue ich mir den Film über Coco Chanel zu Ende an.

04.03.2019

War schon beim Briefkasten ein Zertifikat für einen Computersprachkurs- Teilnehmer absenden. Er wurde verlegt, bevor wir es ihm überreichen konnten.

Dann mit meinen Kollegen gemailed. Wir arbeiten an den Aushängen für das neue Integrationsangebot. Ich bin ganz stolz auf mein Baby.

Auf die Rückseite des Anwesenheitsbestätigung - nach 10 Teilnahmen gibt es so etwas wie in Zertifikat - kommt das Deutsche Grundgesetz, Artikel 1 bis 4 in mehreren Sprachen. Mehr passt nicht auf die Rückseite. Und dann gibt es noch eine Liste mit allen wichtigen Adressen, die allen Schutzsuchenden mal weiterhelfen könnten. Ich habe da so einiges zusammengetragen und mein Kollege (früher mal Chef) bringt das in eine ansprechende Form, er hat die besseren Möglichkeiten/Geräte.

Jetzt ist es 11 Uhr und ich werde mir meinen Brunch ! machen. Langsam bekomme ich Hunger.

Heute gegen Abend ist dann Skypen mit meinem besten Freund angesagt. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so eine enge Verbindung zu Nigeria aufbauen würde.

Auch Uganda ist stark in meinen Fokus gerückt.

Aber es ist wohl besser meine Rente hier zur Hilfe für sie einzusetzen, als das Geld für Flüge auszugeben. Allerdings stehen Angebote bei ihren Familien in ihren Heimatländern zu wohnen. Aber es ist ja traurig, dass sie mich nicht begleiten könnten.

05.03.2019

kein Skypen möglich. Es hat nur zum Hallo sagen gereicht, dann brach die Verbindung ab. Wir haben dann noch telefoniert und uns für später verabredet.

Bis um 24 Uhr habe ich gewartet - bei ihm 18 Uhr - dann kam die Nachricht, dass die Heizung in seiner Wohnung, bzw. im ganzen Haus ausgefallen ist, und daher die Reparazis da sind. Länger wollte ich aber nicht warten. Das wird wieder eine lange Woche. Hoffentlich klappt es nächsten Montag.

Da er morgens um 5 Uhr seiner Zeit zum Bus muss und erst abends um 18/19 Uhr nach Hause kommt (bei uns hier Mitternacht oder später) ist ein Skypen unter der Woche nicht möglich. Er arbeitet ja 6 Tage die  Woche, sein freier Tag ist Montag.

05.03.Faschingsdienstag - kein Kurs, weil die Bücherei geschlossen ist

06.03. 2019 - Konversation- und Integrationskurs - es ging über Jahreszeiten, den Faschingsumzug in Waldkraiburg. War für niemand ein Highlight. Wetter war ja auch schlecht. Dann haben wir über Sprichwörter gesprochen.

Und warum die Leute, die zu uns kommen, so unterschiedlich behandelt werden. Warum es montags hüh heißt und dienstags hott - so geht es immer weiter.

Langsam lerne ich auch wieder etwas Russich. 3 sprechen russisch, davon dolmetscht einer immer, wenn die anderen mich nicht verstehen.

Die Türe im Gang nach draußen ging nicht auf, wir waren auf einmal eingesperrt. Wir haben dann den Notausgang genommen. Ein bisschen durchs Gestrüpp.

Um 17 Uhr habe ich mich dann da noch m it meinem "Enkel" aus Sierra Leone getroffen. Er möchte so gerne arbeiten. Vielleicht gibt es nach der Charmeoffensive hier in Bayern endlich eine Chance für ihn. Wir wissen ja nicht, wie lange ihm der Ausbildungsplatz noch frei gehalten wird.

Auf dem Heimweg habe ich dann eine junge Frau aus Somalia getroffen. Sie macht jetzt in der VHS den B2-Kurs. Dann hofft sie, dass es mit einem Arbeitsplatz klappt und sie dann auch ihre Kinder nachholen kann. Sie leben seit 3 Jahren bei der Oma in Nairobi. Eine sehr nette junge Frau. Am Anfang war sie stark verhüllt, jetzt trägt sie nur noch das große Kopftuch. Alles braucht eben seine Zeit. Sie ist offen geworden in den 3 Jahren, die ich sie jetzt kenne.

07.03.2019

Der Vormittag war nicht langweilig. Für meinen Schützling MS (Uganda) habe ich einen Termin in der Uniklinik Regensburg vereinbart. Am längsten hat die Warteschleife gedauert. Aber für nächsten Donnerstag habe ich einen Termin bekommen. Die Gaumenspalte ist ja nicht ganz zu. Das muss jetzt gemacht werden, damit er wieder besser schlucken und atmen kann. Dann habe ich für ihn die Regierung von Schwaben angeschrieben und um eine Verlegung gebeten. Er fühlt sich in seiner Unterkunft bedroht. Das dem so ist wurde auch von den Sicherheitsleuten und der Sozialarbeiterin bestätigt. Leider hat sie den Brief an eine falsche Adresse gesandt. Der Anwalt hat mir nun geraten, die richtige Adresse anzuschreiben.

Es ist überall das gleiche Geschiss. Hier bei uns ja zum Teil auch. Nicht alle, aber es kommt immer wieder vor, dass wenig Interesse besteht.

Dann musste ich mich auch auf den Integrationsnachmittag vorbereiten. Hoffentlich besteht nach wie vor Interesse.

Integrationsgespräch am Nachmittag

Also es waren 15 Leute da plus 3 Kinder (1 schreiender Säugling und 2 tobende ca. 3 - 4jährige). Es ist eine vielseitige Aufgabe

Sie waren zum Teil sehr aufgeregt (die Männer aus Nigeria). Immer wieder "wir wollen arbeiten". Dann das unhöfliche Verhalten in manchen
Ämtern.

3 hatten einen Zettel dabei, wobei ich glaube einer war von einer Sprachpatin, die anderen wohl von den Sozialarbeitern. Sie wurden an mich
verwiesen. Ich könnte ihnen helfen. Toller Ruf, nur leider falsch.

Es war sehr schwer, ihnen klar zu machen, dass das Ankerzentrum nur eine Durchgangsstation ist. Zeitweilig war es mühevoll überhaupt Ruhe
reinzubringen, so aufgeregt waren einige. Großes Problem, dass sie Identifikationspapiere brauchen,
wenn sie hier überhaupt jemals eine Chance haben wollen, hier zu arbeiten. Duldung ohne Papiere heißt nie eine Arbeitserlaubnis zu bekommen. Die können hier bis zur Rente versauern.

Der Jemenit und der Jordanier haben gefragt, ob sich schon was mit einem Ehrenamt tut. Habe ich ja an den Kreis Asyl weiter geleitet.

Auch andere wären einfach nur glücklich, überhaupt etwas tun zu können. Was wir hier Potential vergeuden. Unfassbar.

Dann waren 2 Afghanen da, die sprachen nur deutsch und sind dann gegangen. Wir hatten uns dann für 17 Uhr 30
verabredet. Sie hatten einen Zettel der Sozialarbeiter aus dem Camp mit meinem Namen dabei. Sie waren vorher schon bei der Caritas, aber auch die konnte aus Zeitmangel nicht helfen. Hatte ihnen aber einen Zettel mit Anwaltsadressen gegeben.

Also nach dem Flieger machen und fangen spielen mit den Kindern, war ich dann froh, als nur noch die beiden Afghanen da waren.
Allerdings saß nebenan im Computerklassenzimmer ein Mann und eine Frau mit Kind (waren vorher bei mir), wobei der Junge sehr laut Videospiele geschaut hat. Der Mann hat dann auf meine Bitte hin versucht, das etwas leiser zu bekommen.

Naja auf jeden Fall treffe ich mich mit den beiden Afghanen am Dienstag nach dem Computerklassenzimmer im Haus des Buches. Bis dahin
vereinbare ich einen Termin mit dem Anwalt und sende ihm schon mal die Unterlagen, die ich fotografiert hatte. Am Dienstag versuchen wir dann einen
Bericht für den Anwalt zu schreiben, den der dann für die Klageschrift verwenden kann. Wird wohl mehrere Treffen benötigen, da der A. nur Dari
schreiben kann und nicht unsere Schrift. Mal sehen, was das wird. Integrationshilfe beschränkt sich eben nicht auf 2 Nachmittage im Monat.

Dann kam ein ehemaliger Sprachschüler, dem wir vor langer Zeit ein Zertifikat ausgestellt hatten, er aber nicht bereit war, mir seine Postadresse in Berlin
mitzuteilen, er wollte nur eine Whatsapp-Kopie. Nach Rücksprache mit Kollegen hatte ich das damals nicht gemacht. War eine etwas schwierige Situation heute. Er wollte sich das Zertifikat heute unbedingt bei mir zuhause abholen. Habe ich abgelehnt. Wir treffen uns jetzt morgen um 10 an der Sparkasse.


Beim nächsten Mal gibt es nur ein Thema "Rückkehrhilfe". Es muss immer eine Option bleiben.


08.03.2019

Treffen mit dem jungen Mann aus Nigeria - nein, nicht Nigeria "Biafra". Er legt da, wie alle, die aus dem ehemaligen Biafra kommen, großen Wert drauf.

Ist ähnlich wie Südtiroler in Italien.

Es war ein sehr interessantes Gespräch. Was ich nicht wusste ist, dass er sehr gebildet ist. Er hat Bleiberecht für Deutschland bekommen. Er ist weit gereist und war schon in aller Welt. Zum Leben hat er sich aber für Deutschland entschieden.

In Afrika kann sich nur etwas ändern - also weg mit der korrupten Elite (alles Diebe) - durch eine Revolution auf dem gesamten Kontinent.

Da würden wir hier erst mal ganz schön dumm aus der Wäsche schon. Die Versorgung mit Mineralstoffen (alles fürs Handy usw.), u.a. Öl würde wegfallen.

Aber ich gebe ihm Recht, nur eine große Revolution kann helfen. Klein klein bringt nichts, das sieht man an Südafrika. Seit dem Tod von Nelson Mandela ist es eines der gefährlichsten und korruptesten Länder geworden. So schade. Es hätte ein Vorbild sein können.


Auf dem Weg nach Hause habe ich einem Gespräch zweier alter Frauen (also älter als ich) gelauscht. Thema war wohl die AFD. Es ist richtig, dass die den Nationalsozialismus als nicht so schlecht empfinden. Die anderen sprechen immer davon, wie schlimm Hitler war. Stimmt gar nicht, die rote Armee war viel schlimmer. Mein Gedanke: nur schnell weg.

Wenn Russland mal anfangen würde, die Stalinzeit aufzuarbeiten, wäre schon viel gewonnen. Wird wohl nicht kommen.


Ich habe versucht, hier Bilder einzustellen, geht aber nicht. Mal sehen, ob ´sich jemand findet, der mir helfen kann


Nachtrag - zum Lachen oder Schütteln?

Beim Integrationsgespräch war ein junger Mann in Flipflops. Das wäre kein Problem gewesen, sie müssen ja nur über die Straße gehen. Aber er hat andächtig die 2 Stunden zwischen seinen Zehen gepult. Beim Verabschieden habe ich dieses Mal auf den Handschlag verzichtet. Er wirds verkraften.

Ich nehme so etwas sehr locker - beim nächsten Mal ist es aber ein Thema, ohne ihn direkt anzusprechen.

12.03.2019

Computersprachkurs: es waren nur 4 Leute und ein kleiner Junge da. Aber  umso mehr Zeit habe ich für den einzelnen ihm über die Schulter zu schauen und was zu erklären. Und wenn bei einem Probleme auftauchen, schreibe ich das gleich für alle an die Tafel, so bekommt jeder oder jede die Erklärung gleich mit.

Nach dem Kurs kamen dann die beiden Afghanen. Der eine hat ja schon Bleiberecht für Deutschland, aber der andere hat heute die Nachricht bekommen, dass eine Klage vor dem Verwaltungsgericht nicht mehr akzeptiert wird.  Da weiß ich dann auch nicht mehr weiter, jetzt müssen wir warten, was der Anwalt sagt. Der ist allerdings zur Zeit in Urlaub.

Ich habe den Mann auf jeden Fall noch mal auf die freiwillige Rückkehrhilfe  hingewiesen. Das ist immer noch besser als mit Gewalt rausgeschmissen zu werden oder in den Untergrund zu gehen. Da ist keine Zukunft.

Ich werde ihn nächste Woche hoffentlich wieder treffen und bis dahin auch schon eine Antwort vom Anwalt haben.

Einen anderen Afghanen (ehemaliger Schüler von der Berufsintegrationsklasse) habe ich auf der Straße getroffen. Er ist wegen 2 Punkten bei der B1-Prüfung durchgefallen. Verstehe ich nicht, er spricht sehr gut Deutsch. Und an und für sich endet die Berufsintegrationsschulzeit mit B1.

Ich versuche jetzt, dass er bei einem Kollegen, ehemaliger Gymnasialdeutschlehrer, einen Platz bekommt.

13.03.2019

Gegen Mittag habe ich mich einem Kollegen getroffen - er gehört zum "Organisationskomitee". Ér und seine Kollegin (sie hatte mich angerufen) wollten sich davon überzeugen, dass es mir mit meinen Aufgaben gut geht. Ja, es geht mir gut, ich möchte nichts davon missen. Wir hatten ein sehr nettes Gespräch, meistens ist ja wenig Zeit dazu. War richtig gut.

Danach ging es in den Konversations- und Integrationskurs

Leider wenig Teilnehmer, aber umso mehr Zeit habe ich für den einzelnen. Ich habe versucht zu erklären, was "Wurzeln schlagen" bedeutet. Meine Zeichenkünste halten sich wirklich in sehr engen Grenzen. Aber ich denke am Ende haben es alle verstanden.


Der junge Afghane, der noch weiteren Deutschunterricht sucht, hat mir gestern sein Abschlusszeugnis der Berufsintegrationsschule geschickt.

Hatte voriges Jahr im Sommer beendet. Die Noten waren schlecht, richtig schlecht, auch die Deutschnote. Er spricht aber sehr gut deutsch.

Ich habe ihn gefragt, woher die schlechte Schulnote kommt. " solange er zur Schule ging, hatte er keine Aufenthaltserlaubnis, daher auch nicht viel Interesse an der Schule, zumal er mit bekommen hat, dass viele Schüler trotz vorheriger Zusage, dass sie mit Ausbildung bleiben dürfen, abgeschoben wurden. Als er mit der Schule fertig war, kam seine Aufenthaltsgenehmigung. Das hat ihn so motiviert, dass er gleich einen Deutschlehrer im Ehrenamt gesucht hat. Er hat dann vor ein paar Wochen die B1-Prüfung gemacht und ist leider durchgefallen. Er hatte von diesem Lehrer (ist kein Lehrer, gibt aber Deutschunterricht) einen Bestätigung bekommen. Er war mit seinen Leistungen sehr zufrieden, schreibt aber dann am Ende:

"....ist hoch motiviert und kommt regelmäßig. Das ist erwähnenswert, da ich mit freiwilligen Schülern schon ganz andere Erfahrungen gemacht habe".


Was soll dieses dämliche Bemerkung. Die gehört da nicht hin. Mir gefällt die ganze Einstellung nicht. Wenn ich immer befürchten muss, dass ich sowieso nicht bleiben darf,  ist auch meine Motivation gleich Null. War ja hier bei diesem jungen Mann genauso. Erst als er wußte, dass er bleiben darf, kam die Motivation.

Solche Bemerkungen dürften einfach nicht fallen. Wir müssen uns anstrengen, ihnen Vertrauen in ihre Zukunft zu geben.

Schöner wäre es gewesen, wenn dieser Lehrer in so weit gebracht hätte, dass er die Prüfung besteht.

Mein anderer Kollege, wo ich ihn ja jetzt unterbringen will, hat da eine ganz andere Herangehensweise und auch mehr Erfolg.