Ehrenamt-Tagebuch - Teil 11
So und nun ein neuer Anlauf - man ist das blöd, dass es keine Meldung gibt, dass der Platz für einen Beitrag zu Ende geht. Das was nicht mehr drauf gepasst hat, merke ich erst, wenn ich alles geschrieben habe und publizieren will. Schwups ist der ganze Text weg.
Sonntag, 17.03.19 - Einweihung des Caritas-Treff "Miteinander". Blabla und nur ein "Übereinander"
So eine Lobhudelei und Schulterklopfen. Es war niemand von den Menschen eingeladen, um die es hier gehen soll. Nämlich ein Miteinander von Einheimischen, Neubürgern, Asylsuchenden, Menschen mit eingeschränkten Bleiberecht und noch mehr Elend.
Ich bin schon mal eine Stunde später hin, weil ich mir auf jeden Fall den Pfarrer ersparen wollte. Hat nicht ganz geklappt, er fing am Ende wieder an.
Ich wollte dann wissen, wo man sich immer zwanglos mit unseren Neuankömmlingen treffen kann, damit man nicht immer in ein Cafè gehen muss, kostet ja immer Geld. Jaaaa, das weiss man noch nicht, evtl. muss man vorher anrufen. Son Scheiss. Ich möchte spontan hingehen können. Also gehen wir doch weiterhin ins Café, da muss ich nicht vorher anrufen, oder wir treffen und gleich bei mir.
Dann hatte ja der Vorsitzende des Kreis Asyl meinem Kollegen zugesagt, dass es in der Gemeinschaftsunterkunft WLAN gibt. Ich habe ihn darauf angesprochen, wann es so weit sein wird. Jaaaa, ob das überhaupt was wird. Manonmanaaaa. Ich musste da dringend weg, bevor ich mich daneben benehme. Es gab aber auch was positives, ich habe eine nette Kollegin getroffen, die im Ehrenamt die Küche betreut. Das ist auch in einem Gebäude, wo wir uns mit den Bewohnern des Ankerzentrums treffen, z.B. ich mit dem Integrationstalk und sie mit Müttern und Kindern in der Küche. Da hat sie sich viel Arbeit aufgeladen.
Donnerstag war dann noch mal ein Treffen mit einem erweiterten Kreis. Ich hatte keine Lust mehr hinzugehen. Wie ich im Nachhinein erfahren habe, waren auch da wieder die gleichen Kasperl unter sich. Wenn die Presse da ist, sind es immer viele Leute, wenn man aber jemand zum Arbeiten braucht, sieht das ganz traurig aus. Eine Frau hatte Interesse gezeigt. Besser als nichts.
18.03.19
Ich war mit meinem "Enkel" aus Sierra Leone und dem jungen Mann aus Afghanistan am !!! Rathaus für 9 Uhr 30 verabredet. Wir wollten zu meinem Kollegen, bester Deutschlehrer ever, gehen. Enkel kam, wir haben uns am Rathaus getroffen und dann 15 Minuten auf den anderen gewartet. Es war saukalt. Beide wohnen in der gleichen Gemeinschaftsunterkunft. Hätten ja wirklich zusammen kommen können. Aber was hat schon Sierre Leone mit Afghanisten zu tun!!!! Manchmal nicht zu fassen. Ich bin dann mit dem einen zu dem Unterrichtsraum in der evang. Kirche gegangen. Kommt nicht eine Whatsapp "Eva, wo bist Du? Ich warte im !!!! Rathaus". Die kleinen Wörter können ganz schön für Verwirrung sorgen. INS Rathaus bin ich natürlich nicht rein. Wie jetzt erklären, wo wir sind. Also habe ich Bilder gemacht und gehofft, dass er die Gebäude schon mal beachtet hat. Hat er und 5 Minuten später war er da. Hat also alles noch geklappt.
Ich bin dann noch mit in den Schulungsraum rein und habe ein paar Teilnehmer getroffen, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Das ist immer ein nettes Wiedersehen.
19.03.19 - Computerklassenzimmer
Es waren nur 3 da. Eine war krank und einer musste nach Nürnberg zu seinem Anwalt. War aber trotzdem schön, weil ich dann für jeden mehr Zeit habe. Ich finde es doof, wenn sie nur vor dem Bildschirm hocken. Ich stelle mich immer dazu und erkläre noch mehr. Vieles schreibe ich dann gleich an die Flipchart, damit es alle lesen können und auch etwas davon haben.
Einer erwartet ein Geschenk von seiner Freundin, wollte es aber nicht ins Ankerzentrum geschickt bekommen. Er hatte mich schon per Whatsapp nach meiner Adresse gefragt. Ich wollte aber erst mal mit ihm sprechen. Ein netter Mann aus Nigeria. Er ist IT-Fachmann und hilft mir auch immer mit den PCs.
Mal sehen, wie lange er noch da ist. Irgendwann wird auch er verlegt werden. Er kommt auch immer zum Integrationstalk im Ankerzentrum.
20.03.19 - Konversation- und Integrationskurs
Immer eine tolle Mischung - Ukraine, Afghanistan, Nigeria, Kongo, Aserbaidschan, Sierra Leone (das ist mein "Enkel", der im Herbst hoffentlich den Ausbildungsplatz bekommt. Er muss aber weiterhin Deutsch sprechen. In den Unterkünften sprechen sie ja nicht deutsch, bzw. wenn sie sich nur auf Deutsch veständigen können mit anderen Bewohnern ist das ja nicht das beste Deutsch und nicht zum Lernen geeignet).
Wir hatten wieder viel Spaß, besonders als ich ihnen aus Straßendeutsch erklärt habe. Müssen sie auch können.
Bei der Gelegenheit wurde mir gesagt, dass es immer Leute gibt, die ihnen den Stinkefinger zeigen. Das ist verboten, sie sollten die Leute anzeigen.
Einer hatte schon raus gefunden, wenn er in Foto davon macht, dann wird er häufig gebeten, das Foto wieder zu löschen.
Außerdem - und das hatten mir am nächsten Tag auch die Teilnehmer am Integrationstalk gesagt - wenn sie auch einer Bank in der Stadt sitzen gehen die Leute an ihnen vorbei und pupsen ihnen ins Gesicht. Arschlöcher - im wahrsten Sinn des Wortes.
Dann hatte ich ja gehofft, den Afghanen wieder zu treffen, für den ich Kontakt mit dem Anwalt aufgenommen habe. Der Anwalt brauchte noch Unterlagen.
Er kam nicht. Mehr dazu im nächsten Eintrag
21.03.19 - Integrationstalk mit den Bewohnern des Ankerzentrums
Es sind so viele Leute gekommen. Ich war so glücklich darüber. Wir haben uns in 3er-Reihen im den Tisch gesetzt, weil ich Unterlagen dabei hatte, die ich vor mir liegen haben wollte. Wir haben über die freiwillige Rückkehrhilfe gesprochen. Ist für die Menschen, die den Tod riskiert haben um zu uns zu kommen, ein schwieriges Thema. Dann kommt es ja immer wieder vor, dass manche aus welchen Gründen auch immer in den Untergrund abtauchen.
Für diese Menschen, u.a. für diese, hatte ich wichtige Adressen dabei, wo sie ohne Angabe von Namen usw. anwaltlichen Beistand und Gesundheitsvorsorge. bzw. Hilfe bei Krankheit, bekommen können. Und Frauen und Kinder bei Mißhandlungen oder Vergewaltigungen.
Ich habe sie auch zu meinem Konversations-und Integrationskurs am Mittwoch eingeladen. Blöderweise habe ich vergessen, ihnen zu sagen, dass der kommende Mittwoch ausfällt, weil die Bücherei an diesem Tag wegen einer Betriebsversammlung geschlossen bleibt.
Ich habe dann gefragt, wo der Afghane ist. Der ist seit einigen Tagen nicht mehr da. Ob er verlegt wurde, abgeschoben wurde oder untergetaucht ist, wusste niemand. Er hatte mir ja gesagt, bevor er sich abschieben läßt, bringt er sich um. Ich hoffe sehr, dass es nicht so weit kommt.
Auch hier ist ein junger Mann aus Sierra Leone. Da er so jung ausschaut, habe ich gefragt, wie alt er ist. Das wollte er vor den anderen nicht sagen.
Er blieb aber länger, damit wir uns noch alleine unterhalten konnten. Er ist gerade 18 Jahre alt geworden. Er kam mit seiner Mutter durch die Wüste nach Libyen. Auf der Fahrt mit dem Schlauchboot nach Italien wurden sie vón der libyschen Küstenwache gestoppt, seine Mutter kam bei der Aktion ums Leben und ihm hat man durchs Handgelenk geschossen. Die Küstenwache bekommt aus Europa, als auch von Deutschland Geld. Wir sollten uns schämen.
Normalerweise sollte dieser Talk immer von 3 Uhr 30 bis 17 Uhr 30 gehen, aber es wird immer später, weil einige gerne mit mir alleine sprechen wollen.
So kam ich auch dieses Mal erst gegen 19 Uhr nach Hause.
Noch einmal Caritas-Treffen
Meine Kollegen sind hingegangen, im Gegensatz zu mir haben sie sich nicht daran gestoßen, dass es nur ein Übereinander aber kein Miteinander war.
Immerhin konnte man den Vorsitzenden des Kreises Asyl noch mal von der Dringlichkeit WLAN in der Gemeinschaftsunterkunft zu installieren überzeugen.
22.03.19 - was sonst das Ehrenamt alles so mit sich bringt.
Am Vormittag habe ich eine Nachricht von meinem Schützling aus Uganda (SM) bekommen, er ist im Zug auf der Fahrt von Schrobenhausen nach München zur Arbeit zusammengebrochen. Kreislaufkollaps oder so etwas. Die Leute im Zug haben sich um ihn gekümmert und auch das Rote Kreuz geholt. GEHT DOCH:
Er ist dann aber trotzdem weiter zu Arbeit gefahren.
Er hat ja Ende April eine OP, ich muss sowieso den OP-Arzt anrufen, der will mit mir sprechen, und dann kann ich ihm das gleich sagen.
Aus diesem Grund kommt morgen sein Freund zu mir, er spricht schon sehr gut Deutsch (auch Schüler bei meinem Kollegen) und er spricht aus Luganda
und so hoffe ich, dass wir ohne Verständigungsprobleme morgen telefonieren können. Er bleibt dann gleich zum Abendessen.
Anruf meines "Enkels" (IS): Oma kannst Du mir bei den Hausaufgaben helfen - das sind Hausaufgaben um B1 zu schaffen. Na klar, komm her.
Also war ein paar Minuten später da und ich habe ihm über die Schulter geschaut. Er war nur unsicher. Hat dann hier alles alleine gemacht. Wunderbar.
23.03.19 - heute auf dem Wochenmarkt
da kam mir eine große Gruppe von Bewohnern aus dem Ankerzentrum entgegen. War das ein Hallo, die meisten kannte ich ja schon.
Es gibt auch vormittags im Ankerzentrum für einige Leute etwas Deutschunterricht. Diese Lehrerin ist heute mit ihnen in ihrer Freizeit auf den Wochenmarkt gegangen um einiges zu erklären.
Das sind immer die Highlights.
24.03.19 - hatte ich auch schon am Freitag geschrieben - doppelt hält besser
ich hatte unseren ugandischen Fußballspieler (HO) gefragt, ob er mich bei einem Telefonat mit dem anderen - auch aus Uganda (SM) - helfen kann.
Es geht um den Operationstermin Ende Mai, ich muss da noch einiges wissen. Er hat alles unterschrieben, hat er es auch verstanden? Die Uhrzeiten sind ungünstig. Da muss er entweder am Tag vorher anreisen, dann braucht er für eine Nacht ein Hotel oder das Klinikum muss den Termin etwas später legen.
Um diese frühe Uhrzeit, die man ihm aufgegeben hat, bekommt er noch keinen günstigen Zug von Schrobenhausen nach Regensburg.
Weiss er, wie lange er im Krankenhaus bleiben muss, weiss er, ob er hinterher noch krank geschrieben werden wird? Wir haben dann Video telefoniert,
Eine Mischung aus Englisch, Lugandan und Deutsch. Viel klären konnten wir nicht. Aber ich habe sein Einverständnis, dass ich mit dem Krankenhaus Kontakt aufnehmen kann. Mal sehen, ob wir was ändern können.
Abendessen hat wohl geschmeckt. Die Leute unter mir haben gestern einen Geburtstag gefeiert und mir ein Riesenstück Torte gebracht. Was für ein Glück das ich Hilfe hatte. Hat dem jungen Mann geschmeckt.
25.03.19 Teil 1
Also ich habe jetzt die E-Mail-Adresse von dem Operateur im HNO-Klinikum in Regensburg. Werde ich dann heute Nachmittag mal anschreiben. Im Sekretariat hatte man mich gefragt, ob ich denn nicht zum Dolmetschen mitkommen kann. Wer soll das bezahlen? Zugfahrt, Übernachtung!!!
Und wenn ich hier den jungen Mann frage, der als Dolmetscher auch besser geeignet wäre, dann müsste das ja auch jemand bezahlen. Er hat ja noch keine Arbeitserlaubnis.
Teil 2
heute morgen um 7 Uhr. Der junge Mann in Schrobenhausen (SM). Er hat heute wohl seinen freien Tag. Dann kam aber raus, dass er für morgen wieder eine neue Monatskarte braucht um zur Arbeit nach München zu kommen. Etwas über 300 Euro. Das Geld hat er nicht mehr. Er hat noch kein Gehalt bekommen, aber die Unterstützung der Ausländerbehörde hat er auch nicht mehr bekommen. Da ist ein Zeitunterschied von 14 Tagen. Diese Zahlung wurde mit vor 14 Tagen eingestellt, sein Gehalt bekommt der aber erst am 15.04. Eva - wie komme ich zur Arbeit. Kannst Du mir bitte 200 Euro überweisen. Das Geld hätte er ja heute nicht mehr bekommen. Ich mache kein Online-Bank, die Postbank-Filiale hier öffnet erst um 10 Uhr.
Der junge Mann, der gestern da war, fährt heute nach München und da können sie sich treffen. Für heute gilt ja das Zugticket noch. Also kommt er nachher vorbei und holt sich das Geld bei mir ab.
Ich glaube, da haben wir noch viel Gesprächsbedarf. Ich hatte ihm gesagt, dass er für die Zeit als er vor Weihnachten 2 1/2 Monate bei Amazon gearbeitet hat, 500 € zur Seite legen muss, denn er muss, wenn er arbeitet, für einen Platz in der Gemeinschaftsunterkunft bezahlen. Ca. 500 €. Wenn er das gemacht hätte, hätte er jetzt Geld. Er hat zu viel für seine beiden Kinder nach Uganda überwiesen.
Und jetzt hat er einen Job in München angenommen, da muss er das wieder bezahlen, verdient aber viel weniger als bei Amazon und dann noch 300 € fürs Ticket pro Monat. So viel verdient er gar nicht. Den Job sollte er schnellstmöglich wieder aufgeben und was in der Nähe suchen.
Nachtrag: nachdem er jetzt paar Tage krank war, hat man die Probezeit nicht verlängert. Was für ein Glück. Er muss sich was suchen, wo er nicht das ganze Geld fürs Ticket braucht und er muss nach einem Fulltimejob suchen.
26.03.19 - Computerklassenzimmer
ich hatte 25 Minuten gewartet, niemand da. Als ich gerade das Haus verlassen wollte, kamen zwei, Einer war neu, also bin ich wieder mit umgekehrt.
Noch eine halbe Stunde später kam noch der eine Kongolese, die beiden anderen sind Nigerianer. Viele meckern ja über sie, aber ich mag sie einfach, egal aus welcher Region sie kommen. Es gibt immer was zu lachen. Und ich habe wieder was gelernt: Mich hat mein rechter Ringfinger gejuckt und ich habe daran gerieben. Fragt mich der eine "suchst Du einen neuen Mann"? Wieso, nein. Aber Du hast an dem Finger gerieben. Das heißt bei uns "ich brauche einen Mann". Oh je, nein bitte nicht. Ich habe soviele junge Männer um mich rum, das reicht.
Wir sind dann noch ein Stück zusammen nach Hause gegangen.
27.03.19 - Konversations- und Integrationskurs
Ist aus gefallen, weil die Mitarbeiter der Bücherei eine Betriebsversammlung hatten und daher das Gebäude zu blieb. Ich war ganz froh darum.
Dienstag hatte ich schon den Anwalt wegen einiger Klienten angeschrieben, sie wollten Termine und Auskünfte von ihm haben.
Mittwoch kamen dann die Stellungsnahmen, die ich dann gleich an die Jungs weitergeleitet habe. Dann gings los, Whatsapp, E-Mails, Anrufe.
Jeder hatte noch Fragen und neues zu berichten. Den ganzen Nachmittag war ich ausgebucht. Dabei hätte ich um 15 Uhr zur Übergabe vieler Zertifikate am anderen Schulungsplatz kommen sollen. War nicht zu schaffen.
Abends bin ich dann aber doch in meinen Englischkurs gegangen. Das ist immer sehr nett.
Noch mal zu meinem Sorgenkind (SM). er ist ja in ärztliches Behandlung. Bluthochdruck und Verdacht auf eine Nierengeschichte. Also hat er eine Überweisung zu einem Internisten bekommen. Es muss ja alles vor seiner Operation Ende Mai geklärt sein. Also da angerufen, frühester Termin Ende April.
Muss ich jetzt noch vereinbaren. Dann muss ich die Klinik über die Ergebnisse informieren, evtl. muss der OP-Termin verschoben werden.
Ich habe dann seinem Hausarzt eine Mail geschickt, ich wollte ihn nicht am Telefon aufhalten. Muss ein toller Arzt sein. Er hat mir nachts um 24 Uhr geschrieben und mich beruhigt. Alle Achtung
30.03.19 - ein schöner Tag
Ich hatte für heute Mittag 4 junge Syrer, bzw. ein Iraker eingeladen. Es waren Schüler aus der Berufsintegrationsschule, die ich ja ihre 2 Jahre in dieser Schule begleitet hatte. Leider hatte gestern dann einer abgesagt, weil er einen Zweitjob in einem Hotel bekommen hat und nun am Wochenende da arbeitet. Er muss alleine für eine große Familie aufkommen, es gibt keinen Vater, aber die Mutter und 2 kleine Geschwister und jetzt ist im Zuge des Familiennachzuges auch noch der ältere Bruder nachgekommen, für den er jetzt auch aufkommen muss, bis dieser Deutsch kann und Arbeit hat.
Dann kam heute kurz für unserem Treffen von einem weiteren die Absage. Er hatte überraschend Besuch aus Hamburg bekommen. Schade, ich hätte sie gerne beide mal wiedergesehen.
Also waren es nur 2 und meine Schwester. Essen reicht jetzt noch für ein paar Tage. Es gab Zitronenhuhn und Couscous. Zum Trinken Wasser.
Zum Kuchen dann Espresso. Einer der jungen Männer hatte eine typische Syrische Nachspeise gemacht. Hatte er schon hin und wieder bei Feiern mit in die Schule gebracht. Daher wusste er, dass ich das sehr gerne mag. Ist nicht so süß aber sehr erfrischen.
Interessant waren die Gespräche. Da habe ich gemerkt, wie weit wir im Verständnis was zwischen Mann und Frau geht, weit auseinander sind. Für mich sind ihre Vorstellungen so altmodisch. Für mich kaum vorstellbar, ich bin doch sehr sehr frei aufgewachsen. Die modernste Frau war meine Großmutter.
Sie hätte heute die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Der eine junge Mann hat eine syrische Freundin, er möchte sich im Sommer mit ihr verloben. Sie hat hier Abitur gemacht und möchte studieren. Klingt alles noch sehr modern. Aber der junge Mann war ja bisher kein Kind von Traurigkeit.
Jetzt musste er aber seinem zukünftigen Schwiegervater erstmal versprechen, keinen Alkohol mehr zu trinken, das Rauchen aufzuhören, nicht mehr mit anderen Mädchen sprechen und zukünftig in die Moschee zu gehen und immer zu beten. Das erste Mal habe ich 1962 geheiratet. Wenn unsere Schwiegereltern so etwas verlangt hätten, hätten wir sicher beide gesagt, dann behalte dir deinen Sohn oder deine Tochter. Wir hätten uns nie so etwas sagen lassen. So eine Einmischung - unmöglich. Der junge Mann, er ist 23, spricht jetzt nicht mehr mit anderen Mädchen, die er schon länger kennt.
Seine Freundin muss sich auch entsprechend verhalten. Ich weiss aber, dass er vorher schon Beziehungen zu anderen Mädchen hatte.
Die Verlobte wird aber nicht angerührt. Die will er ja heiraten. Da Männer haben erstmal alle Freiheiten. Warum er was durfte, was die Mädchen nicht dürfen. Naja - auf meine Vorhaltung, dass das unfair ist, kam nur ein verschämtes Lachen.
In der Schule hatte er mir ja schon mal gesagt, dass er 11 Kinder will. Wenn die junge Frau jetzt studiert, wird es wohl dazu nicht kommen.
Es war wirklich wichtig für mich zu erfahren, wie groß hier die Unterschiede zu unserem Leben sind. Es muss aber auch für diese jungen Leute sehr schwer sein, unsere Kultur für für ein Zusammenleben mit uns zu akzeptieren, dabei aber ihre weiter zu leben. Man hat immer das Gefühl, dass sie schon sehr "Deutsch" geworden sind. Nach so einem Tag wie heute, weiss man erst, wie weit der Weg noch ist. Und sie sollen ja auch Syrer bleiben. Aber so ein Kombi-Leben ist sehr schwer.
Für meinen Integrationstalk ist das sehr hilfreich.
Der andere junge Mann, ein richtiger Kindskopf, hat jetzt einen Job als Paketfahrer für Amazon in Berlin in Aussicht. Nach Berlin wollte er schon immer, hat da auch die Möglichkeit bei Freunden günstig zu wohnen. Ich habe ihn gebeten, sich von den Clans fernzuhalten. Er hat auch mit Religion usw. nichts am Hut.
Solche Gespräche wie heute, müssten wir viel mehr führen.
Mal sehen, ob es bei der Einladung zur Verlobung bleibt.
Auf jeden Fall wollen wir uns in Zukunft öfters treffen. Das Gespräch wird mir sehr bei meinen Integrationstalks helfen. Sorry - habe schon kurz vorher geschrieben. Ist aber ein Zeichen, dass mir die Integrationsarbeit sehr wichtig ist. Ich möchte ja keine tpyischen Deutschen aus diesen Menschen machen, sondern wertvolle Mitglieder unserer Gesellschaft. Dazu müssen sie weder perfekt Deutsch sprechen, noch ihre Herkunft verleugnen. Ich sehe das als enorme Bereicherung.
Für morgen ist noch genug Essen übrig, außerdem geht mein Sykpe nicht, und ich will ja am Montag wieder mit meinem jungen Freund in den USA skypen also habe ich H.O. (Uganda) gefragt, ob er mir morgen gegen ein Abendessen Skype wieder einrichten kann. Macht er.
Mein Leben ist bunt. Hurra
31.03.19
Hurra - Skype funktioniert wieder. Und an meinem Handy hat er mir auch etwas eingerichtet. Ich bekomme immer wieder Anrufe auf dem Handy mit Vorwahlen aus Afrika. Nehme ich natürlich nicht an. Aber ich wollte gerne wissen, wie ich herausbekommen kann, aus welchem Land die Anrufe kamen.
Das hat er mir jetzt auch eingerichtet.
War wieder ein sehr guter Abend - ich hätte nie gedacht, was ich noch alles lernen kann und was für wertvolle Menschen ich kennenlerne. Dabei sind sie ja alle noch so jung fast alle unter 30. Nicht alle sind so ehrgeizig, wie der junge Mann heute Abend. Er hat ganz klare Vorstellungen und ist auch sehr zielstrebig. Leider wird das von unseren Behörden immer wieder torpediert. Aber hat mittlerweile schon einige Förderer gefunden, die alle erkannt haben, was in ihm steckt.
02.04.19 - jetzt habe ich ca. 1 Stunde hier geschrieben und jetzt ist alles weg. Schei.....!!!!!!!
Mal sehen, wann ich einen neuen Anlauf nehme. Jetzt habe ich keine Zeit mehr
07.04.19 - neuer Anlauf
Wahrscheinlich habe ich die Hälfte schon wieder vergessen.
02.04. - Computersprachkurs
heute war eine Frau aus Sibirien da. Sie lebt schon seit 3 Jahren mit ihrer Familie in Waldkraiburg, 3 Kinder, 1 Mann. Aber sie spricht sehr schlecht Deutsch. Sie arbeitet als Putzfrau, wo sie überhaupt keine Kollegen hat, also auch nicht Deutsch sprechen kann. Sie ist gelerne Floristin (Sibirischer Standard). Unser bestes Blumengeschäft möchte sie aber gerne als Mitarbeiterin haben und so wurde sie in meinen Kurs geschickt. Zum Einstand hat sie mir ihren ersten hier in Deutschland gebundenen Blumenstrauß geschenkt. Ganz lieb. Sie versteht recht gut, traut sich aber nicht zu sprechen. An den Sprachkursen, die wir auch am Vormittag kann sie nicht teilnehmen - muss ja arbeiten. Ganz langsam fallen mir auch wieder einige Wörter auf Russisch ein. Zum Sprechen reicht es aber nicht mehr. Aber ich kann es noch lesen.
Es war auch wieder ein neuer junger Mann aus Nigeria da. Ich mag die Bande.
Gegen Ende kam dann auch noch mein Sorgenkind aus Uganda, um den ich mich in medizinischer Hinsicht kümmere, Er hat ja Weihnachten ein paar Tage bei mir verbracht. Er hat ein Bahnticket bekommen und hat die Gelegenheit genutzt hier zum Friseur im Camp zu gehen. Jetzt hat er seine Rasterlocken wieder weg und schaut richtig gut aus. Er hat sich gefreut, dass ich mich gefreut habe. Wir sind dann noch gemeinsam auf eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen für ihn gegangen. Ich bin die einzige, der er sich anvertraut - sich traut.
03.04. - Konversations-Integrationskurs
Ukraine, Afghanistan, Sibirien, Congo, Nigeria - An diesen Tagen vergesse ich immer die Zeit und muss dann nach Hause hetzen, weil ich ja 1 Stunde später schon wieder bei meinem Englischkurs sein muss. Und eine Kleinigkeit will auch essen, weil es mir sonst zu spät wird.
Ich nehme ja immer Obst für die Teilnehmer mit, dieses mal habe ich vergessen, es ihnen zu geben. Zum Glück habe ich dann noch einige auf der Straße getroffen.
Anderes:
Der Ugandaer, der hier Fußball spielt, musste wegen Herzrhythmusstörungen zum Internisten. Es ist alles ok. Er kann wieder spielen. Er ist einer unserer Besten hier. Allerdings hat er am Samstag nur als Einwechselspieler ran gedurft.
04.04. Integrationstalk
Erst zum Französischkurs, dann so schnell wie möglich ins Ankerzentrum. Es war eine Mischung aus dem Jemen und Nigeria. Nicht so viele wie sonst. Immerhin kommt auch immer eine junge jemenitische Mama mit ihren beiden Kindern, und der Mann ist auch dabei. Beide sprechen sehr gut Englisch.
Das heißt eigentlich sprechen alle Jemeniten gutes Englisch. Und es sind sehr höflich und gebildete junge Leute. Auch die Mama hat eine weiterbildenden Schule besucht.
Jeder hat ein bisschen aus seinem Land erzählt und was ihnen bei uns komisch vorkommt. Die Nigerianer sind alles Christen - in dieser Gruppe - und die Jemeniten alle Muslime. Sie haben sich dann auch ein bisschen über ihre Religionen ausgetauscht. Bis auf das Kopftuch der jungen Mama haben sie festgestellt, dass die Unterschiede sehr gering sind. Alle wundern sich, was wir hier für ein Geschiss um die Religion machen. Sowohl im Jemen, in Jordanien, Syrien, Nigeria leben sie alle Tür an Tür. Keine Probleme - Probleme kommen von oben. Auch in der Schule hier gab es wegen der verschiedenen Religionen nie Probleme. Sie haben alle keine Probleme damit, dass ich von allem gar nichts halte - Märchenstunden. Aber ich achte alle.
Ich verweise immer wieder auf unser Grundgesetz- die ersten 4 Artikel verteile ich immer in allen Sprachen - ALLE Menschen sind gleich. Egal welcher Religion, Hautfarbe und sexueller Orientierung. Letzteres ist für manche schwer zu akzeptieren - obwohl unter den Migranten viele Homosexuelle sind.
Beim ersten Talk vor 6 Wochen hatte ich auf die freiwillige Rückkehrhilfe hingewiesen, beim 2. auch noch mal ausführlicher. Einer der Nigerianer, der mir immer beim Anschmeissen der Laptop im Computersprachkurs hilft, hatte mir gesagt, dass viele der Nigerianer aufgebracht waren, dass ich dieses Thema angesprochen habe. Sie wollen davon nichts hören und waren unsicher, ob ich nicht doch zur Regierung gehöre - na ganz bestimmt nicht.
Aber diesen Donnerstag fehlte der Jordanier. Wo ist er? Er hat sich über meinen Hinweis auf die freiwillige Rückkehr so gefreut. Er wollte immer schon wieder zurück, wußte aber nicht wie. Er ist jetzt schon wieder zurück in Jordanien. Also war meine Arbeit doch gut. Puh
Wir haben dann auch noch darüber gesprochen, was ihnen hier bei uns aufgefallen ist. "Die Deutschen sind nicht sehr freundlich und auch untereinandaer nicht sehr hilfsbereit". Aber sie freuen sich immer, wenn ihnen von den Migranten geholfen wird. Das hatte mir vor 2 Jahren auch schon mein Nigerianischer Freund gesagt.
Was mich sehr betroffen gemacht hat: sie wissen so wenig von uns, ich bin der einzige Kontakt nach draußen für sie.
07.04.19
was anderes: Ich hatte ja meinen Enkel aus Sierra Leone in einem Deutschunterricht untergebracht, damit er vor Beginn seiner Ausbildung noch die B1Prüfung machen kann. Er war die erste Woche da, mein Kollege war sehr von ihm angetan und will in gleich zu B2 bringen. Aber dann war er die ganze letzte Woche nicht da. Ich weiss schon, dass hat er wieder eine depressive Phase mit Kopfschmerzen. Also habe ich ihn heute gefragt, ob wir zusammen spazieren gehen. Oma gerne. Also waren 3 Stunden unterwegs. In Ecken, die er nicht kennt und über Stock und Stein, unter Sträuchen, rauf und runter.
Ich habe ihm auch einiges über die Entstehen Waldkraiburgs erzählt. Keine rühmliche Vergangenheit.
Hat uns beiden gut getan. Probleme? Ja, wieder mit der Ausländerbehörde. Den Ausbildungsvertrag hat er, aber jetzt will die Trulla da seine Geburtsurkunde, die er jetzt endlich nach 3 Jahren von seiner Mutter geschickt bekommen hat, im Original. Er hat eine beglaubigte Kopie. Die Mutter wird das Original nicht aus der Hand geben. Fände ich auch leichtsinnig, was ist, wenn sie auf dem Postweg verloren geht? Dann hat er gar nichts.
Schade, dass man nicht richtig ausrasten kann, denn dann ist dem jungen Mann auch nicht geholfen. Aber ich würde sie schon gerne mal richtig durchschütteln.
Auf jeden Fall vereinbare ich jetzt für ihn und mich einen Termin beim Anwalt. Da muss ja mal was weitergehen.
Er hat mit 19 Jahren sein Land verlassen, irgendso ein dubioser Priester hat ihn im Flugzeug mit nach Paris genommen und ihn dann da ohne Papiere sitzen lassen. Er war dann erst mal für ein paar Woche inhaftiert und ist nach der Entlassung mit Hilfe Deutscher nach Deutschland gekommen. Er wird jetzt hier langsam erwachsen und findet sich noch nicht darin zurecht. Er ist aber sehr ordentlich, trinkt und raucht nicht.
Auch mein Kollege findet, dass er es wert ist, dass ihm geholfen wird.
Noch mal zum Integrationstalk - was die Menschen mir gesagt haben, ist mir nahe gegangen. Ich habe dann gestern einen Spaziergang gemacht und die Plätze fotografiert, wo mal Bunker standen, heute zerstört (durch die Amerikaner nach dem Krieg) oder überbaut und der Bunker darunter ist nicht mehr zu erkennen. Manche sind auch nach den Sprengungen zugeschüttet worden und sind heute unsere "Berge"
Diese Bilder nehme ich zum nächsten Talk mit, werde also meinen Laptop mitnehmen und die Bilder zeigen. Vielleicht haben dann einige Lust ein paar Tage später mit mir diese Wege noch einmal nachzugehen. Mal sehen. Kann auch sein, dass beim nächsten Mal niemand mehr aus dieser Gruppe da ist, weil sie bereits verlegt wurden.
08.04.19
Suche jemanden, der Englisch in Deutsch übersetzt und dann auch beglaubigen kann. Also einen zugelassenen Übersetzer. Ich wusste ja gar nicht, dass unsere Richter kein Englisch können. So ein Armutszeugnis.
Ein junger Ugandaer(HS) im Raum Landsberg hat über seinen Anwalt (hier in meiner Nähe) einen benötigten Bericht ans Gericht gesandt, in Englisch.
Er hat zwar schon in kürzester Zeit gut Deutsch gelernt, Gespräche können wir gut auf Deutsch führen, aber für einen komplexen Text reicht es noch nicht.
Der Bericht muss ins Deutsche übersetzt und beglaubigt werden. Allein die Beglaubigung kostet 400 €. Das Geld hat er doch gar nicht. Das Geld für den Anwalt hatte ich immer ausgelegt und immer zurückbekommen. Jetzt steht nur noch die letzte Rate aus.
Frage: Kennt jemand jemand, der die Beglaubigung kostenlos machen würde, oder vielleicht nur 100 € will?
Noch mal zu meinem Enkel aus Sierra Leone
Er ist nicht in den Deutschunterricht gekommen, auf meine Whatsapp hin hat er sich auch nicht gemeldet und die Papiere, die ich von ihm brauche, hat er auch nicht gebracht.
Heute (13.04.19) habe ich in einem Workshop erfahren und sehr viel anderes mehr, dass das eine typische Verweigerungshaltung bei Depressionen ist, ausgelöst durch die Unsicherheit, wie es weiter geht. Gerade bei jenen, die schon gut integriert erscheinen. Habe gleich noch mal Kontakt zu ihm aufgenommen.
09.04.19
Computersprachkurs - halb gut besucht, bunt gemischt. Klasse. Aber immer Diskussionen mit einem Kongolesen. Er bringt mich mit seiner Rechthaberei an den Rand des Wahnsinns- Recht habe immer ich. Macht ihn wahnsinnig. Diskussion: Russland gehört zu Asien (vom Ural als Grenze zwischen den Kontinenten hatte er aber keine Ahnung). Es war eine Russin da, eine Frau aus der Urkaine - achja, die Ukraine gehört nicht zu Europa. Manoman. War ein hartes Stück Arbeit für uns 3. Sehr zum Vergnügen der anderen. Auf jeden Fall viel Gelächter. Und ob die Niederländer wissen, dass sie Deutsch sprechen?! Leider war kein Holländer da.
Aber wieder ein neues Kongolese. Ein junger sehr zurückhaltender junger Mann. Bereits mit guten Deutschkenntnissen, darüber hinaus Spanisch und Englisch, fast fließend. Toll
10.04.19
Konversations- und Integrationskurs. Leider nur 5 Leute, der junge Kongolese war wieder da. Dann einmal Nigeria, Ukraine, Afghanistan und noch meien Kongolesische Herausforderung. Der junge Mann aus Nigeria hilft mir immer, wenn es mit den PCs Probleme gibt. Leider wird wohl auch bald für ihn ein Transfer anstehen.
11.04.19 - Versammlung vom Arbeitskreis Asyl
Wenig Ameisen, so wie mich, aber viele Funktionäre- Also auch viel Blabla.
Allerdings war der Chef unserer Ausländerbehörde da, der erklärt hat, wie der Landkreis die Flüchtlingsarbeit gestaltet. Das gesprochene Wort klang sehr positiv. Jetzt kommt es auf die Praxis an. Ganz klar hat er gesagt, dass Senegalesen keine Arbeitserlaubnis bekommen. Wir haben sehr gut Deutsch sprechenden Senegalesen im Landkreis, auch schon mit einige Praktika. Aber sie dürfen nicht arbeiten, und fallen damit dem Sozialsystem zur Last.
Dämlicher geht es nicht.
Dann habe ich mit meinem Kollegen, der einige junge Leute zum B1 und B2-Niveau puscht vereinbart, dass ich dieses beiden "Fortgeschrittenen" während den Osterferien, wenn er in Urlaub ist, betreue. Sie kommen also Montag und Dienstag zu mir. Da ich ja mit der Kirche und Religion nichts am Hut habe, also auch am Ostermontag. Wir werden uns in erster Linie mit Zeitung lesen befassen. Beide sprechen schon richtig gut Deutsch.
13.04.19
Ich war heute von 9 bis 15 Uhr auf einem Workshop in Mühldorf. "Interkulturelle Kompetenz & Kommunikation". Der Referent, den ich schon länger kenne, ist einsame Spitze. Er arbeitet in der freiwilligen Rückkehrhilfe der Caritas. Da hatte er schon vor einigen Wochen einen Vortrag gehalten. Auch ganz großartig und ich habe durch diese Information auch einem jungen Mann aus Jordanien weiterhelfen können. Den Referenten kenne ich aber schon seit sich vor 2 Jahren mein Nigerianischer Freund entschieden hatte, wieder in seine Heimat zurückzukehren.
Solche Leute, wie diesen Referenten brauchen wir viel mehr. Er war schon in der ganzen Welt und kennt die Heimat der meisten Flüchtlinge. Seine Unterstützung ist unschätzbar wertvoll für uns "Ameisen".
Traurig wieder einmal die geringe Teilnehmerzahl. Auch einige "Angemeldete" sind nicht gekommen. Das ist sehr unhöflich dem Referenten gegenüber, der ja auch seine Freizeit dafür hergibt.
Ich hoffe trotzdem, dass er bald wieder so etwas anbietet und ich dann auch Gelegenheit habe hinzukommen. Heute hat mich eine gute Bekannte mitgenommen. Sie hatte für 2 Jahre einen jungen Syrer bei sich aufgenommen, der ich aus der Berufsintegrationsschule kenne. Und sie hat mir schon mal geholfen, als ich für einen Kongolesen für einen Anwaltstermin einen Dolmetscher für Französisch gesucht hatte.
Es ist einfach nur toll, die kleinen Rückschläge gehören einfach dazu.
15.04.19
Treffen mit einer sehr engagierten Ehrenamtlerin, die mich zu dieser Aufgabe gebracht hat. Das war im Herbst 2015. Da stand sie mit einer Gruppe Senegalesen vor unserem Rathaus. Das war so ein netter Anblick, der mich sehr berührt hat und so bin ich hin und habe sie unbekannterweise gefragt, was sie da macht. Näheres könnt Ihr im Tagebuch Teil 1 lesen. Die Senegalesen wurden alle verlegt, sie hat aber immer noch zu einigen Kontakt. Sie haben kein Bleiberecht und sind hier nur geduldet. Bedeutet keine Arbeitsserlaubnis. Nun sind sie schon 4 Jahre hier, haben immer wieder mal Praktika gemacht.
Werden aber wegen der fehlenden Arbeitserlaubnis weiterhin vom Staat unterstützt. Einige könnten sofort anfangen zu arbeiten. Was sind unsere Politiker doch blöd. Einer aus dieser Gruppe, den ich dann ja in der Schule wieder getroffen hat - man hatte ja immer gesagt, wer in die Berufsintegrationsschule geht wird nicht abgeschoben. Aber er musste Deutschland verlassen. Ein sehr sympathischer junger Mann. Gestern habe ich erfahren, dass er nach Frankreich gegangen ist, dort geheiratet hat und eine kleine Tochter hat. Ich freue mich sehr für ihn.
Ich hatte ja mit einem Kollegen vereinbart, dass ich während seines Urlaubs montags und dienstags seine beiden besten Schüler betreue. Gestern fiel es aus, weil einer nach München musste und der andere hatte sich beim Fußballspiel einen Cut über dem rechten Auge zugezogen und musste zum Arzt.
Heute fällt es auch aus, weil der eine immer noch in München ist und der andere noch mal zum Arzt muss. Naja
Skype mit meinem Freund in den USA
Es ist immer ein tiefes Erlebnis. Wir hatten gestern so ein wenig über Familie gesprochen, weil ich ihm erzählt hatte, dass ich im Sommer mit meiner Schwester nach Wien zur Verwandschaft fahre (da habe ich gestern aber erfahren, dass sie in Urlaub sind und wir uns nur einen halben Tag sehen können). Auf jeden Fall hatte ich ihm, als er hier war - das ist nun 2 Jahre her - etwas erzählt, eine ganz kleine Anmerkung war das und er konnte sich gestern noch daran erinnern. Wow -" ja natürlich weiss ich fast noch alles, was Du mir erzählt hast und was Du mir alles gezeigt hast."
Nachts (bei uns, bei ihm früher Abend) hat er mir geschrieben: "Those times are very important times in my life meanwhile".
Dabei waren es ja nur 6 Monate. Mit die schönsten in meinem Leben.
16.04.19 - Computersprachkurs
Leider hat man mir ja den Nigerianer abgezogen, der mir immer mit den Laptops geholfen hat. Bin stocksauer.
Es kam aber eine junge Frau, die sich in Zukunft mit meinem Kollegen die Donnerstage teilen will. Sie war schon einmal bei ihm, aber da kommen sehr wenige Leute. Er ist so dröge. Gestern hat sie mal bei mir geschnuppert und fand das sehr lustig. Ich hoffe, dass sie mich mal vertreten kann, wenn ich so etwas wie Urlaub machen will. Noch steht für dieses Jahr nichts an. Für die 4 Tage in Wien habe ich mir kursfreie Tage ausgesucht.
Gestern hat die Frau aus Sibirien ihre Tochter mit gebracht, damit diese auch in der Ferienzeit etwas Deutsch lernen kann. Ich schätze mal, dass sie 12 Jahre alt ist.
Ich hatte ja meinen "Enkel" und noch einen Afghanen an meinen Superkollegen vermittelt. Beide waren nur 1 x da und sind dann nicht wieder gekommen.
Meinen "Enkel" wollte ich gestern treffen. Oma, keine Zeit. Dann hatte ich mit dem anderen (Afghane) vereinbart, dass wir uns nach dem Kurs treffen. Er wollte mich sprechen. Ich hatte ihn dann schon auf der Straße getroffen. Anschiß: warum sie nicht zu U. in den Deutschunterricht gehen. "Das ist so langweilig". Der Lehrer ist ja nicht zum Bespaßen da. Er ist dann auch nicht gekommen.
Mein "Enkel" hat mir heute geschrieben: Oma, was machtst Du? Da gibt es erstmal keine Antwort. Er kann ja heute in den Konversations- und Integrationskurs kommen. Er weiß ja wo ich bin.
Dann hat der Kongolese, um den ich mich vor längerer Zeit gekümmert hatte, der mir aber dann gedroht hatte, dass er sich umbringt, wenn ich ihm nicht helfe. Das laß ich mir nicht bieten und habe den Kontakt abgebrochen, mit geschrieben, dass er wieder in der Psychiatrie ist. Er war ja vor 2 Jahren in der Psychatrie, da habe ich ihn mehrmals besucht.
Er erwartet wohl, dass ich ihn besuche. Mal sehen. Im Moment hat meine Schwester nur ganz selten ihr Auto zur Verfügung.
Der fußballspielende Ugandaer ist mir gestern auf der Straße begegnet. Jetzt hat er Durchfall. Ok ich besorge ihm Zwieback. ich war dann im Bioladen und habe Dinkelzwieback ohne Zucker gekauft (100 g über 3 Euro - Wahnsinn). Abends er sich den abgeholt und ich habe ihm noch 98 %iger Schokolade und Kakaobohnen mit gegeben. Vor ein paar Minuten kam die Nachricht, dass es ihm besser geht.
17.04.19 - Konversations- und Integrationskurs
war wieder eine bunte Mischung. Jetzt kommt auch immer ein sehr junger Kongolese. Erst 18 Jahre alt. Er kann aber schon gut deutsch. Dann habe ich erfahren, dass er im September in die Berufsintegrationsschule gehen darf. Freut mich sehr für ihn.
Große Diskussion, warum Israel, das ja in Asien liegt, beim European Song Contest mit macht und auch bei Europäischen Fußballturnieren. Da war wieder mal Geschichtsunterricht nötig.
18.04.19
heute morgen habe ich eine Afghanen getroffen, der auch bei uns auf der Schule war. Er hat jetzt Arbeit, ist aber nicht so glücklich damit. Schichtunterricht in der Kreisstadt. Da ist er immer wieder gezwungen, die Nächte auf dem Bahnhof zu verbringen, weil weder Bus noch Bahn nach Waldkraiburg fahren.
Er soll sich nächste Woche noch mal melden. Entweder Wohnung in Mühldorf oder einen anderen Job.
Integrationstalk im Ankerzentrum
Ich konnte meinen jungen Mann aus Nigeria noch mal treffen, am kommenden Dienstag muss er Waldkraiburg verlassen, weiss aber noch nicht, wohin er verlegt wird. Es war dann noch ein sehr junger Mann aus Sierra Leone da, er hat eine Vorladung zum BAMF zum 2. Interview. Frage: Muss ich dahin. Ja, fahr mal, schreib schon mal alles auf, was Dir inzwischen noch eingefallen ist und die hier helfen könnte, Aufenthalt zu bekommen.
Ansonst waren es 6 Leute aus dem Jemen, darunter 2 Ehefrauen, und auch noch 4 Kinder.
Aufgrund dessen, was Seehofen wieder ausheckt, habe ich ihnen erklärt, dass sie, falls sie keine Papiere haben, jetzt schon mal anfangen sollten, zu ihren Familien und Botschaften Kontakt aufzunehmen und um Ausstellung von Papieren bitten. Ohne Papiere haben sie hier keine Zukunft.
Dann war ein neuer dabei, der wissen wollte, wie er schnellstens Deutschkenntnisse erwerben kann. Ich habe ihm von unseren Angeboten erzählt. So lange er in Waldkraiburg ist, sollte er alles wahrnehmen, was er nur bekommen kann. Will er machen.
Dann hatte ich ja vor 2 Wochen ein Spaziergang durch die Stadt gemacht und alle ehemaligen Bunker aus den 2. Weltkrieg fotografiert. Viele kann man nicht mehr erkennen. Entweder wurden sie von den Amerikanern gesprengt und mit Erdreich überschüttet und aufgefüllt, andere wurden zu Wohngebäuden umgestaltet.
Wir haben uns jetzt für den Samstag Nachmittag verabredet und gehen diese Wege noch mal nach. Ich freue mich schon drauf. Außerdem kann ich ihnen auch zeigen, wo die diversen Sprachkurse angeboten werden.
20.04.2019 - was für ein toller Tag
Ich hatte mich ja meinen Teilnehmern aus dem Integrationtalk zu einem Spaziergang durch die Stadt verabredet. Sie waren auch fast pünktlich da. Aber mehr als ich erwartet hatte. 7 x Jemen, männlich, 3 x Jemen, weiblich, 4 x Jemen, Klein- und Schulkinder, 2 x Jemen, Babies, 1 x Jordanien, 1 x Sierra Leone und 1 x Nigeria. Bis auf Nigeria alles Muslime. Darunter Ärzte, Agraringenieure, Zahnärzte. Wir waren 3 Stunden unterwegs. Die beiden Schulkinder, 2 Buben, sprechen schon wirklich gut Deutsch, aber auch fließend Englisch, Arabisch ja sowieso. Sie sind so zwischen 8 und 11 Jahre alt. Alle anderen, auch die Frauen, sprechen sehr gut Englisch.
Von dem Nigerianer konnte ich mich gestern auch verabschieden, er kommt am Dienstag nach Nürnberg. Na wenigstens eine schöne Stadt. Zum Abschied habe ich ihm selbst gemachte Hot-Chilli-Paste mitgenommen.
Jemenitischer Arzt: war der einzige, der geraucht hat. Na sowas.
In der Stadt gab es dann für alle ein Eis. Haben sie selbst bezahlt und mich dazu eingeladen. Ich mag aber kein Eis. Schade.
Wir waren mehr als 3 Stunden unterwegs.
Das nächste Mal gehe ich mit ihnen in unser Industriemuseum. Die Idee hat ihnen gut gefallen.
Leute ich sags Euch - so etwas ist mit Geld nicht zu bezahlen. Ich bin einfach nur glücklich.
23.04.19
Deutschunterricht am Vormittag: Mit dem jungen Fußballspieler aus Uganda - geplant war von 10 bis 11 Uhr 30. Es war aber eine Stunde länger.
Ich habe ihm Zeitungsartikel vorgelegt, die ich mit Fragen besehen hatte. Er fand das gut, weil da auf einmal so viele neue Wörter auftauchen.
Aufgrund der aktuellen Geschehnisse in Colombo und zuvor in Christchurch war das Thema auch in den Zeitungen vorgegeben. Nur war dann die letzte Stunde der Versuch von ihm, mich davon zu überzeugen, doch mal wieder die Bibel zu lesen. Vergeblich, er wird es verkraften. Aber es ist faszinierend, was diese jungen Leute aus ihrem Glauben für Kraft ziehen. Kirche ist unwichtig, es zählt nur der GLaube. Dafür brauchen sie keine Kirche.
Computersprachkurs: Erwartungsgemäß wenig Teilnehmer, es wurde heute ca. 50 Personen an andere Orte verlegt, und es sollen im Laufe der Wochen noch mehr werden. Das ist für mich wieder die Zeit der Verluste. Schluchz.
So waren heute nur 3 aus der Gemeinschaftsunterkunft da. War aber richtig nett. So habe ich immer viel Zeit für den Einzelnen.
Auf dem Heimweg habe ich die 3 Jemenitinnen getroffen, die am Samstag bei der "Sightseeing-Tour" teilgenommen hatten. Es hatte ihnen gut gefallen.
Morgen wollen sie evt. in meinen Konversations-und Integrationskurs im Haus des Buches kommen. In meine Sprachkurse dürfen sie auch mit Kindern un Babies kommen. Meine Kollege wünscht das nicht. Am Donnerstag nächster Woche treffen wir uns dann wieder zum Integrationstalk im Ankerzentrum.
24.04.19 - Konversations- und Integrationskurs
Es waren tatsächlich die beiden jungen jemenitischen Mütter mit ihren Babies da. Wieder eine irre Mischung an Sprachen heute. Die beiden Frauen haben ja bisher keinen Deutschunterricht gehabt ( sprechen aber gut englisch) und so war heute wieder babylonisches Sprachengewirr. Deutsch - Englisch - Französisch - Russisch. Der junge Kongolese hat die beiden Babies angecharmt. War süß zu sehen. Er möchte Arzt werden und hatte schon angefangen zu studieren. Hoffentlich kann er hier weiter machen. Wir haben über die Europawahl gesprochen. Sie wären froh, wenn sie überhaupt freie Wahlen hätten und können nicht verstehen, dass nur wenige von uns an der Europawahl teilnehmen. Ich habe dafür auch kein Verständnis.
Auf dem Heimweg habe ich noch unseren 2. Bürgermeister, der für den Arbeitskreis Asyl zuständig ist, getroffen. Er hatte ja blöderweise in die Zeitung setzen lassen, dass ich in meinem Integrationstalk den Leuten "Normen" beibringe. Wie ist es denn auf diesen Blödsinn gekommen? Naja. Nix naja, Normen brauchen wir fürs Klopapier usw. aber nicht für Menschen. Er hatte dann aber wohl doch ein schlechtes Gewissen und hat mir versprochen, dass ich, wenn ich mal eine Runde Eis spendiere, das Geld wieder bekommen kann. Geht doch.
28.04.19 - voriger Beitrag. Alles blödes Geschwafel. Am Freitag stand in der Zeitung, dass sich Politik, große und kleine, Leitung des Ankerzentrum, Nachbarn vom Ankerzentrum und "wenn die Zeitung kommt, bin ich auch da". Und was muss ich lesen: " wir lehren im Rahmen der Integrationsgespräche "wie man sich benimmt".
Ich klebe jetzt noch an der Decke. Nein, das biete ich nicht an. Ich erkläre ihnen, wie es bei uns läuft, bzw, laufen sollte, wenn sich alle Deutschen und alle hier arbeitende Osteuropa daran hielten. Das alles erleichtert ihnen das Leben hier.
Ich musste mich aber auch fragen lassen, warum die Deutschen so wenig hilfsbereits sind. Und da meinten sie nicht ihnen gegenüber, sondern untereinander. Nachdenkenswert.
29.04.19 - Treffen der Sprachpaten
Da tauschen wir uns aus, was so gelaufen ist und was ansteht. Jeder kann sagen, wo er noch unterstützung braucht usw. Auf jeden Fall haben wir einen großen Mangel an Sprachpaten. Ich habe dann so von den letzten Wochen erzählt, auch über was ich mich aufgeregt habe - sie hier ein paar Tage zu vor.
Leider ist der 2. Bürgermeister, obwohl zugesagt, nicht gekommen. Schade, schade.
Einer meiner Kollegen ist wohl von mir überfordert. Meine Art mit den jungen Leuten umzugehen, ist absolut nicht seine. Er hätte gerne "Benimmerziehung und Normen". Etwas wo es mir die Haare aufstellt. Und dann quatsche ich auch noch ungefrage dazwischen. So was geht ja gar nicht.
Aber die Schüler sagen mir, bei ihm macht es keinen Spaß. Er würde das "muss es ja auch nicht".
30.04.19 - Computersprachkurs
So groß scheint der Spaß bei mir auch nicht zu sein, es waren nur 3 da. 2 Kongolesen und ein "Südkoreaner". Ganz interessant. Kann schon sehr gut Deutsch genauso wie der junge Kongolese.
Am Donnerstag gehe ich mit beiden zu meinem Kollegen, der sie zur B1/B2 puscht. Er ist fantastisch.
02.05.19 Ich bin mit den beiden jungen Männern zu meinem Kollegen, von dem Koreaner habe ich schon eine positive Rückmeldung erhalten. Das freut mich.
Integrationstalk im Ankerzentrum
Es ging schleppend los, weil die meisten den Termin vergessen hatten. Der Sierra Leoner war kurz da, ging aber nach einer
Weile wieder. Er arbeitet ja jetzt auch im Computerklassenzimmer. Mal sehen, wie lange es dauert bis auch er wieder verlegt wird.
Es war ein neuer Nigerianer da. Schon mehrere Monate da, es dauert immer bis sie sich vond den Strapazen der Flucht erholt haben.
Ansonsten waren von der alten Truppe nur noch die Jemeniten da, allerdings auch ein paar neue. Zu Beginn war eine Nigerianerin mit kleinem
Jungen da. Der hat den halben Raum zerlegt, so dass sie auf meine Bitte hin ihn etwas "ruhig zu stellen", das Treffen verlassen hat. Sie haben wirklich
kein Interesse an ihren Kindern. Ein Glück, dass wir bei dem Workshop der Caritas über dieses Verhalten aufgelärt wurden.
Themen:
Zeitempfinden - sehr unterschiedlich
Zustand hier von anfangs euphorisch bis zur totalen Verweigerung wegen der dicken Mauern, gegen die sie anrennen müssen.
Ramadan war ein Thema. Beginnt ja am Sonntag. Für die Jemeniten noch schwieriger. Sie dürfen nachts nichts kaltes essen, alles muss
gekocht sein. Sie sagten mir, dass sich die Camp-Leitung bemühen wird, einen Weg zu finden.
Was bedeutet Brutto-Netto-Gehalt - das gab große Augen
Dann habe ich nochmal darauf hingewiesen, dass sie für einen Transfer genügend Gepäckstücke brauchen
Ich habe ihnen unser Schulsystem erklärt. Auch ,dass sie sich nicht von der Lehrern einreden lassen sollen, dass ihr Kind wegen seiner
Herkunft nicht für eine höhere Schule geeignet ist. Sie hatten alle auf Gymnasium für ihre Kinder gehofft. Alle sind auf der Mittelschule - aber hier habe ich ihnen erklärt, dass wir glücklicherweise ein durchlässiges System haben. Aber sie müssen für ihre Kinder kämpfen.
Für später, wenn sie nicht mehr im Camp sind, habe ich ihnen geraten, kein Wasser in Flaschen zu kaufen, sondern das aus der Leitung zu nehmen.
9 l aus der Flasche kosten ca. 5 Euro und das reicht für eine Person 1 Woche. Für denselben Betrag reicht Leitungswasser 5,3 Jahre. Es gab
gleich ein paar Mathematiker, die das für die ganze Familie errechnet haben.
Ich habe meine Handy Nr. angeschrieben, damit sie mich auch außer der Zeit erreichen können. Einer braucht eine Übersetzung, Brief schickt
er mir zu.
Dann habe ich um die Fotos vom Stadtrundgang gebeten. Ich warte noch darauf.
Es ging bis ca. 18.15 Uhr und dann habe ich auf dem Gang auch noch einen ehemaligen Kursteilnehmer getroffen. Er hat Bleibereicht und Arbeitserlaubnis. Gerade hat er die Prüfung zuB2 gemacht. Ergebnis steht noch aus. Der auch entsetzt war, dass ihm Netto nicht so viel
übrig bleibt. Er fragte, ob er nicht auf die Versicherungsbeiträge verzichten kann. (das veranlasst mich, das Thema Solidargesellschaft beim nächsten
Integrationsgespräch anzusprechen).
Und einen aus der GU habe ich dann da auch noch getroffen.
Um 19 Uhr war ich dann zuhause.
FAZIT: wir hätten diese Gespräche schon viel früher anbieten müssen
03.05.19
Gerade war mein "Enkel" da. Er leidet sehr unter seiner ungeklärten Lage. Allerdings musste ich ihm auch klar machen, dass Termine mit mir eingehalten werden müssen. Hoffentlich hat es was gebracht. Aber wir verstehen uns trotz allem sehr gut.
04.05.19
Heute morgen habe ich einen Anruf von einem Kongolesen bekommen, der schon vor einem Jahr verlegt wurde. Weihnachten hatten wir den letzten Kontakt. ich war immer ein Bindeglied zwischen ihm und seinem Anwalt. Er hatte große Probleme auch mit seiner Familie im Kongo und war manchmal am Rande eines Zusammenbruchs. Viel konnte ich ihm nicht helfen, aber ich war für ihn da. Er konnte sich zumindest ausheulen.
Jetzt wohnt er bei Dachau und hat einen Job, das meiste Geld schickt er seiner Frau und seinen beiden Kindern. (Er vermisst sie so).
Er spricht schon ganz gut Deutsch. Er hat mir gesagt, dass er nie vergessen wird, wie sehr ich ihm geholfen habe und dass ich ihm auch den Fortgeschrittenenkurs für Deutsch bei meinem Kollegen empfohlen hatte. Er hat viele Flüchtlinge angesprochen und gefragt, aus welchem Sammellager sie kommen. Und wenn sie Waldkraiburg sagen, fragt er, ob sie mich kennen, Ja, ja Eva - ganz toll,
Ist das nicht schön?
Was mir noch gut getan hat: Weisst Du, egal, was wir machen, wie faul oder albern, egal was immer, Du warst immer für uns da. Du läßt niemand fallen.
Das ist mir auch sehr wichtig. Diese Menschen haben so viel auf sich genommen um zu uns zu kommen. Wir sollten die Vielfalt genießen, auch wenn wir sie nicht immer gleich verstehen. Sie haben ja mit uns die gleichen Probleme - also packen wir es gemeinsam an.
05.05.19
1. Verkaufsoffener Sonntag. Ich habe mich mit meiner Schwester verabredet. Auf dem Weg in die Stadt Teilnehmer des Integrationstalks im Ankerzentrum getroffen. Einer hatte einen Freund dabei, er sucht eine Wohnung. Habe ich an die Caritas weitergeleitet.
2.Das ist der Geburtstag meines Schützlings und Freundes in den USA. Es wundert mich immer wieder, dass sein Geburtstag auf den Todestag meines Mannes fällt. Er soll mich wohl trösten. Ich hatte vor 10 Tagen einen Geburtstagsgruß abgesandt und der kam doch tatsächlich pünktlich zum Geburtstag an. Er hat sich sehr gefreut und die Karte mit ins Bett genommen und in den Geburtstag hineingeschlafen. Es gab nur meine Geburtstagsgrüße.
06.05.19
Er musste ja am Geburtstag arbeiten. Aber gestern haben wir dann wieder geskypt. Bis 19 Uhr ging Skype ja nicht. Ich habe H. aus Uganda gefragt, ob er mir helfen kann. Macht er. Ist das nicht toll? ein junger Mann aus Uganda hilft mir, damit ich mit meinem Freund aus Nigeria skypen kann.
Es war für H. ein besonderer Tag. Der erste Tag seines Praktikums. Alles war so fremd. Und obwohl er schon sehr gut Deutsch spricht, war es doch schwierig alles zu verstehen. Nach dem Praktikum ging er dann auch noch zum Deutschunterricht und danach kam er auch noch zu mir. Klasse.
Dafür gab es aber auch ein Abendessen und Kuchen. Davon mehr, damit er heute was zur Brotzeit hat. In die Kantine gehen, kann er sich nicht leisten.
Heute Nacht: nach Mitternacht schreibe ich mir immer mit meinem Freund eine kleine Nachricht. Ich schau dann nachts irgendwann mal aufs Handy und bin beruhigt, wenn seine Nachricht da ist. Allerdings war auch eine Whatsapp eines jungen Mann aus dem Ankerzentrum da, der um Hilfe gebeten hat.
Warum nachts? Weil er Muslim ist. Die schlafen nachts nicht während des Ramadan. Also habe ich mir die Nachricht angesehen und dann auch geantwortet. Aber mitten in der Nacht englische Nachrichten schreiben macht wach. So habe ich einige Stunden wachgelegen. Es ging mir dann alles im Kopf rum.
Morgens bin ich dann nicht aus dem Bett gekommen.
Für ihn habe ich dann heute morgen alle Papiere, die er mir nachts geschickt hat, an den Anwalt weitergeleitet. Morgen treffen wir uns dann, damit ich erst mal Einspruch beim Verwaltungsgericht einlegen kann. Vielleicht liegt auch morgen schon eine Antwort vom Anwalt vor. Der -Einspruch muss innerhalb einer Woche erfolgen, inkl. Wochenende - es pressiert also.
07.05.19 - Im Computersprachkurs war heute wieder die Welt bei uns: 2 x Congo, 1 x Aserbaidschan, 1 x Südkorea, 1 x Tschetschenien. Einige konnten wegen Krankheit nicht kommen. Aber ich glaube, sie haben Probleme mit dem Föhn gehabt.
08.05.19 - was für ein Tag
Gleich um 8 Uhr habe ich mit einer Firma in Schrobenhausen telefoniert, die meinem Schützling (MS) dort einen Minijob angeboten hat. Scheint alles ok zu sein, man wartet nur noch auf das OK vom Landratsamt.
Dann bin ich zum Markt und zu meinem "Weibertratsch". Das ist das einzige, wo ich mich privat mit anderen treffe. Aber ich war kaum dort, kam die Nachricht vom Anwalt, dass wir um 12 Uhr 30 einen Termin haben können, sonst geht es in dieser Woche nicht mehr und dann ist der Termin für den Einspruch verstrichen. Das BAMF legt diese Termine extra so knapp, damit keine Zeit für einen Einspruch bleibt. Saubande
Also musste ich den jungen Mann SK aus Sierra Leone im Ankerzentrum erreichen. Ist nicht so einfach, denn dort gibt es kein WLAN. Aber wir korrespondieren ja alle über Whatsapp. Musste also hoffen, dass er in das Gebäude gegebenüber geht, wo die Kurse stattfinden, da gibt es WLAN.
Dann habe ich jemand gebraucht, der uns in den Nachbarort zum Anwalt fährt. Meine Schwester kann aber mittwochs nicht, sie geht da arbeiten - Rente aufstocken. Also habe ich versucht, einen unserer Häuptlinge zu erwischen. Hat geklappt, er hat es dann auch geschafft, den jungen Mann zu erreichen.
ich hatte meinen Kollegen gebeten, dem jungen Mann zu sagen, 70 € und alle Papiere mitzubringen. Das hatte er aber nicht gemacht.
Mein Büro war an diesem Vormittag im Cafè, in dem wir uns immer treffen. Aber dann hat es pressiert nach Hause zu kommen. Auf dem Weg heim, habe ich dann noch eine ehemalige syrische Schülerin mit ihrem Baby getroffen. Sie bekommen jetzt eine Wohnung in Waldkraiburg. Ihr Mann war gerade beim Einwohnermeldeamt. Wir wollen uns nach ihrem Umzug einmal treffen. Ich bekam den Hinweis von anderer Seite, mich nicht ausnutzen zu lassen.
Also heim, alles zusammengepackt, was ich auch für den Konversations- und Integrationskurs am Nachmittag brauche - ich wusste ja nicht, wie lange es beim Anwalt dauert. Schnell ein paar Erdbeeren in den Mund gesteckt und ein Stück Kuchen gegessen. Um 12 Uhr wurde ich dann abgeholt.
Der junge Mann ist so maulfaul. Schwierig mit ihm zu sprechen. Er ist allerdings krank, leidet unter Kopfschmerzen bis zur Ohnmacht. Er braucht dringend einen Arzt. Bis jetzt hat er noch keinen Termin bekommen. Er ist jetzt gerade mal 18 Jahre und hatte sein Land mit 16 verlassen und war dann über ein Jahr auf Lampedusa. Er hat mir die Verletzungen gezeigt (Bilder und Körper), die ihm andere Mitbewohner des Camps dort zugefügt hatten.
Er sah nur den Ausweg noch mal zu flüchten und kam so mit noch 17 Jahren nach Deutschland. Hier hat sich aber niemand dieses ungegleiteten Jungen angenommen. Auf jeden Fall hat er hier einen negativen Bescheid bekommen, er soll nach Italien zurück.
er war gestern total überfordert. Dabei ist er sehr tüchtig. Hat in den 4 Monaten, die er hier ist, schon gut Deutsch gelernt und unterstützt uns im Computerklassenzimmer bei den Sprachkursen.
Er hatte natürlich kein Geld für den Anwalt dabei, mein Kollege hatte es ihm wohl nicht gesagt. Ich musste mich mit dem Anwalt auf 50 € einigen, weil ich nicht mehr Geld dabei hatte.
Um 14 Uhr waren wir wieder in Waldkraiburg. Also habe ich mich noch mal zuhause absetzen lassen und noch einige Nachrichten mit meinen Schützlingen ausgetauscht. Dann um 20 vor 3 wieder los, quer durch die Stadt zu meinem Kurs. Leider waren nur 4 Leute da. Aber umso mehr können sie lernen.
Auf dem Weg dahin habe ich noch einen Afghanen getroffen, er auch Hilfe braucht, er kommt nächste Woche noch mal.
Schnell noch eine Dose Ölsardinen und Brot gegessen und dann los zum Englischkurs.
Um 20 Uhr war ich dann zuhause. 2 Stunden habe ich dann nur Whatapps beantwortet. Es lagen einige Hilfeschreie vor.
Einen der jungen Leute (SS), so ein netter Kerl aus Nigeria, der vor 2 Wochen verlegt wurde, kam auch nach Schrobenhausen in das 10-Bett-Zimmer. Er ist so unglücklich. Ich habe ihm geschrieben, dass ich diese elende Unterkunft kenne und auch Bewohner. Einer davon war ja über Weihnachten bei mir.
SS hat sich auch beklagt, dass keinerlei Deutschunterricht angeboten wird. Er konnte schon recht gut Deutsch, hat hier keinen Kurs versäumt und auch von uns ein Zertifikat bekommen.
Einer (LA), der schon im vorigen Jahr nach Bad Aibling verlegt wurde und einen Ausbildungsplatz als Pflegehelfer im September beginnen soll, braucht aber einen Abschluss in B2 (B1 hat er schon hier bei meinem Kollegen gemacht). Wegen fehlender Papiere gesteht ihm das Jobcenter aber keinen Sprachkurs für B2 zu. Ohne B2 keine Ausbildung. Ich habe jetzt versucht, ihm weiterzuhelfen - alles gestern Abend.
Dem anderen in Schrobenhausen (SM) habe ich geschrieben, dass er heute den Arzttermin beim Spezialisten in Pfaffenhofen nicht versäumen darf. Ergebnis muss gleich an die UNI-Klinik in Regensburg. Also auch E-Mail-Adresse des Professors durchgegeben, der ihn Ende Mai operieren will, aber vorher das Ergebnis braucht.
Dann kam noch eine Sprachnachricht von einem anderen jungen Mann aus Uganda (HS). Er hat jetzt die Übersetzung der Papiere, die das Verwaltungsgericht auf Deutsch angefordert hat. Wohin damit. Auf jeden Fall erst mal zum Anwalt, nicht direkt ans Gericht. Ok. Macht er.
Vormittags hatte mich schon der Kongolese angeschrieben (HM), der mich auch am Samstag angerufen hatte. Er braucht auch Hilfe. Er geht jetzt in der Nähe von Dachau arbeiten. Er wird sich am Freitag noch mal melden.
Allen, den langweilig ist, engagiert Euch im Ehrenamt für Flüchtlinge.
Jetzt hatte ich für den Ugandaer, der die Lippengaumenspalte hat, alles organisiert, Termine beim Internisten, Vorgespräch beim Operateur, Operationstermin. Gerade kam vom Operateur die Nachricht, dass weder das Vorgespräch noch die OP am vereinbarten Termin stattfinden können.
Der U. hatte den Beginn der Arbeitsaufnahme so gelegt, dass er aus dem Krankenhaus raus ist. Jetzt ist alles durcheinander und kann bedeuten, dass er seine Jobs (1 McDonalds, 1 x Autowerkstatt/Minijob) nicht bekommt. So eine Schei........
09.05.19 - 2 Jahre ist es schon her, dass FO, Nigeria Deutschland wieder verlassen hat. Mir kommt es noch vor, wie gestern. Mittlerweile ist er ja in den USA, weil er in seinem Land wieder seinen Folteren über den Weg gelaufen ist und binnen von Tage das Land verlassen musste. Er hat in den 2 Jahren, bzw. 2 3/4 Jahren (seit er aus Nigeria weg ist) viel erleben müssen. Ich bewundere ihn, wie er das alles hinbekommt. die USA ist ja auch kein tolles Land. Ich möchte da nicht hin. Im Moment teilt er sich eine Wohnung mit Kakerlaken und Ratten. Dafür 600 $ pro Monat.
Was ihm in seinem Land passiert ist, daran erinnert immer noch eine riesige Narbe an Oberarm und Schulter .
Aber er ist sich sicher, dass er es noch in diesem Jahr schafft, mich zu besuchen. Er meint allerdings, dass es wohl bloss eine Woche sein wird, mehr Arbeitsausfall kann er sich nicht leisten. Er arbeitet ja jetzt schon seit fast 1 1/2 Jahren ohne Urlaub, 6 Tage in der Woche, 12 Std. pro Tag. Irre.
10.05.19 - ich dachte, ich hätte heute morgen frei. Aber gestern kam noch ein Anruf von unserer Organisatorin. Sie braucht von mir die nächsten Termine für die Integrationsgespräche. Es müssen neue Aushänge gedruckt werden. Dann Vorschläge, wie wir die Termine besser bekannt machen. Dann wie wir es schaffen, allen, die wieder an andere Orte verlegt wurden, auch wirklich ihre Teilnahmebestätigungen bekommen. Ich hoffe, ich habe ihr gute Vorschläge gemacht.
Dann habe ich mit der Klinik telefoniert, damit "mein" Ugandaer seine Operation der Lippen-Gaumenspalte bekommt. Alles dann an den Hausarzt weiter geleitet, den jungen Mann informiert. Schwupps waren 3 Stunden um.
Ups - da fehlen die Einträge seit dem 11.05. tut mir leid, die werde ich auch nicht mehr so nachholen können. Schade.
mmmmmmmmm